Integration Platform as a Service

iPaaS bei Daten und Anwendungen

von - 15.02.2021
Daten in der Cloud
Foto: GreenTech / shutterstock.com
iPaaS bringt Daten und Applikationen in der Cloud und in Firmenrechenzentren zusammen. Auch KMUs sehen inzwischen aufgrund steigender Datenmengen eine Notwendigkeit hierfür.
Das Problem ist für IT-Fachleute und Anwender nicht neu. Schon seit etlichen Jahren steht das Thema Integration von Anwendungen und Daten auf ihrer Agenda. Das spiegelt sich in Ansätzen wider wie Enterprise Application Integra­­-tion (EAI), Enterprise Service Bus (ESB) und serviceorientierten Architekturen (SOA). Alle haben das Ziel, Anwendungssysteme und Daten prozessorientiert zu verknüpfen. Allerdings haben solche Ansätze Nachteile, etwa die hohen Kosten und die mangelnde Skalierbarkeit sowie die langen Vorlaufzeiten.
Weiter verschärft hat sich die Situation aus mehreren Gründen. So kommen im Unternehmensnetz permanent neue Endpoints hinzu. Dazu zählen mobile Endgeräte wie Smartphones und Notebooks, aber auch Dinge (Things). Denn mittlerweile kommunizieren auch Autos, intelligente Strom­zähler, Kassensysteme und Werkzeugmaschinen miteinander und mit Anwendungen, beispielsweise mit CRM- und ERP-Programmen, Analytics-Lösungen und Programmen für die vorausschauende Wartung (Predictive Maintenance). Dadurch müssen IT-Systeme und Applikationen immer mehr Daten verarbeiten, die zudem in unterschiedlichen Formaten vorliegen.
Erich Gerber
Erich Gerber
Senior Vice President EMEA & APJ bei Tibco Software
www.tibco.com/de
Foto: Tibco Software
„Auch weniger technisch orientierte Mitarbeiter sollten in der Lage sein, mit iPaaS Integrationsaufgaben zu übernehmen, gewissermaßen als Citizen Integrator.“
Außerdem ändert sich die Anwendungslandschaft in gravierender Weise. Eine Schlüsselrolle spielen dabei Cloud-Ressourcen: „Auch konservative Unternehmen wie etwa Banken denken darüber nach, wie sie die Cloud nutzen können“, sagt Erich Gerber, Senior Vice President EMEA & APJ bei Tibco Software. „Und weil solche Unternehmen auf eine lange Historie zurückblicken können, müssen sie ihre Legacy-Systeme in die Cloud migrieren.“
Doch diese Entwicklung erhöht die Anforderungen in Bezug auf die Integration von Daten, Anwendungen, Prozessen und IT-Ressourcen. „Während früher alle relevanten Systeme und Anwendungen im eigenen Rechenzentrum liefen, ist die Realität heute eine andere“, stellt Jörg Wende fest, Leading Technical Sales Professional bei IBM. „Zentrale Funktionen, Stichwort Enterprise Integration, und Application Owner stehen einer hybriden Multi-Cloud-Realität gegenüber, in der es nach vielen Jahren des disziplinierten Zusammenführens von Datenbeständen immer mehr verteilte Datentöpfe gibt - innerhalb des eigenen Rechenzentrums und verteilt über mehrere Cloud-Anbieter.“ Daher sei es mehr denn je erforderlich, diese Silos zu verknüpfen.
Dr. Martin Kuntz
Dr. Martin Kuntz
Chief Cloud Officer und Vorstand der Seeburger AG
www.seeburger.com/de
Foto: Seeburger AG
„Ob API-Schnittstellen oder Managed-File-Transfer- und B2B-Anwendungen: All diese
Anforderungen lassen sich mit iPaaS zügig umsetzen.“

Do it yourself versus Integration

Dass solche Silos entstehen, ist nach Einschätzung des Inte­grationsspezialisten Seeburger AG auf einen weiteren Faktor zurückzuführen: Anwendungen veralten schneller und müssen in immer kürzeren Abständen erneuert werden. „Dies hat dazu geführt, dass immer mehr Daten in verteilten Systemen vorgehalten werden“, sagt Martin Kuntz, Chief Cloud Officer und Vorstand bei Seeburger. Das bedeutet: „Alle Prozesse, Dienste, Anwendungen und Daten, die in verteilten Systemen entweder in der Cloud oder On-Premise verfügbar sind, müssen miteinander vernetzt werden, sowohl unternehmensintern als auch unternehmensübergreifend.“ In der Praxis sind Kuntz zufolge zwei Ansätze zu beob­achten, wie Unternehmen diese Vernetzung durchführen. Fachabteilungen setzen auf einen pragmatischen Weg, der auf ihre Anforderungen ausgerichtet ist, nicht auf die des gesamten Unternehmens. Die Folge sind komplexe Umgebungen auf Kosten der Sicherheit und Effizienz. Zu empfehlen ist daher laut Kuntz ein zweiter Ansatz: eine ganzheitliche Vorgehensweise, die auf einer zentralen Integrationsplattform basiert. Allerdings darf eine solche Plattform nicht die Agilität eines (digitalen) Unternehmens beeinträchtigen, speziell die der Fachbereiche.

Was iPaaS eigentlich ist

Hier kommt Integration Platform as a Service ins Spiel, kurz iPaaS. Das Beratungsunternehmen Gartner definiert iPaaS als eine Palette von Cloud-Services, mit denen Unternehmen „Integrationsflüsse“ (Flows) erstellen, nutzen und überwachen. Solche Integrationen verbinden Prozesse, Services, Anwendungen und Daten in unternehmenseigenen IT-Umgebungen und Clouds. Ein weiteres Merkmal ist, dass sich Integrationen nicht zwangsläufig auf ein Unternehmen beschränken. Sie können auch IT-Ressourcen von mehreren Organisationen umfassen, etwa von Kunden und Anbietern, sowie die Mitglieder einer Lieferkette (Supply Chain).
„iPaaS muss als Standardplattform für eine schnelle Integration von Anwendungen im Unternehmensrechenzentrum, also On-Premise, und von cloudnativen Applikationen gesetzt sein. Nur so lassen sich Daten aus unterschiedlichen Quellen zusammenführen“, betont Michael Pietsch, Regional Director DACH bei Dell Boomi, einem der laut Gartner führenden Anbieter von iPaaS-Lösungen. Das Ziel ist, so Pietsch, Unternehmen mithilfe von iPaaS-Plattformen die Möglichkeit zu geben, die digitale Transformation von Prozessen einfach, schnell und effizient durchzuführen, und dies bei transparenten Kosten.

Support von Multi-Clouds

Umsetzen lässt sich das, wenn eine iPaaS-Lösung eine breite Palette von Integrationsoptionen bietet, so Matthias Rippert, Vice President und Senior Director Presales bei der Software AG. So müssen sich nach seiner Einschätzung Cloud-Anwendungen miteinander kombinieren lassen, beispielsweise Software-as-a-Service-Angebote. „Gleiches gilt für Cloud-to-On-Premise-, On-Premise-to-Cloud- und On-Premise-Integrationen ohne Cloud-Anteile“, unterstreicht Rippert. „Jede Spielart wird bei modernen Anwendungen benötigt.“
Wichtig ist, dass eine iPaaS-Lösung auch Anwender unterstützt, die parallel Cloud-Services unterschiedlicher Anbieter nutzen, betont Erich Gerber von Tibco Software. „Der vorrangige Grund für eine Multi-Cloud-Strategie ist, einen Vendor-Lock-in zu vermeiden.“ Zwar kämen manche Unternehmen mit einem Cloud-Hyperscaler wie AWS aus, andere benötigten dagegen zusätzlich Services wie Microsoft Azure, Google Cloud Platform oder in Asien Alibaba. „Der Anbieter der Integrationswerkzeuge muss darauf eine Antwort haben“, so Gerber weiter.
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