iPaaS bei Daten und Anwendungen

Daten und Prozesse

von - 15.02.2021
Um eine Brücke zwischen Anwendungen, Daten und Geschäftsprozessen zu schlagen, die auf unterschiedlichen Plattformen zu Hause sind, greifen Integrationsplattformen wie iPaaS auf Konnektoren und Application Programming Interfaces (APIs) zurück. Vereinfacht gesagt stellt ein Konnektor Funktionen bereit, mit deren Hilfe Anwendungen und Services mit anderen Applikationen und Diensten kommunizieren können. iPaaS-Plattformen stellen meist eine Vielzahl von Standardkonnektoren zur Verfügung, etwa für gängige CRM- und ERP-Anwendungen und für Kommunikationsprogramme wie E-Mail.
Um unternehmensspezifische Anforderungen zu erfüllen, sollten Entwickler zudem die Möglichkeit haben, maßgeschneiderte Konnektoren zu erstellen. Die Basis dafür sind vorhandene APIs und Service-Definitionen auf Basis von JSON (Javascript Object Notation) und SOAP (Simple Object Access Protocol). Damit Anwendungen und Services miteinander kommunizieren können, muss eine Integrationsplattform außerdem umfassende Data-Mapping-Funktionen bereitstellen. Mit ihnen können Entwickler Datenmodelle für Integrationen erstellen. Damit lassen sich beispielsweise die Datenstrukturen einer cloudbasierten CRM-Software mit denen einer CRM-Anwendung im eigenen Data-Center in Einklang bringen.
Michael Pietsch
Michael Pietsch
Regional Director DACH bei Dell Boomi
https://boomi.com/de
Foto: Dell Boomi
„iPaaS muss als Standard-Plattform für eine schnelle Integra­tion von Anwendungen im Unternehmensrechenzentrum, also On-Premise, und von cloudnativen Applikationen gesetzt sein. “
Ein weiteres zentrales Element einer iPaaS-Lösung sind konfigurierbare Auslöser (Trigger) für Workflows. Ein Prozess sollte sich über eine API starten lassen und zudem bei Eintreten eines bestimmten Ereignisses oder auf Basis eines Zeitplans. Ein Beispiel: Ein Neukunde bestellt über ein Online-Shopsystem wie Magento eine Ware. Das löst mehrere Prozesse aus: Der Kunde wird neu in einem cloudbasierten CRM-System (etwa Salesforce) angelegt. Per E-Mail erhält er eine Bestätigung, dass der Auftrag einging und er als Neukunde registriert wurde. Die Abwicklung des Bestellvorgangs bis hin zur Übergabe der Ware an ein Logistikunternehmen erfolgt über Microsoft Dynamics 365. Für das Ausstellen der Rechnung ist wiederum eine Lösung von SAP zuständig, die im hauseigenen Rechenzentrum läuft. Das heißt, es müssen viele Anwendungen zusammenspielen, sowohl Cloud-Applikationen als auch solche im Firmenrechenzentrum, um den Bestellvorgang durchzuführen.
iPaaS und Enterprise Service Bus
Für die Integration von Anwendungen und Daten nutzen etliche Unternehmen serviceorientierte Architekturen (SOA) in Verbindung mit einen Enterprise Service Bus (ESB). Dieser Ansatz ist bereits seit mehreren Jahrzehnten verfügbar, hat sich jedoch wegen der hohen Komplexität nur in einigen Branchen durchsetzen können, etwa in der hoch vernetzten Automobilsparte.
Nutzer des ESB-Konzepts müssen allerdings nicht fürchten, dass durch iPaaS die Investitionen in den Servicebus obsolet werden. „Ein ESB-System ist On-Premises-Software, um Daten von verschiedenen Punkten zu verbinden“, sagt Michael Pietsch von Dell Boomi. Die Transformation der Daten ist Aufgabe der verknüpften Applikationen. Traditionell findet ESB vorrangig Verwendung zur Integration von On-Premises-Applikationen, wo es laut Pietsch meistens auch gut vertikal skaliert. „iPaaS dagegen ist eine Cloud-native Plattform, die neben dem Überblick über alle angeschlossenen Applikationen auch alle Komponenten zur Implementierung der Integrationen zwischen On-Premises- und Cloud-Systemen bereitstellt.“
Höherer Standardisierungsgrad
Ein weiterer Unterschied ist, dass iPaaS stärker standardisiert ist als ESB, so Dr. Kuntz von Seeburger. „Wählt man eine Technologie mit einem höheren Standardisierungsrahmen wie iPaaS, kann sie helfen, die über viele Jahre gewachsene Prozesskomplexität, die oft veraltete Lösungen beinhaltet, zu reduzieren.“ Dadurch werde das Gesamtsystem nicht nur schneller, sondern auch zuverlässiger. „Es ist dann bisschen so, als würde man nach vielen Jahren die Kellerwerkstatt entrümpeln, um mehr Platz, Übersicht und Bewegungsfreiheit zu schaffen.“
In der Praxis kommt es meist zu einer Koexistenz beider Ansätze. „Vor allem größere internationale Unternehmen mit vielseitigen Integrationsanforderungen können von der Nutzung kombinierter Ansätze profitieren“, so Martin Kuntz. Dies sieht auch IBM so: „IPaaS Lösungen können bestehende ESB-Lösungen durch ihre Agilität in der Erstellung von Lösungen, durch ihre Nähe zu den Fachbereichen und durch ihre niedrigen Einstiegshürden ergänzen, wenn es auf der iPaaS Plattform passende Eingangs- oder Ausgangsadapter zu den bestehenden ESB-Lösungen gibt“, erläutert Jörg Wende. Dies können Adapter zu Nachrichtensystemen wie IBM MQ oder Apache Kafka sein.
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