Herausforderung Schatten-IT

Schatten-IT zeugt von Motivation und Kreativität

von - 04.06.2015
Stephan Ludwig, cellent AG
Stephan Ludwig: Berater Infrastructure Solutions cellent AG
Stephan Ludwig, zuständig für Consulting Infrastructure Solutions bei der cellent AG, einem Consulting-Unternehmen der Landesbank Baden-Württemberg, formuliert es so: „Dezentrale IT-Einheiten, die ohne das Wissen und die Administration der IT-Abteilung in die Infrastruktur eines Unternehmens eingebunden sind, bezeichnen wir als ,Schatten-IT‘. Diese wird von Mitarbeitern eigenständig ins Unternehmen gebracht und ist daher weder im System erfasst noch unterliegt sie den vorgeschriebenen Compliance- und Sicherheitsrichtlinien. Undefiniertes BYOD, Cloud-Services, aber auch schon der Betrieb eigens entwickelter Applikationen sind typische Beispiele.“
Über die Gründe für diese Entwicklung gibt es verschiedene Mutmaßungen: Die heutigen Cloud-Services würden es fast jedem ermöglichen, „auf Knopfdruck“ und für wenig Geld (oder kostenlos) Anwendungen oder Dienstleistungen zu kaufen oder anzumieten oder Daten an nicht genehmigten externen Speicherplätzen zu deponieren, wo sie dann firmenfremde Personen nutzen könnten. Dropbox und Google Mail werden oft als Beispiele genannt.
Allerdings müsste sich die zentrale IT-Abteilung fragen lassen, wieso sie solchen Nutzungen keinen Riegel vorschieben kann oder will. Sie müsste sich auch fragen lassen, warum sie so sehr auf Zentralisierung setzt. In vielen Unternehmen sind nach einer jahrelangen Konsolidierungswelle ein oder zwei ganz große Rechenzentren übrig geblieben. Das Client-Server-System hat sich immer mehr in Richtung großer Server und Server-Cluster sowie zen traler Speichersysteme als Storage Area Network (SAN) oder als Network Attached Storage (NAS) verlagert. Interne und externe Netzwerkverbindungen sind kräftig ausgebaut worden und arbeiten mit geringeren Latenzen. Die Anwender an ihren Endgeräten – ob PC, Notebook oder mobile Geräte wie Ta blet und Smartphone – merken so gut wie gar nicht, dass sie permanent mit weit entfernten Servern, die die wichtigen Anwendungen beherbergen, und Speichersystemen irgendwo im Netz verbunden sind.

IT setzt auf Zentralisierung

Mehrwert Schatten-IT
Quelle: Forrester
Diese Infrastrukturen haben sich bewährt und in den Unternehmen eine breite Basis gefunden. Unterstützt werden sie zudem vermehrt durch VDI (Virtual Desktop Infrastructure). Bei VDI werden die Endgeräte der Firmenmitarbeiter nur noch als Terminals gebraucht – sie erhalten lediglich Images von dem, was auf den zentralen Geräten vor sich geht. Wer etwas in eine Tabelle eingibt, tut dies eigentlich direkt auf den zentralen Servern und Speichern. Eigeninitiative auf dem Endgerät wird damit unmöglich.
Die Zentralisierungsbestrebungen der internen IT finden ihre Fortsetzung in Hosting, Outsourcing oder der Nutzung von Cloud-Diensten wie Microsoft Azure, IBM SoftLayer oder Amazon AWS. Anwendungen, Datensicherung oder weitere Funktionen werden ausgelagert und von Dienstleistern betrieben, die nach Leistung oder Zeit bezahlt werden und eigentlich von der IT-Abteilung des Auftraggebers dirigiert und kontrolliert werden – meist nach genau definierten Verträgen und Service Level Agreements (SLAs). All das stellt eine Verlängerung der zentralen IT dar, und alles funktioniert so gut, dass kaum ein Unternehmen wegen seiner mangelhaften IT Bankrott geht, sondern aus klassischen Gründen wie Überschuldung, Missmanagement oder Dominanz der Konkurrenz.
Verwandte Themen