iPaaS bei Daten und Anwendungen

Vorteile von iPaaS

von - 15.02.2021
Magic Quadrant für iPaaS von Gartner
Magic Quadrant Enterprise Integration Service as a Platform (EiPaaS): Die Analysten von Gartner ordnen die wichtigsten Anbieter ein.
(Quelle: Gartner)
„Der größte Nutzen einer iPaaS-Lösung besteht darin, dass sie immer den optimalen Ansatz für das Zusammenspiel der Software-Komponenten wählt: Reine Cloud-Integrationen können in der Cloud implementiert werden, reine On-Premise-Applikationen müssen nicht den Umweg über die Cloud nehmen, um zusammenzuarbeiten“, erläutert Matthias Rippert von der Software AG. Hinzu kommen Faktoren, die vor allem im Zusammenhang mit der Digitalisierung an Bedeutung gewinnen. Einer ist die höhere Agilität eines Unternehmens. Darin sich die alle Fachleute einig. „Ganz geich, ob es um API-Schnittstellen oder klassische Managed-File-Transfer- und B2B-Anwendungen geht: All diese Anforderungen lassen sich mit iPaaS zügig umsetzen. Auch bestehende On-Premise-Lösungen können nahtlos integriert werden“, sagt beispielsweise Martin Kuntz von Seeburger.
Jörg Wende von IBM weist zudem auf die Vorzüge des Bereitstellungsmodells als Cloud-Service hin. In diesem Fall ist der Provider für die Aktualisierung der Software zuständig. Dasselbe gilt für die IT-Infrastruktur. Diese, wie auch die Software-Umgebung, lässt sich zudem einfacher an das aktuelle Nutzungsverhalten anpassen, Stichwort Skalierbarkeit.
Ein weiterer Punkt: „Plattformen werden durch die Anbieter typischerweise in verschiedenen Preismodellen angeboten, entweder transaktionsbezogen oder auf Instanzen bezogen. Ein transaktionsbezogenes Modell stellt für kleinere Projekte eine geringe Einstiegshürde dar, gestattet aber bei steigendem Volumen den Wechsel auf ein instanzenorientiertes Modell“, erläutert Wende.

Low Code und Fachabteilungen

Auf einen weiteren wichtigen Faktor weisen gleichermaßen Tibco und IBM hin: Eine iPaaS stellt - im Idealfall - Funktionen bereit, mit denen sowohl IT-Fachleute als auch Mitarbeiter in den Fachabteilungen (Citizen Developer) Integrationen und Workflows erstellen können. „Damit sind auch weniger technisch orientierte Mitarbeiter in der Lage, Integrationsaufgaben zu übernehmen, gewissermaßen als Citizen Integrator“, sagt Erich Gerber von Tibco.
Jörg Wende
Jörg Wende
Leading Technical Sales Professional bei IBM DACH
www.ibm.com/de-de
Foto: IBM
„Zentrale Funktionen, Stichwort Enterprise Integration, und Application Owner stehen einer Multi-Cloud-Realität gegenüber, in der es nach Jahren des disziplinierten Zusammenführens von Datenbeständen immer mehr verteilte Datentöpfe gibt.“
Der Schlüssel dazu sind Low-Code- und No-Code-Funktionen. Sie erlauben es Anwendern ohne tiefgreifende Programmierkenntnisse, mit­hilfe vorgefertigter Module per Mausklick Integrationen zusammenzubauen. „Damit liegen die technischen Einstiegs­hürden recht niedrig, sodass sich
eine hohe Attraktivität für Fachbereichsbenutzer ergibt“, erklärt IBM-Fachmann Jörg Wende.
Die IT-Abteilungen und IT-Integrationsteams wiederum profitieren davon, dass die Integrationen der Schnittstellen der Backend-Anwendungen von Partnern, Cloud-Applika­tionen und unternehmenseigenen Software-Beständen auf einer zentralen Plattform konsolidiert werden. Dadurch ist es beispielsweise einfacher, Sicherheitsvorgaben zu implementieren und zu zertifizieren.

Für Klein und Groß

Dank des Cloud-Ansatzes kommt eine iPaaS-Plattform nicht nur für Großunternehmen in Betracht, sondern bietet auch Mittelständlern einen Einstiegspunkt in die Integration von Daten und Anwendungen. Dies führt dazu, dass cloudbasierte Integrationsservices in Deutschland immer beliebter werden. Dazu trägt bei, dass Anwender Integrationslösungen bevorzugen, die sich ohne hohen Aufwand einrichten lassen: „Wir sehen, dass die Nachfrage nach schnellen Implementierungen immer weiter steigt, auch bei komplexen Abläufen“, sagt beispielsweise Michael Pietsch von Dell Boomi.
iPaaS profitiert zudem davon, dass deutsche Unternehmen ihr Misstrauen gegenüber Cloud-Services allmählich ablegen. Dazu trägt laut Seeburger bei, dass Provider verstärkt Zertifikate wie ISO 27001 und ISAE 3402 vorlegen. Hinzu kommt, dass die wachsende Bedrohung durch Cyber­angriffe Firmen dazu animiert, auf Cloud-Ressourcen zurückzugreifen. Der Grund: Cloud-Rechenzentren sind meist besser gegen solche Attacken geschützt als ein Unternehmens-Data-Center.
Kernfunktionen von iPaaS-Lösungen
Eine iPaaS-Plattform sollte eine Reihe von Basisfunktionen zur Verfügung stellen. Zu den wichtigsten zählen folgende:
Konnektoren für Kommunikationsprotokolle: Neben FTP und HTTPS sollten etwa das AMQP (Advanced Message Queuing Protocol) und Standards für den gesicherten Datentransport wie Application Statements (AS) 1, 2, 3 und 4 unterstützt werden. Sie sind wichtig, damit die integrierten Anwendungen Nachrichten (Messages) austauschen können.
Unterstützung diverser Integrationsarten: Es sollten sich Datenquellen, Anwendungen, Prozesse, IoT-Komponenten und Tools für die Prozessautomatisierung einbinden lassen. Dasselbe gilt für komplette B2B-Ökosysteme. Umsetzen lässt sich das mit Konnektoren für Anwendungen (SAP S/4HANA, Oracle E-Business Suite, Salesforce) und für Datenquellen. Dies sind beispielsweise SQL- und NoSQL-Datenbanken in der Cloud oder im Firmenrechenzentrum.
Unterstützung von Hybrid-Integration: Es reicht meist nicht aus, wenn sich nur Cloud-Ressourcen wie SaaS-Anwendungen integrieren lassen. Bei der Mehrzahl der Nutzer handelt es sich um Unternehmen und Organisationen, die keinen Cloud-only-Ansatz verfolgen. Daher sollte ein iPaaS-Angebot auch (Legacy-)Systeme im Unternehmensrechenzentrum berücksichtigen,
nötigenfalls bis hin zu Mainframes, die beispielsweise im Finanzsektor noch eine wichtige Rolle spielen.
API-Management: Manche Anbieter von iPaaS-Plattformen prognostizieren bereits, dass Application Programming Interfaces (APIs) an die Stelle von klassischen Konnektoren treten. So weit ist es noch nicht. Dennoch sind Funktionen wichtig, mit denen sich APIs erstellen, implementieren, verwalten und überwachen lassen. Das erfordert API-Gateways und Online-Portale für Administratoren und Entwickler, über die sie APIs verwalten.
Mapping, Transformieren und Integrieren von Daten: Wichtig ist, dass die iPaaS-Plattform Daten aus unterschiedlichen Silos synchronisieren und replizieren kann. Eine iPaaS-Lösung muss daher solche Daten extrahieren, transformieren und für unterschiedliche Anwendungsfälle bereitstellen können, etwa für das Datenmanagement und für eine Analyse-Software.
Unterstützung von Standard-Austauschformaten für Daten: Dazu gehören EDI, EDIFACT sowie SWIFT im Finanzbereich.
Unterstützung für Profi-Entwickler und Citizen Developer: Der iPaaS-Anbieter Mulesoft führt einen weiteren Faktor an: eine umfassende Unterstützung von Entwicklern, auch von weniger technisch versierten Mitarbeitern aus den Fachabteilungen. Erreichen lässt sich das mit Tools, mit denen ein Fachmann aus vorgefertigten, wiederverwendbaren Bausteinen neue Workflows „zusammenklicken“ kann. Zusätzlich sollten Profis auf Entwicklungsumgebungen zurückgreifen können, die für komplexere Integrationen ausgelegt sind.
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