SDDC macht das Rechenzentrum programmierbar

Eigenbau vs. Fertiglösung einer SDDC-Umgebung

von - 25.06.2015
Unternehmen und Service-Provider, die ein Software-defined Data Center in Betracht ziehen, haben im Wesentlichen drei Optionen: den Aufbau einer SDDC-Umgebung in Eigenregie, den Kauf einer Fertiglösung oder die Orientierung an der Referenzarchitektur eines Anbieters.
Wünsche an ein SDDC: Besonders wichtig sind aus Sicht von IT-Fachleuten Funktionen wie ein zentrales Management und die Möglichkeit, Workloads und Anwendungen flexibel bereitzustellen.
Wünsche an ein SDDC: Besonders wichtig sind aus Sicht von IT-Fachleuten Funktionen wie ein zentrales Management und die Möglichkeit, Workloads und Anwendungen flexibel bereitzustellen.
Beim Do-it-yourself-Ansatz stellt der Anwender die IT-Komponenten selbst zusammen und integriert sie. Als Basis­elemente kommen beispielsweise Open-Source-Lösungen wie OpenStack in Betracht, außerdem OpenFlow-basierte Controller für den Aufbau eines Software-defined Networks. Im Bereich Software-defined-Storage gibt es neben OpenStack Open-Source-Lösungen wie Ceph und GlusterFS.
Ein Vorteil eines selbst konzipierten Software-defined Data Centers ist, dass die IT-Abteilung frei wählen kann, welche IT-Komponenten sie im SDDC verwenden möchte, beispielsweise preisgünstige Standard-Server auf x86-Basis. Man begibt sich nicht in die Abhängigkeit von einem einzigen IT-Anbieter.
Der Haken bei diesem Ansatz: Er erfordert profundes Fachwissen in unterschiedlichen IT-Fach­bereichen. Und das dürfte nicht in jedem Unternehmen vorhanden sein. Daher sind es derzeit häufig Betreiber von Mega-Rechenzen­tren wie Google, Amazon oder Facebook, die diesen Weg beschreiten.
Beim Kauf einer Fertiglösung kommen Appliances wie EVO:RAIL von VMware infrage. Auch die Converged Systems (siehe dazu den Abschnitt auf Seite 98) sind tenden­ziell eher Fertiglösungen, obwohl Firmen wie VMware oder Cisco mit Application Centric Infrastructure (ACI) ihre Produkte gern auch als SDDC-Blaupausen vermarkten.
Optionen: Wenn Unternehmen keine Fertiglösung anschaffen wollen, können sie ihr SDDC selbst zusammenstellen oder Converged-Systeme auf sich zuschneiden.
Optionen: Wenn Unternehmen keine Fertiglösung anschaffen wollen, können sie ihr SDDC selbst zusammenstellen oder Converged-Systeme auf sich zuschneiden.
Mittlerweile bieten außerdem eine Reihe von IT-Unternehmen Referenzarchitekturen an, auf deren Basis ein Unternehmen ein SDDC implementieren kann. HPs Lösung wurde bereits erwähnt. Ein weiteres Beispiel ist die Foundation Infrastructure Reference Architecture von EMC, VMware, Pivotal und RSA. Mit ihr können Anwender eine Hybrid-Cloud aufbauen, die Infrastrukturdienste (Infrastructure as a Service, IaaS) und darauf aufsetzende IT-Dienste bereitstellt. Die Grundlage bilden Storage- und Backup-Produkte von EMC, etwa die Storage-Virtualisierungslösung ViPR. Hinzu kommt VMwares Virtualisierungs- und Managementsoftware.
Den Markt der SDDC-Referenzmodelle dominieren derzeit Produkte auf Basis der Virtualisierungssoftware von VMware in Verbindung mit Storage-, Server- und Netzwerk-Hardware unterschiedlicher Hersteller. Beispiele sind die Dell-VMware Reference Architecture, Fujitsus vCloud-Lösung, das SDDC-Konzept von Brocade und VMware sowie die FlexPod-Architektur von Cisco, VMware und dem Storage-Spezialisten NetApp.
Konkurrenten von VMware im Virtualisierungsbereich wie Citrix haben Gegenentwürfe entwickelt oder tun dies gerade. Citrix, das mit XEN eine eigene Virtualisierungsplattform besitzt, schickt beispielsweise CloudPlatform ins Rennen. Mit der Übernahme der Firma Sanbolic im Januar 2015 hat Citrix Know-how im Bereich Storage-Virtualisierung erworben und eine Lücke in seiner SDDC-Strategie geschlossen.
Eine Referenzarchitektur bietet zwar weniger Gestaltungsräume als der Do-it-yourself-Ansatz. Dafür erhält der Nutzer eine Architektur, deren Komponenten bereits aufeinander abgestimmt sind. Das vereinfacht die Implementierung. Allerdings besteht das Risiko, dass sich ein Unternehmen dadurch an einen oder wenige Anbieter bindet, Stichwort Vendor Lock-in. Neben technischen Aspekten müssen auch diese Punkte im Vorfeld sorgfältig abgewogen werden.

Converged Systems

Hyper-Converged Systems: Hyperkonvergente Systeme versprechen die perfekte Skalierbarkeit für alle Standardaufgaben im Rechenzentrum.
Hyper-Converged Systems: Hyperkonvergente Systeme versprechen die perfekte Skalierbarkeit für alle Standardaufgaben. Mehr dazu lesen SIe in unserem Beitrag „Datenzentren im Rack-Format machen flexibel“.
(Quelle: shutterstock / Aqwees / Ovchinnkov Vladimir)
Eine Mischung aus Eigenbau und Fertiglösung sind Converged Systems. Sie zeichnen sich dadurch aus, dass sie Storage, Rechenleistung, Netzwerkkomponenten und Management in einer Box bieten. Bei Hyper-Converged-Infrastructure-Plattformen kommt noch Virtualisierungssoftware hinzu.
Ob es sich bei Hyper-Converged Systems wirklich um softwarebasierte Rechenzentren oder nur um Bausteine handelt, mit denen sich ein SDDC aufbauen lässt, ist umstritten. De facto stellen etliche dieser Systeme zentrale Funktionen eines SDDC bereit, allerdings oft um den Preis, sich auf die Lösung eines bestimmten Anbieters zu fixieren. Dies gilt insbesondere für das Management des Systems und der IT-Ressourcen.
Hersteller solcher Systeme sind unter anderem VCE mit Vblocks, Nutanix (Virtual Computing Plaform NX), HP (ConvergedSystem) und EMC (VSPEX). Gartner zählt zudem Cisco-NetApp (FlexPod), Oracle, IBM und Dell zu den führenden Anbietern.
Mit Hilfe solcher Systeme lässt sich in kurzer Zeit eine softwarebasierte IT-Infrastruktur aufbauen. Allerdings handelt es sich bei einem Gutteil dieser hoch integrierten Plattformen nicht um monolithische Blöcke. Vielmehr arbeiten sie mit Hard- und Softwarekomponenten unterschiedlicher Hersteller zusammen. Ein Beispiel dafür ist IBM PureFlex Systems.
Noch offener gibt sich die US-Firma Springpath, die Anfang 2015 an die Öffentlichkeit trat. Ihre Springpath Data Platform soll unterschiedliche Server- und Storage-Architekturen und Virtualisierungsplattformen unterstützen, etwa VMware, KVM und Microsoft Hyper-V.
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