Status quo der IT

Die ITK-Branche wächst weiter

von - 24.01.2024
Foto: Shutterstock / vs148
Die Wirtschaft ist aktuell vielen Krise ausgesetzt. Doch die Digitalbranche scheint den Herausforderungen zu trotzen.
Unstete Zeiten trifft es wohl ganz gut: Krieg in Europa, Fachkräftemangel, drohende Energieknappheit, hohe Inflation – die vergangenen Monate waren für die deutsche Wirtschaft nicht einfach. Die Liste der aktuellen Schwierigkeiten stellt die Unternehmen in Deutschland vor große Herausforderungen. Und ein Ende dieser multiplen Krise ist erst einmal nicht in Sicht.
Trotz dieser Herausforderungen ist die Digitalbranche recht optimistisch ins Jahr 2023 gestartet: Die Geschäfte liefen zum Jahresbeginn weiterhin deutlich besser als in der Gesamtwirtschaft und die Aussichten wurden überwiegend positiv bewertet. So prognostizierte der Bitkom im Januar: „Die Digitalbranche zeigt sich in einem von Krieg, gestörten Lieferketten und Inflation geprägten Umfeld sehr stabil und setzt weiter auf Wachstum.“
Doch zwischenzeitlich zog kurzzeitig die eine oder andere dunkle Wolke auch über der ITK-Branche auf und viele Unternehmen sahen die Lage nicht mehr ganz so positiv. Auch in der Digitalbranche, die sich bislang weitgehend krisenfest zeigte, verschlechterte sich im Frühjahr dieses Jahres das Geschäftsklima. Der Bitkom-ifo-Digital-index verzeichnete im Mai einen Abstieg um 7,4 Zähler auf 17,7 Punkte. Für die kommenden Monate bewerteten die Unternehmen der IT- und Telekommunikation auch die Geschäftserwartungen deutlich schwächer als in den Vormonaten. Zwar war der Bitkom-ifo-Digitalindex noch weit entfernt von seinen beiden Tiefpunkten zu Beginn der Corona-Pandemie und im Sommer vergangenen Jahres – aber ganz so krisenresistent wie erhofft ist die Digitalbranche aber wohl doch nicht.
Der Bitkom-ifo-Digitalindex zeigt das Geschäftsklima in der Digitalbranche. Er basiert auf der monatlichen Konjunkturumfrage des ifo-instituts und bildet sich aus dem geometrischen Mittel der Werte für die Geschäftslage und die Geschäftserwartungen. Berücksichtigt werden Daten der Digitalbranche.
Bitkom-ifo-Digital-index: Im Frühjahr 2023 bewerten die Unternehmen der IT- und Telekommunikation die Geschäftserwartungen deutlich schwächer als noch zum Jahresanfang.
(Quelle: Bitkom )
Doch der Dämpfer währte anscheinend nur kurz: Der Bitkom gab Anfang Juli bekannt, dass man für 2023 für die Unternehmen der IT und Telekommunikation im deutschen Markt ein Umsatzwachstum von 2,1 Prozent auf 213,2 Milliarden Euro erwartet. Für nächstes Jahr schätzt der Bitkom sogar eine Verdopplung des Wachstums auf 4,7 Prozent und Inlandsumsätze von 223,2 Milliarden Euro.

Jobmotor ITK-Branche

Zwischen temporärer Krisenstimmung und aktueller Euphorie – eines ist die Digitalbranche ganz bestimmt: Ein Job-Motor. Die ITK-Unternehmen schaffen in diesem Jahr in Deutschland laut dem Bitkom rund 12.000 neue Arbeitsplätze. Bis Ende des kommenden Jahres sollen voraussichtlich noch einmal rund 39.000 weitere Stellen hinzukommen. Insgesamt habe die ITK-Branche nach Angaben des Digitalverbands hierzulande in den vergangenen 20 Jahren mehr als eine halbe Million zusätzliche Arbeitsplätze geschaffen: Sie wuchs von rund 806.000 Arbeitsplätzen im Jahr 2004 auf voraussichtlich 1,35 Millionen im Jahr 2024.
Mit Sicherheit würde das Job-Wachstum in der Digital-Branche noch viel höher ausfallen, wenn es da nicht ein ziemlich großes Problem gäbe – den Fachkräftemangel. So gab es zuletzt in Deutschland 137.000 offene Stellen für IT-Fachkräfte. Und zudem geht ein guter Teil der Mitarbeiter in den nächsten Jahren in Rente, so Tobias Regenfuss, Senior Managing Director / Technology Lead DACH im Beratungshaus Accenture. „Die Attraktivität des deutschen Arbeitsmarktes für ausländische Arbeitskräfte nimmt derzeit eher ab und die Anforderungen an Mitarbeitende steigen rapide an.“ Sein Fazit: „Der Arbeitsmarkt kann das kaum abbilden.“
Die Regierung bietet bereits unterstützende Maßnahmen an, etwa das Fachkräfteeinwanderungsgesetz, die „EU Blue Card“ oder einen Rentenzuschlag bei späterem Renteneintritt. Allerdings reichen diese Schritte zur Gewinnung von Arbeitskräften nach Ansicht von Tobias Regenfuss nicht aus. „Laut einer aktuellen Studie von Accenture und Harvard University gibt es allein in Deutschland 15,4 Millionen potenziell verfügbare, aber übersehene Arbeitskräfte – sogenannte Hidden Worker“. Dazu gehörten Senior Professionals oder Frührentner, Personen mit Pflegeverantwortung, Menschen mit Einschränkungen und Langzeitarbeitslose. „Unternehmen sollten Maßnahmen ergreifen wie die Vergrößerung ihrer Kandidaten-Pools, einen vereinfachten Einstieg in Form von Nutzerfreundlichkeit der Recruiting-Tools und leichtere Immigrationswege. Zudem sollten Unternehmen Mitarbeitenden die größtmögliche Arbeitsflexibilität bieten und Weiterbildungen ermöglichen.“
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