Chancen und Herausforderungen
Der Mittelstand forciert den digitalen Wandel
von
Oliver
Schonschek - 07.06.2018

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KMUs können Konzerne überholen, wenn sie digitale Technologien richtig einsetzen. Sie sind in vielen Bereichen oftmals flexibler als große Unternehmen.
Der deutsche Mittelstand erlebt derzeit goldene Zeiten. Die Auslastung ist auf sehr hohem Niveau, die Auftragslage zum Teil hervorragend – viele Unternehmen arbeiten am Rand ihrer Kapazitäten.“ So kommentiert Michael Marbler, bei Ernst & Young (EY) verantwortlich für den Bereich Mittelstand, die Ergebnisse des aktuellen Mittelstandsbarometers. 61 Prozent der mittelständischen Unternehmen sind demnach uneingeschränkt zufrieden mit der Geschäftslage, das sei der höchste Wert seit 2004. Mehr als jedes dritte Unternehmen will neue Stellen schaffen.
Genau hier aber liegt eines der größten Probleme des deutschen Mittelstands: 62 Prozent der befragten Unternehmen bezeichnen den Fachkräftemangel als große Gefahr. Als Folge davon kann zum einen die steigende Nachfrage nicht bewältigt werden, zum anderen bedroht der Fachkräftemangel die Zukunftsfähigkeit des deutschen Mittelstands: Inzwischen klagt jeder fünfte Mittelständler, dass ihm die Mitarbeiter fehlen, um überhaupt oder mehr in die Digitalisierung zu investieren. „Die ausbleibende Digitalisierung kann sich schnell rächen. Im schlimmsten Fall ist sogar die Existenz in Gefahr, wenn die Unternehmen den Anschluss an den Wettbewerb verlieren oder wenn unerwartet neue Konkurrenten mit digitalen Lösungen auftauchen und etablierte Geschäftsbeziehungen gefährden“, warnt Michael Marbler.
Digitalisierung als Chance
Die meisten Mittelständler wissen um die Bedeutung der Digitalisierung, 74 Prozent empfinden sie als Chance. Knapp jeder dritte hat in seiner Geschäftsführung bereits einen Chief Digital Officer, der die Digitalisierung verantwortet.
Wie die Bedeutung der Digitalisierung gesehen wird, hängt unter anderem von der Mitarbeiterzahl und dem Umsatz des Unternehmens ab. Von den Mittelständlern mit einem Umsatz von weniger als 30 Millionen Euro geben laut EY bislang nur 55 Prozent an, dass digitale Technologien bei ihnen eine sehr große oder mittelgroße Rolle spielen. Bei den Unternehmen mit einem Umsatz zwischen 30 Millionen und 100 Millionen Euro beträgt der Anteil schon 63 Prozent und bei den großen Mittelständlern mit über 100 Millionen Euro Umsatz sind es 66 Prozent. „Kleinere Unternehmen haben oft nicht die finanziellen Mittel, um ihre Produktion oder ihren Vertrieb umzustellen. Zudem haben sie es am Arbeitsmarkt oft schwerer, die nötigen Fachkräfte zu finden, da sie weniger bekannt sind als größere Unternehmen“, so der EY-Mittelstandsexperte Marbler.