Herausforderung Schatten-IT

Folgen der Schatten-IT

von - 04.06.2015
Viele Beobachter sind sich einig und sprechen gleich von einer ganzen Reihe von Nachteilen, die die Schatten-IT mit sich bringt. Der Gartner-Analyst Mingay gibt zu bedenken, dass Schatten-IT zu doppeltem Einsatz von Technologien und zu deutlich mehr Verwaltungsaufwand führt. Außerdem werde ein Unternehmen insgesamt technologisch zurückgeworfen, da Insellösungen auf Dauer und im Eigeninteresse von Fachabteilungen unterhalten würden und eine überlegte Gesamtstrategie verhinderten. Konkret nennt er: Sicherheitseinbußen, Privacy- und Compliance-Probleme, von denen die zuständigen Unternehmensinstanzen gar nichts mitbekommen sowie Einschnitte bei der Datenqualität und beim Backup.
Daniel Pelke, CTO von EMC Deutschland
Daniel Pelke: CTO von EMC Deutschland
Daniel Pelke von EMC weiß von seinen Kundenkontakten: „Die Nachteile reichen von Sicherheitsrisiken wie Download von Schadsoftware und Verlust von Inhalten durch mangelnde Backup-Verfahren über den Image-Schaden der IT-Organisation (,die können das eh nicht‘, ,bis ich das bekomme, was ich brauche, dauert es Monate‘) bis zum Image-Schaden für das gesamte Unternehmen, wenn es seinen Kunden neue IT-fokussierte Dienste auf Grundlage unsicherer Komponenten anbietet.“ Oft seien solche Effekte zunächst gar nicht sichtbar, sondern entwickelten sich im Verborgenen, tangierten aber schließlich das ganze Unternehmen nach innen und nach außen.
Christian Reichenbach, Solution Architect bei Hewlett- Packard, weist auf eine weitere, kaum beachtete Folge von Schatten-IT hin: „Sie erhöht den Support-Aufwand, weil sie nicht in die Systemlandschaft integriert ist. Damit steigen die IT-Kosten insgesamt, obwohl viele dezentral eingesetzte Cloud-Lösungen zunächst billig erscheinen.“ De facto würde aber häufig doppelt oder dreifach in dieselbe Art von IT- Lösung investiert, weil der Beschaffungsprozess nicht eingehalten werde. Außerdem sorge Schatten-IT nicht nur für IT-Inseln, sondern auch für „Wissensinseln, weil Erfahrungen, Kenntnisse und Prozesse nicht regelkonform dokumentiert werden und in den Köpfen Einzelner verbleiben“.

Schatten-IT führt zu ein organisatorisches Chaos

Und Jörg Hesske, Senior Director Sales bei NetApp, gibt zu bedenken: „Auch betriebswirtschaftlich ist die Schatten- IT gefährlich, weil sie inoffizielle Prozesse und Ressourcen nutzt. Das hat natürlich Auswirkungen auf Sourcing, IT-Support et cetera. Man muss sogar sagen, dass die Kosten für Schatten-IT zum Teil sehr hoch sind, weil einzelne Fachabteilungen überhöhte Preise zahlen.“ Auf offiziellem Weg könne die IT alle Anforderungen besser bündeln und zum Teil die Dienste kostengünstiger besorgen.
Wenn Schatten-IT in einem Unternehmen um sich greift, entsteht ein organisatorisches Chaos. Laut Peter de Lorenzi, Leiter IT Management Consulting bei dem unabhängigen IT-Dienstleister adesso, verliere die IT-Abteilung dann den Kontakt zu den selbstständig agierenden Fachbereichen, und die im Rahmen einer Schatten-IT eingesetzten Lösungen bewegten sich außerhalb der IT-Governance des Unternehmens: „Da diese Lösungen nicht in andere Systeme integriert werden, profitieren außerdem lediglich die jeweiligen Fachabteilungen von Synergieeffekten.“ Die Pflege und Weiterentwicklung der Schattenlösungen sei da rüber hinaus sehr unsicher, da zu wenig IT-Kompetenz in den Fachabteilungen vorhanden sei.
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