Der Mittelstand forciert den digitalen Wandel

Beispiel Fensterhersteller

von - 07.06.2018
Wipfer
Beispiel Wipfler: Der Fensterhersteller hat auf eine CNC-gesteuerte Produktionsanlage umgestellt, die vollautomatisch aus dem Büro gesteuert wird.
Mittelstand-Digital berichtet von Erfolgsbeispielen der Digitalisierung, etwa über einen Fensterhersteller in der digitalen Transformation. „Wir sind noch lange nicht fertig, wir stecken mittendrin im Prozess der Digitalisierung“, sagt Armin Nuffer, Geschäftsführer der Wipfler Fenster + Fassaden GmbH. „Die Anforderungen an Ästhetik und Funktion wie Wärme- und Schalldämmung der Fenster wachsen stetig. Diesen konnten wir mit unseren Maschinenanlagen so nicht mehr gerecht werden. Wir haben uns damals ganz klar für eine große CNC-gesteuerte Produktionsanlage entschieden, die vollautomatisch aus dem Büro gesteuert wird.“ Investiert wurden zwei Millionen Euro. Innerhalb von sieben Jahren hat das Unternehmen seinen Umsatz verdoppelt, so der Bericht.
Als entscheidende Schritte, die den Erfolg ermöglicht haben, nennt das Fensterbau-Unternehmen:
  • Akzeptanz schaffen bei den Mitarbeitern
  • Einbindung der betroffenen Mitarbeiter in den Auswahlprozess für die neue Lösung
  • Schulung der Beschäftigten für die Anwendung der neuen Software und Maschinen
  • Umstellung der internen Kommunikation auf E-Mail und WhatsApp
  • Nutzung von Smartphones auf den Baustellen, Dokumentationen gleich vor Ort
  • elektronisches Zeiterfassungssystem, Integration mit Projektmanagement-Software
  • Digitales Marketing, Webseite mit Mobile-Optimierung
Das Beispiel zeigt, dass mit vergleichsweise wenigen Digitalisierungsmaßnahmen viel erreicht werden kann. Das liegt weder an der Branche noch an persönlichem Glück, sondern in erster Linie daran, dass es sich um einen Mittelstandsbetrieb handelt. Ein Großunternehmen müsste weitaus größere Anstrengungen unternehmen, um diese Veränderungen und Erfolge zu erzielen.
Auch wenn der Mittelstand, wie in den eingangs genannten Studien beschrieben, besondere Herausforderungen bewältigen muss, da Investitionen schwererfallen und Fachkräfte mit besonderen Maßnahmen gelockt werden müssen: Der Mittelstand hat genau die richtigen Eigenschaften für die Digitalisierung. Nicht ohne Grund prognostiziert die McKinsey-Studie „Die Digitalisierung des deutschen Mittelstands“, dass eine konsequente Digitalisierung das deutsche Wirtschaftswachstum bis 2025 um 0,3 Prozentpunkte pro Jahr erhöhen wird. Dies entspricht einem zusätzlichen Wertschöpfungspotenzial von 126 Milliarden Euro.
Der Mittelstand kann für die digitale Transformation auf seinen traditionellen Stärken aufbauen, so ein weiteres Ergebnis der McKinsey-Studie. „Die starke Rolle der Eigentümer im Mittelstand kann bei der Digitalisierung ein Vorteil sein, wenn dadurch Entscheidungen schnell getroffen und umgesetzt werden“, sagt der McKinsey-Digitalisierungsexperte Niko Mohr. Zudem seien die langfristige Orientierung und der Pioniergeist vieler deutscher Mittelständler auch bei der Digitalisierung ein echter Mehrwert. Als weiteres Plus identifiziert die Untersuchung die geringere Größe von Mittelständlern, die einen aktiveren Austausch zwischen verschiedenen Funktionen des Unternehmens erlaube. „Viele Mittelständler sind in ihrer Heimatregion verwurzelt und pflegen enge Beziehungen zu Kunden und Lieferanten“, so Mohr weiter. Dies erleichtere es, gemeinsam neue Ideen zu entwickeln und sich in Netzwerken zusammenzuschließen – für die Digitalisierung ein klarer Vorteil.

Investitionen stemmen

Wirtschaftswachstum Digitalisierung
Quelle: McKinsey
Mangelnde finanzielle Mittel setzen dem deutschen Mittelstand bei der digitalen Transformation besonders zu. Das zeigt auch eine internationale Studie von SAP in Zusammenarbeit mit dem Marktforschungsinstitut Oxford Economics. Mehr als ein Fünftel (21 Prozent) der Befragten sehen fehlendes Budget als das größte Hindernis auf ihrem Weg zur Digitalisierung. Um seine gute Startposition wirklich nutzen zu können, muss der Mittelstand die digitale Transformation aber finanzieren können. Die Deutsche Bank nennt die Zahl von 31 Milliarden Euro, die deutsche Unternehmen bis 2020 jährlich allein in Industrie 4.0 investieren wollen. Dafür muss der Mittelstand geeignete Finanzierungskonzepte finden. Die Deutsche Bank hat vor allem drei Tipps für KMUs:
Für Software oder Telekommunikationssysteme sollte der Mittelstand prüfen, ob Leasing oder Mietkauf in Betracht kommen. Dies biete die Chance, technologisch flexibel zu bleiben und stets die aktuellsten Lösungen einzusetzen.
Nutzung von Cloud-Services: Anwendungs-Software, Spei­cher- und Rechenleistung werden zur Miete aus der Cloud angeboten. So könnten Unternehmen flexibel auf Lastspitzen reagieren, neue Applikationen testen oder eigene Lösungen schneller entwickeln.
Wachsende oder innovative Unternehmen könnten für unterschiedliche Vorhaben Fördermittel nutzen.
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