Business-Smartphones in allen Klassen

Problemfall Huawei

von - 29.10.2019
Dennoch dürfte beim Thema 5G bei Huawei derzeit kaum große Freude aufkommen, sind doch echte oder vorgeschobene Sicherheitsbedenken beim Aufbau der 5G-Netze der Grund (oder Vorwand), mit dem US-Präsident Trump den Boykott von Huawei motiviert. Was davon letztlich in der Praxis umgesetzt wird, ist noch offen - die Maßnahmen wurden temporär ausgesetzt beziehungsweise sollen nicht für bereits auf dem Markt befindliche Geräte gelten. Doch Hoffnungen, alles würde für Huawei (und seine Nutzer) glimpflich abgehen, haben kurz vor Redaktionsschluss einen schweren Dämpfer erlitten, als Google Anfang September ankündigte, für die kommenden Huawei-Geräte keine Lizenz mehr für seine Apps zu erteilen. Damit müssten etwa das Mate 30 und das Faltgerät Mate X ohne vorinstallierten Play Store und  ohne Google Maps und Youtube auskommen. Huawei prüfte zuletzt, ob die Nutzer bereit seien, diese Installation selbst vorzunehmen, was möglich wäre. Davon soll abhängen, ob diese Modelle überhaupt in Europa auf den Markt kommen.
Und selbst wenn doch noch eine befriedigende Lösung im Streit zwischen den USA und Huawei gefunden werden könnte, so bleibt doch eine tiefe Verunsicherung zurück, die nicht nur viele private Konsumten, sondern vor allem auch Unternehmen vor dem Kauf von Huawei-Geräten zurückschrecken lassen könnte. Schließlich kann sich niemand sicher sein, dass der Konflikt nicht bald schon erneut aufflammt und dann richtig eskaliert. Daran ändert auch die von Huawei im August vorgestellte Android-Alternative Harmony OS nicht viel.
Als eine Art Kollateralschaden könnten sogar die chinesischen Hersteller Xiaomi und die BBK-Electronics-Gruppe mit den Marken Oppo, OnePlus und Vivo von den Kunden abgestraft werden. Diese Hersteller wollten eigentlich dieses Jahr ihre Offensiven auf dem europäischen Markt verstärken.

Markt schrumpft

Dabei haben die Smartphone-Hersteller ohnehin schon mit rückläufigen Verkäufen zu kämpfen. Laut Gartner wurden im zweiten Quartal 2019 rund 368 Millionen Smartphones verkauft -  1,7 Prozent weniger als im Vergleichsquartal des Vorjahres.
„Die Nachfrage für High-End-Smartphones hat sich stärker verlangsamt als die Nachfrage für Midrange- und Low-End-Smartphones“, erklärt Anshul Gupta, Senior Research Director bei Gartner, diesen Effekt. „Um die Smartphone-Verkäufe voranzutreiben, setzen Hersteller bei den Flaggschiff-Smartphones als auch bei den preiswerten Modellen auf Premium-Features wie mehrlinsige Front-/Rückkameras, randlose Displays und Akkus mit besseren Laufzeiten.“
Bemerkenswert: Die Ankündigung des Huawei-Verbots führte für diesen Hersteller im zweiten Quartal 2019 zwar zu einem starken Rückgang seiner Absatzzahlen auf dem Weltmarkt, doch erholten sich die Verkäufe nach der Aufschiebung des Verbots wieder leicht. Vor allem aber schaffte es Huawei, während der Gesamtumsatz mit Smartphones weltweit schwächelte, dank starker Verkaufsförderung und Markenpositionierung im zweiten Quartal eine Rekordzahl von Smartphones in Greater China zu verkaufen. Mit Samsung (plus 3,8 Prozent) verzeichnete Huawei unter den fünf weltweit führenden Smartphone-Anbietern in diesem Quartal mit 16,5 Prozent den stärksten Umsatzzuwachs im Vergleich zum Vorjahresquartal. „Infolgedessen konnten beide ihren Marktanteil steigern, was dazu führte, dass sie mehr als ein Drittel des gesamten Smartphone-Umsatzes weltweit erwirtschafteten“, resümiert Gupta.
Ob und welche Hersteller auf längere Sicht von dem Kuddelmuddel um Huawei profitieren werden, ist derzeit noch völlig offen. Eric Matthes, bei HMD Global mit der Marke Nokia für das Geschäft im DACH-Raum verantwortlich, findet jedenfalls klare Worte: „Es kann sich kein Hersteller über so eine Situation freuen, auch wenn er vielleicht kurzfristig profitiert. Wir alle brauchen Rechtssicherheit und nicht eine solche Unruhe am Markt. Außerdem ist die Branche mit den weltweiten Lieferbeziehungen gerade auch mit China so verzahnt, dass jeder Schaden nehmen könnte.“
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