Herausforderung Schatten-IT

Fazit zur Schatten-IT

von - 04.06.2015
Simon Mingay, Research Vice President bei Gartner
Simon Mingay: Research Vice President bei Gartner
Die Schatten-IT hat sich zu einem heiß diskutierten Thema entwickelt. Man könnte nun über böse Mitarbeiter jammern und über eigennützige Fachabteilungen, die nur an sich denken und nicht an das große Ganze der Unternehmens-IT. Auf der anderen Seite stünde dann die schwerfällige zentrale IT, die überhaupt nicht auf dem Laufenden sei, was neue Technologien angehe.
Solche Diskussionen enden dann damit, dass an den guten Willen der Beteiligten appelliert und zur Kooperation aufgerufen wird. Das alles trifft allerdings nicht den Kern der Sache.
Denn: Ist es nicht schon immer so gewesen, dass man sich in einem Unternehmen – noch dazu in einem großen – einer von oben installierten internen Konkurrenz ausgesetzt sieht und sich ständig gegenüber anderen bewähren muss? Gibt es nicht überall, ob ausgesprochen oder nicht, die „Mitarbeiter des Monats“ oder die Abteilungen, die von der Geschäftsführung regelmäßig gelobt oder getadelt werden, weil sie ihren Job gut erfüllt haben oder eben nicht? Gibt es nicht überall diese interne, bisweilen sehr harte Konkurrenz? Und versucht man nicht überall, sich unter den gegebenen Bedingungen zu bewähren – unter Einsatz aller Mittel?
Kompetenzüberschreitungen, das Mitmischen bei Fragen, „die einen eigentlich gar nichts angehen“, den anderen Abteilungen hineinfunken in deren Arbeit – kurz, die eigene Tätigkeit als Person oder als Abteilung so wichtig zu nehmen, dass man auch schon mal zu „illegalen“ oder eben zu Schatten- Aktivitäten greift, all das ist Alltag. Insofern ist die Schatten- IT vielleicht nur ein Aspekt unter anderen, die das Mit- und Gegeneinander von Fachabteilungen in einem Unternehmen charakterisieren.

Mitarbeiter sind zunehmend mit IT vertraut

Zentrale IT-Projekte verfehlen oft ihr Ziel
Zentrale IT-Projekte verfehlen oft ihr Ziel: Viele IT-Projekte werden nicht erfolgreich abgeschlossen (rundungsbedingt nicht 100 Prozent).
(Quelle: PwC 2012 )
In diesem Kontext ist auch die IT nur ein Mittel unter anderen. Zudem eines, mit dem immer mehr Mitarbeiter souverän umgehen können, im Unterschied zu früher, als fast niemand einen Drucker im Netzwerk installieren oder eine virtuelle Maschine mit VMware startfertig machen konnte. Das hat sich geändert, seit neue Köpfe mit mehr IT-Erfahrung in die Unternehmen gekommen sind. Man sollte deshalb die Schatten-IT einfach als Faktum betrachten und sie nicht einseitig kontrollieren und eindämmen, sondern in eine Gesamtstrategie der IT einbauen.
Simon Mingay von Gartner sagt: „Widerstand gegen Schatten-IT ist sinnlos. Die Unternehmen sollten sie vielmehr umarmen und für sich nutzbar machen. Sie aus dem Schatten herausnehmen und ins rechte Licht rücken. Man sollte die Mitarbeiter unterstützen und ihnen helfen, Fehler bei ihren Schatten-Aktivitäten zu vermeiden. Für die Unternehmen ist das eine Gelegenheit für Innovationen.“
Einige Hersteller wie EMC oder VMware haben das ebenfalls erkannt und sind der Ansicht, dass „Komponenten der Schatten-IT die Grundlage für die prototypische Realisierung von neuen Geschäftsideen“ sein können.
Laut Daniel Pelke, CTO von EMC, ist es wichtig, „dabei auf offene Schnittstellen zu achten, sodass eine spätere produktive Nutzung der Lösung auf Nicht-Schatten- IT möglich ist“. Also: Wo Schatten ist, da ist auch Licht.
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