Herausforderung Schatten-IT

Wo es Schatten-IT gibt

von - 04.06.2015
Nicht alle Branchen sind gleichermaßen von Schatten-IT betroffen. Gartner-Analyst Simon Mingay macht Unterschiede zwischen den Industriezweigen aus: „Im Gesundheitswesen hat Schatten-IT nur einen relativ geringen Anteil von etwa 15 Prozent an den gesamten IT-Ausgaben, während der Anteil bei Telekommunikation und im Medienbereich bei etwa 40 Prozent liegt.“
Ingolf Wittmann, Technischer Direktor bei IBM Deutschland
Ingolf Wittmann: Technischer Direktor bei IBM Deutschland
Für Daniel Pelke, CTO von EMC Deutschland, handelt es sich hingegen um „ein branchenübergreifendes Phänomen“, wobei jedoch Unterschiede erkennbar seien: „Unternehmen, bei denen die IT selber der Geschäftszweck ist wie zum Beispiel Internetunternehmen, scheinen weniger betroffen zu sein als solche, bei denen IT nur als Support-Funktion gesehen wird, also etwa Hersteller diskreter Sachgüter. Schatten-IT ist schnell und sofort einsetzbar, wenn die Lösung benötigt wird, sie ist günstig beziehungsweise sogar kostenfrei und universell auf jedem Endgerät, an jedem Ort und zu jeder Zeit nutzbar.“
Die Lösungen der IT-Abteilung, sofern sie überhaupt angeboten würden, benötigten dagegen eine entsprechende Vorlaufzeit. Zu den ausdrücklichen Nachteilen der Maßnahmen der zentralen IT zählt Pelke von EMC, dass sie in der Regel voll auf die Kostenstelle der Benutzer umgelegt würden. Außerdem stünden sie nur auf den Endgeräten zur Verfügung, die die IT-Abteilung unterstützt. Das führt dazu, dass viele Mitarbeiter lieber ihre eigenen mobilen Endgeräte verwenden (BYOD).
Ein hartes Urteil über die Tätigkeit vieler IT-Abteilungen fällt Simone Frömming, Country Managerin bei VMware Deutschland: „Fachabteilungen in allen Branchen nehmen die interne IT inzwischen häufig nicht mehr als Partner, sondern als Hindernis wahr, die ihren Anforderungen nicht nachkommen kann und im Extremfall die Markteinführung neuer Produkte verzögert.“ Zudem spiele die Konsumerisierung der IT hier eine tragende Rolle. Mitarbeiter wollten nicht auf den Komfort von Anwendungen verzichten, die sie in ihrem privaten Umfeld nutzen.

Schatten-IT birgt Gefahren und Kosten

Schatten-IT
(Quelle: Gartner )
Für IBM ist Schatten-IT keine neuartige Erscheinung. Ingolf Wittmann, technischer Direktor bei IBM, erklärt dazu: „Das Phänomen tritt wellenförmig auf seit der Verfügbarkeit des PCs. Mit der niedrigschwelligen Erreichbarkeit von IT- Services via Cloud und der Bezahlbarkeit per Kreditkarte nimmt der Einsatz von Schatten-IT immer dann zu, wenn schnell und ad hoc IT-Dienste benötigt werden, die die zuständige Unternehmens-IT nicht in der gewünschten Form bereitstellen kann.“
Die Frage, wie es zu den genannten Wellenbewegungen bei der Schatten-IT komme, beantwortet Wittmann so: „Die Wellenförmigkeit ergibt sich aus der Situation, dass Fachabteilungen häufig Quick-Fixes wie eigene Datenbanken, CRM-Systeme, LANs et cetera aufgebaut und zum Teil über Jahre betrieben haben. Es kommt aber immer ein Punkt, an dem der Betrieb bei Management, Datensicherung, Maintenance, Systemausbau oder Konsolidierung den Fachabteilungen über den Kopf wächst. Immer dann klopft man an der Tür der IT an, die dann das Management übernehmen soll. Das bedeutet, dass kleine IT-Pflänzchen bis zu einer gewissen Phase im Eigenbetrieb laufen (zum Teil verdeckt oder in Eigenregie), aber ab einer gewissen Größe ins zentrale Management müssen oder kollabieren. Allein schon, weil das Systemmanagement und die Datensicherung dezentral nicht funktionieren.“Mit dem Aufkommen der Public Clouds habe sich das Phänomen noch verstärkt, das Problem der Insellösung und der Absicherung sei aber geblieben und würde spätestens beim Überschreiten gewisser Schwellwerte kritisch.
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