Deutsche Start-ups als Treiber von Innovationen

Virtuelle Produktshow

von - 03.01.2020
Carrypicker
Digitale Spedition: Bei Carrypicker übernehmen Algorithmen die Frachtendisposition - und optimieren so die Lkw-Auslastung.
(Quelle: Carrypicker)
Das Start-up Vuframe entwickelt seit 2015 eine App für Augmented Reality (AR) und Virtual Reality (VR). Die Anwendung macht Produkte in der gewünschten Umgebung erlebbar. So sieht man zum Beispiel bereits vor dem Kauf, wie sich ein Sofa zu Hause im Wohnzimmer macht, oder man spaziert virtuell durch eine Wohnung, die man kaufen möchte, noch bevor sie überhaupt gebaut wurde.
Das Geschäftsmodell von Vuframe: Jeder darf die App kostenlos nutzen. Wer dort jedoch Produkte veröffentlicht, zahlt Lizenzgebühren. Zu den mehr als 100 Kunden zählen Branchengrößen wie Siemens, Continental und Krones. Auch der Flughafen München setzt auf die AR-/VR-App: Auf diese Weise lässt sich die Erweiterung von Ladenflächen im Terminal schon vor dem Bau virtuell besichtigen.
Das mit dem Innovationspreis "Handel im Wandel" des Bundeswirtschaftsministeriums ausgezeichnete Start-up sitzt übrigens nicht im einer der Start-up-Me­tropolen - sondern im oberpfälzischen Regensburg. Und hier fühlt sich Gründer Andreas Zeitler auch gut aufgehoben, wie er der "Mittelbayerischen Zeitung" sagte.  Als digitales Unternehmen könne man überall arbeiten. Der Vorteil in Regensburg seien überschaubare Lebenshaltungskosten und ein niedriger Gehaltsspiegel. Hinzu komme: nicht viel Konkurrenz durch andere Start-ups - was in Zeiten des Fachkräftemangels wichtig sei.

Rentablerer Shop mit KI

Das in Berlin ansässige Jungunternehmen AristanderAI hilft E-Commerce-Händlern dabei, ihre Produktpreise zu optimieren und so nach Angaben der Gründer bis zu 15 Prozent mehr Profit zu erzielen. "Wir machen dafür dynamisches Pricing in der Qualität von Amazon für jeden Online-Shop verfügbar, der eben kein Tech-Gigant ist", verspricht AristanderAI-Mitgründer Arne Reichelt.
Arne Reichelt
Arne Reichelt
Geschäftsführer und Gründer von AristanderAI
https://aristander.ai
Foto: AristanderAI
„Es nützt nichts, allein eine tolle Technologie zu haben. Man braucht auch das richtige Branding, Marketing, eine (...) Sales-Strategie, eine effizienten Customer-Support, das richtige Networking und immer auch eine Portion Glück.“
Und so funktioniert das Ganze: Die Technologie von Aris­tanderAI trackt anonymisiert und datenschutzkonform Customer Journeys und Shop-Events und reichert diese Daten mit zusätzlichen Datenquellen an, zum Beispiel Schulferien, Wetter, Feiertagen, Tageszeiten oder Nachrichten. Ein eigenentwickeltes Deep-Learning-Modell verarbeitet diese Daten und aktualisiert so kontinuierlich die Preise im Shop. Dank Plug-and-play soll sich die AristanderAI-Technik binnen kürzester Zeit in bestehende Online-Shops integrieren lassen. Es müssen keine Daten bereinigt oder angepasst werden. Der Betreiber eines Online-Shops eröffnet lediglich ein Konto bei AristanderAI, installiert das Plug-in und sofort lernt das System und stellt dem Online-Shop optimierte Produktpreise zur Verfügung.
AristanderAI wurde 2018 gegründet und ist im vergangenen Jahr an den Start gegangen. Entstanden ist die Idee aus einem konkreten Projektauftrag. Ein großer deutscher Gesundheits-Shop war auf der Suche nach einer Technologie, die das Pricing innovativ automatisiert. "Dafür gibt es aktuell nur wenige sinnvolle Lösungen. Unsere Idee war es, konsequent die Möglichkeiten im Machine Learning auszuloten. Wir wollten ein System, das die Kaufbereitschaft der Shop-Besucher auf Basis ihres Verhaltens präzise ermitteln kann." Mit privatem Funding setzten die Gründer ein Pilotprojekt auf, das im Shop einen Gewinnanstieg von 5 Prozent realisierte - ohne den Umsatz negativ zu beeinträchtigen.
Doch es reiche nicht, als Gründer eine tolle, erfolgversprechende Technologie entwickelt zu haben, gibt Arne Reichelt anderen Start-ups mit auf den Weg. Vielmehr müsse alles passen: "Man braucht auch das richtige Branding, Marketing, eine durchdachte und funktionierende Sales-Strategie, einen effizienten Customer-Support, das richtige Networking und immer auch eine Portion Glück."
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