SDDC macht das Rechenzentrum programmierbar
Open Source vs. proprietäre SDDC-Lösungen
von Bernd Reder - 25.06.2015
Allein aufgrund der hohen Komplexität eines softwarebasierten Rechenzentrums ist ein effizientes Management unverzichtbar. Das sehen auch die Anwender so. Laut einer Studie der Beratungsgesellschaft EMA ist für 49 Prozent der Unternehmen eine zentrale Managementkonsole ein Muss-Kriterium. Fast 44 Prozent betrachten Funktionen für die Orchestrierung und die automatische Bereitstellung von Anwendungen über die Grenzen von IT-Silos hinweg als wichtig.
Bei Managementlösungen stehen mehrere Alternativen zur Auswahl. Eine ist das Open-Source-Framework OpenStack. Es wurde für die Verwaltung von Cloud-Computing-Umgebungen konzipiert und besteht aus mehreren Modulen. Swift ist etwa für die Bereitstellung von Software-defined Storage zuständig, Nova für die Verwaltung der Computing-Kapazitäten, speziell der Virtual Machines. Neutron wiederum ist die OpenStack-Komponente, mit der sich softwarebasierte Netzwerke (SDN) konfigurieren lassen.
Ein besonderer Pluspunkt von OpenStack ist, dass das Framework mit unterschiedlichen Hypervisors, Storage-Architekturen und Netzwerkkomponenten zurechtkommt. Das ist bei herstellerspezifischen Management-Tools naturgemäß nicht in demselben Maß gegeben.
Auf eigene Managementwerkzeuge setzt dagegen VMware, der Anbieter der immer noch marktführenden Virtualisierungsplattform für Unternehmens- und Cloud-Rechenzentren. Sie sind in der vRealize Suite zusammengefasst. Dazu zählt vRealize Operations für das Performance-, Konfigurations- und Kapazitätsmanagement von softwarebasierten Rechenzentren und Cloud-Umgebungen. vRealize Automation wiederum ermöglicht es Anwendern, aus einem Servicekatalog Infrastruktur-Services und Platform-as-a-Service-Angebote auszuwählen. Diese werden anschließend weitgehend automatisch bereitgestellt.
Nach Einschätzung von Bernd Harzog, Chef von APM-Experts, verfügt VMware gegenwärtig über die umfassendste Management- und Automatisierungslösung für SDDC. Allerdings haben auch andere Hersteller ihre Management-Tools für softwarebasierte und virtualisierte IT-Umgebungen aufgerüstet oder tun dies gerade. Ein Beispiel ist die Infrastrukturverwaltung HP OneView. Zusammen mit hauseigenen Storage-Systemen, Blade-Servern, Netzwerkprodukten und HP Virtual Connect bietet HP OneView als Komplettlösung für den Aufbau eines SDDC an. Virtual Connect ist dabei eine Technik für die Virtualisierung von Netzwerkadaptern für Server-Systeme.
Ein Beleg dafür, dass sich im Bereich SDDC-Lösungen noch keine „Produktsilos“ gebildet haben, ist die Kooperation von VMware und HP. Beide kündigten im Sommer 2014 an, dass HPs SDN-Controller Virtual Application Network (VAN) mit VMwares Netzwerkvirtualisierungs-Plattform NSX zusammenarbeiten wird. Zudem unterstützt HPs Helion OpenStack die NSX-Linie und Virtualisierungsplattform vSphere von VMware. Helion OpenStack ist die Open-Source-Version der Cloud-Plattform von HP. Vergleichbare Partnerschaften haben etliche Hersteller mit VMware geschlossen, etwa Brocade, Dell und Fujitsu. Brocade stellt beispielsweise mit VDX eine Ethernet-Fabric-Plattform für VMware NSX bereit.
Dell und Fujitsu wiederum zählen, neben Firmen wie Supermicro und EMC, zu den Herstellern der EVO:RAIL-Appliance von VMware. Dabei handelt es sich gewissermaßen um ein softwarebasiertes Rechenzentrum von der Stange. Die Appliances kombinieren Rechenleistung (Server) und Netzwerk- und Storage-Kapazitäten mit Virtualisierungs- und Managementsoftware. Die Software stammt von VMware, die anderen Komponenten liefern die genannten Anbieter. Das Ziel: Anwendern einen möglichst einfachen Umstieg auf ein SDDC zu ermöglichen.