Schlau machen für den digitalen Wandel

Fachkräftemangel

von - 01.03.2019
Stellenwert von Aus-/Weiterbildung
90 Prozent: Neun von zehn deutschen Unternehmen halten die Aus- und Weiterbildung von Mitarbeitern für "sehr wichtig" oder "eher wichtig".
(Quelle: Bitkom Research, n = 504 )
Doch der Mangel an Zeit und Geld darf keine Ausrede sein. Weiterbildung  ist zentral für den künftigen Erfolg eines Unternehmens. Da Wissen angesichts kurzer Innovationszyklen schnell veraltet, brauchen Firmen Mitarbeiter, die über aktuelles Know-how und digitale Kompetenzen verfügen. Jüngere Bewerber fordern bereits beim Vorstellungsgespräch Unterstützung bei der Weiterbildung ein und merken schnell, wie modern ein Unternehmen aufgestellt ist. Attraktiv sind Firmen, die die neuesten Technologien nutzen und auf konstante Weiterbildung setzen.
Der Fachkräftemangel stellt bereits heute ein großes Problem dar. Laut Bitkom gibt es hierzulande derzeit 82.000 offene Stellen für IT-Experten. Diese Lücke dürfte sich weiter vergrößern, da es zu wenige Studierende in den MINT-Fächern gibt. Firmen müssen daher Strategien entwickeln, um diesen Mangel abzufedern, von Ausbildung über Umschulung bis Outsourcing und Automatisierung. Warum nicht IT-affine Mitarbeiter aus den Fachabteilungen zum Software-Entwickler weiterbilden oder Robotics Process Automation einsetzen, um Mitarbeiter von einfachen, monotonen Prozessen zu entlasten und ihnen mehr Zeit für kreative Aufgaben zu verschaffen?

Viele Formen und Wege

Firmen und Mitarbeitern steht eine Vielzahl an Lernformen und Lernmethoden zur Auswahl. „Klassische Präsenzseminare dominieren immer noch, E-Learning wird aber wichtiger. Mittlerweile nutzt rund ein Drittel der Firmen digitale Lern­angebote“, konstatiert Juliane Petrich. Dazu gehören Video-Tutorials, Webinare, Software auf dem PC, Lern-Apps auf dem Handy sowie AR-/VR-Learning etwa bei der Pilotenaus­bildung oder beim technischen Service. Bitkom-Frau Juliane Petrich geht zudem davon aus, dass Cloud-Angebote zur Weiterbildung immer wichtiger werden: „Sie sind zeitlich flexibel und mobil zu nutzen und sie sind schnell verfügbar. Damit kann man auch über eine Smartphone-App im Bus, im Wartezimmer oder am Flughafen kurze Lernkapitel abarbeiten.“
Das mmb Institut hat in seinem aktuellen „mmb Learning Delphi“ auch nach Trends bei den E-Learning-Lernformen gefragt. Besonders beliebt ist Blended Learning, also die Mischung aus Präsenzseminaren und Webinaren oder anderen digitalen Methoden mit Lernerfolgskontrolle am Ende. Dann schon folgen Schulungen per Video. „Videos sind wichtiger geworden. Sie werden mittlerweile extra für Weiterbildungszwecke produziert und stehen für sich allein. Vorher waren sie eher Anhängsel bei Web-Based Trainings“, erklärt Lutz Goertz vom mmb Institut.
Web-Based Trainings (WBT) selbst verlieren weiter an Relevanz. Bis vor wenigen Jahren waren sie noch in fast allen Firmen die zentrale Lernform. Nach 70 Prozent Zustimmung im Vorjahr erreichen sie aktuell „nur“ noch 55 Prozent. „Die Teilnehmer von Web-Based Trainings fühlen sich oft alleingelassen. Aber bei Themen wie DSGVO, Datensicherheit und Compliance dienen WBTs nach wie vor zur dezentralen Schulung von großen Teilen einer Firmenbelegschaft“, so Goertz weiter.
Noch deutlicher ist der Abstieg von Wikis. Nach dem Höhepunkt im Jahr 2010 (65 Prozent) sehen derzeit nur noch 14 Prozent der Befragten eine Zukunft für unternehmenseigene Wiki-Lexika - sie übernehmen die rote Laterne im Ranking der bevorzugten Lernformen. Dazu Lutz Goertz: „In der Startphase haben die Mitarbeiter viele Artikel in die neuen Wikis eingestellt. Doch mit der Zeit haben Firmen gemerkt, dass die Pflege und Aktualisierung der Artikel sehr aufwendig sind. Mittlerweile werden interne Wikis kaum mehr genutzt.“
Digitale Lernmethoden
Klassische Präsenzseminare dominieren den Markt für Weiterbildung zwar noch, E-Learning wird aber zunehmend wichtiger. Mittlerweile nutzt rund ein Drittel der Firmen digitale Lernangebote. Diese lassen sich einfacher in den Arbeitsalltag integrieren und steigern oft die Motivation und den Lernerfolg. Hier ein Überblick der wichtigsten E-Learning-Methoden:
  • Adaptive Learning: Web-Based Training mit Assistenz-Funktionen, das den Stoff und Schwierigkeitsgrad dem individuellen Wissensstand des Teilnehmers anpasst
  • Augmented Reality (AR), Virtual Reality (VR) und 3D-Videos mit Simulationen: Illusion der Unmittelbarkeit; der Teilnehmer übt zum Beispiel am digitalen Zwilling einer Maschine
  • Blended Learning: Mischung aus Präsenzseminaren und Webinaren oder anderen digitalen Methoden
  • Digitale Lernassistenten: Begleitung durch den Lernprozess in Dialogform
  • Gamification: Lerninhalte in Spielen verpackt
  • Mobile Apps: Lern-Software für Smartphones
  • Soziale Netzwerke/Communities
  • Video-Schulungen
  • Virtuelle Klassenräume/Webinare
  • Web-Based Trainings inklusive Video
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