Digitale Vordenker
Deutsche Start-ups als Treiber von Innovationen
von
Konstantin
Pfliegl - 03.01.2020
Foto: theromb / shutterstock.com
Vom Land der Dichter und Denker zum Start-up-Mekka - die hiesige Gründerszene boomt. Besonders Berlin hat sich inzwischen als Hotspot für Jungunternehmer herauskristallisiert.
Wenn es um Start-ups geht, dann liest man im Moment besonders häufig von der Bank N26. Dabei handelt es sich quasi um "das" deutsche Vorzeige-Start-up. Die 2013 gegründete Smartphone-Bank hat seit der Produkteinführung im Jahr 2015 nach eigenen Angaben weltweit mehr als 3,5 Millionen Kunden gewinnen können - und ist mit einer Bewertung von über 3 Milliarden Euro zum wertvollsten Start-up Deutschlands aufgestiegen. Damit spielen die Berliner Gründer mittlerweile in derselben Einhorn-Liga wie frühere Start-ups aus dem Silicon Valley wie Uber oder Facebook. Als Einhörner, sogenannte Unicorns, bezeichnet man junge Unternehmen, die mindestens eine Milliarde Dollar wert sind.
Auch wenn N26 das wohl bekannteste deutsche Einhorn-Beispiel ist, es ist mitnichten das einzige. So kommen etwa der Bekleidungsversender AboutYou und Celonis, ein Anbieter von Software für das Prozess-Management, ebenfalls auf eine Milliarden-Bewertung. Nicht nur im US-amerikanischen Silicon Valley entstehen also erfolgreiche Start-ups, sondern auch im deutschsprachigen Raum - von hier kommen immer öfter clevere Geschäftsideen.
Status quo in Deutschland
Vor allem Berlin hat sich in den letzten Jahren als wichtiger Standort für Start-ups etabliert. Und die Bundeshauptstadt hat beste Aussichten, sich zur führenden Gründermetropole in Europa zu entwickeln.
Laut dem "Start-up-Barometer Deutschland" der Unternehmensberatung Ernst & Young vom Juli 2019 entfielen rund 40 Prozent aller Finanzierungsrunden auf Gründer in der Bundeshauptstadt, gefolgt von Bayern und Nordrhein-Westfalen. Vor allem das Geld der Investoren landet in der Spree-Metropole: So erhielten die Berliner Start-ups satte 76 Prozent des gesamten in deutsche Start-ups investierten Risikokapitals des ersten Halbjahrs 2019 in Höhe von rund 2,8 Milliarden Euro. Bayern, Deutschlands Start-up-Standort Nummer zwei, folgt mit gerade einmal 7 Prozent der eingesammelten Investitionssumme.
Wenn es um die Branchen geht, in denen besonders gerne gegründet wird, dann haben die Entrepreneure laut der aktuellen Studie "Deutscher Startup Monitor 2019" von PricewaterhouseCoopers eine ganz klare Präferenz: Knapp ein Drittel der Start-ups ist im Bereich Informations- und Kommunikationstechnologie tätig, gefolgt von Ernährung und Konsumgüter sowie Medizin beziehungsweise Gesundheitswesen. Erstaunlich: Die in Sachen Digitalisierung starke Landwirtschaft scheint für Gründer wenig interessant zu sein. Lediglich knapp 2 Prozent der Start-ups sind in diesem Bereich unterwegs.
Cloud- und KI-Boom
Unabhängig von der Branche setzen die meisten hiesigen Gründer bei ihren Geschäftsmodellen in erster Linie auf die Bereiche Software as a Service (SaaS) und Online-Plattformen, also Apps, Cloud-Dienste oder Webseiten. Fast zwei Drittel der von PricewaterhouseCoopers untersuchten deutschen Start-ups sind einem digitalen Geschäftsmodell zuzuordnen.
Vor allem Künstliche Intelligenz (KI) eröffnet den Jungunternehmern neue Möglichkeiten hinsichtlich ihres Geschäftsmodells. So geben über 40 Prozent der Befragten beim "Startup Monitor 2019" an, dass der Einfluss von KI auf ihr Geschäftsmodell "groß" bis "sehr groß" ist. Andere Boom-Technologien wie Augmented Reality (AR) beziehungsweise Virtual Reality (VR) sowie die Blockchain wirken sich bislang noch wenig auf die Geschäftsmodelle aus.
Diese Zahlen bestätigt auch UnternehmerTUM, das Zentrum für Innovation und Gründung an der Technischen Universität München. Dessen KI-Initiative appliedAI erstellt regelmäßig eine Liste mit Start-ups in Deutschland, die KI in signifikantem Umfang einsetzen. Während diese Liste 2018 noch 132 junge Unternehmen verzeichnete, waren es im vergangenen Jahr bereits 214 - ein Plus von 62 Prozent.