iPaaS bei Daten und Anwendungen

Im  Gespräch  mit Matthias Rippert von der Software AG

von - 15.02.2021
Matthias Rippert
Matthias Rippert: Vice President und Senior Director Presales bei der Software AG
(Quelle: Software AG )
Bislang lag es an der klassischen Middleware, die unterschied­lichen Anwendungen und Datenbestände zusammenzubringen. Doch mit dem Vormarsch von Cloud-Anwendungen reicht das nicht mehr aus. Jetzt übernimmt Integration Platform as a Service eine zentrale Rolle, erläutert Matthias Rippert, Vice President und Senior Director Presales bei der Software AG.
com! professional: Herr Rippert, warum gewinnt iPaaS aus Ihrer Sicht derzeit in so starkem Maß an Bedeutung?
Matthias Rippert: Cloud-Computing verändert seit ein paar Jahren die Art, wie Unternehmen ihre IT implementieren: Software, Daten und Rechenleistung werden nicht im firmeneigenen Rechenzentrum betrieben, gespeichert und bereitgestellt, sondern verteilt. Und selbst diese Verteilung kann in Schichten zusammengesetzt werden, wobei Platform as a Service die mittlere Schicht im gesamten Stack darstellt. iPaaS löst die Integrations-Middleware der einstmaligen Firmenrechenzentren ab. Genau genommen ist iPaaS nicht die Ablösung dieser Technologie, sondern eine notwendige Erweiterung, um die hybriden Anwendungslandschaften aus privaten Rechenzentren, Private Clouds und der Public Cloud leistungsstark und skalierbar zu betreiben.
com! professional: Welche Vorteile bringt Integration Platform as a Service im Detail den Nutzern?
Rippert: Eine iPaaS-Plattform optimiert alle möglichen Integrationsanforderungen: Cloud-to-Cloud, Cloud-to-On-Premise, On-Premise-to-Cloud und auch On-Premise-Integrationen ohne Cloud-Anteile. Jede Spielart wird bei modernen Anwendungen benötigt. Der wichtigste Nutzen einer kompletten iPaaS-Lösung besteht darin, dass immer der optimale Ansatz für das Zusammenspiel der Software-Komponenten gewählt werden kann. Reine Cloud-Integrationen können in der Cloud implementiert werden, reine On-Premise-Applikationen müssen nicht den Umweg über die Cloud nehmen, um zusammenzuarbeiten. Außerdem erfolgt das Monitoring der Abläufe zentral, und der Betrieb erfordert keine Zusatzanwendungen in „fremden“ Umgebungen und die Unterstützung der relevanten Protokolle.
com! professional: Wodurch unterscheidet sich iPaaS von An­sätzen wie Enterprise Service Bus (ESB)?
Rippert: Ein ESB verbindet in der Regel Anwendungen im Firmenrechenzentrum und wird selbst in einem solchen Data-Center betrieben. Ursprünglich waren Internet- oder Cloud-Erweiterungen nicht vorgesehen. Doch mittlerweile verfügen alle ESB-Implementierungen über entsprechende Erweiterungen. Reine Anbieter von Cloud-Integration konzentrieren sich in erster Linie auf Cloud-Anwendungen und zeigen erhebliche Schwächen, wenn es um die Integration von Eigenanwendungen sowie Mainframe- und anderen Legacy-Systemen geht. iPaaS ergänzt die jeweilige Implementierung um die fehlenden Fähigkeiten und erlaubt die Integration hybrider Anwendungen, deren Software in beiden Welten lebt.
com! professional: Ist eine iPaaS-Plattform nur für größere Unternehmen relevant oder auch für den Mittelstand und kleinere Firmen?
Rippert: iPaaS ist für alle Unternehmen von Bedeutung. Große Unternehmen haben in der Regel umfangreiche Legacy-Systeme, in denen große Teile ihres Geschäftsmodells abgebildet und implementiert sind. Solche Umgebungen werden oft um Cloud-Anwendungen erweitert und sind entsprechend komplex. Ohne iPaaS sind Veränderungen des Geschäftsmodells und daraus folgende Anpassungen und Erweiterungen der IT-Landschaft oft gar nicht realisierbar. Die IT-Infrastruktur von Mittelständlern ist dagegen oft weniger komplex. Der Mittelstand benötigt oft mehr Unterstützung bei geplanten Digitalisierungsvorhaben. Hier helfen schnelle IT-Lösungen, die als cloudbasierte Systeme verfügbar sind und in die bestehende Infrastruktur integriert werden können. Auch das lässt sich mit iPaaS elegant lösen. Kurzum: iPaaS ist für Unternehmen jeder Größe ein wichtiges Thema.
com! professional: Inwieweit unterstützen iPaaS-Plattformen auch Multi-Cloud-Umgebungen? Ein wachsender Teil der Anwender setzt ja auf mehrere Cloud-Service-Provider…
Rippert: Ein wesentliches Merkmal von iPaaS-Lösungen ist die anbieteragnostische Implementierung. Sie werden deshalb oft genau dazu eingesetzt, um Daten und Anwendungen in unterschiedlichen (Cloud-)Systemen miteinander zu verbinden. Wichtig ist dabei die Unterstützung der spezifischen Eigenheiten der unterschiedlichen Anbieter. Dafür bieten iPaaS-Lösungen eine große Anzahl von Konnektoren.
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