Multi-Boot vom NAS-Server

Vorteile und Nachteile

von - 02.08.2013
Ein zentraler Speicher im Netzwerk in Form eines NAS-Servers ist schon etwas Feines. Meist werden auf einem NAS aber nur Bilder, Musik, Videos und Backups abgelegt. Wegen der hohen Speicherkapazität bietet sich noch ein weiteres Einsatzgebiet für das NAS an: als Server für virtuelle PCs.
Anstatt die virtuellen Maschinen auf verschiedenen Rechnern anzulegen, werden sie einfach für alle zugänglich auf dem NAS gespeichert. Von dort lassen sich ein oder mehrere virtuelle PCs direkt starten – Multi-Boot vom NAS.

Keine Dubletten

Wer viel mit virtuellen Maschinen auf unterschiedlichen Rechnern arbeitet, hat verschiedene virtuelle PCs meist doppelt. Das kann das alte Windows XP sein, das man nur deshalb aufgehoben hat, weil es von einem wichtigen Programm keine Version gibt, die unter Windows 7 oder 8 funktioniert. Webentwickler haben in virtuellen Maschinen oft Linux-basierte Webserver laufen, auf denen sie Programmcode für Webseiten ausgiebig testen können. Vielleicht dient die virtuelle Maschine auch nur als Spielplatz, um neue Programme zu testen, bevor man sie dauerhaft installiert, oder als Gelegenheit, um wieder einmal eine neue Linux-Distribution auszuprobieren.
Speichert man diese virtuellen Maschinen auf dem NAS-Server, dann lassen sich Dubletten vermeiden. Auch der Pflegeaufwand für die virtuellen Maschinen sinkt gewaltig, denn Installation, Ersteinrichtung und Aktualisierung der virtualisierten Rechenknechte müssen nur ein Mal zentral durchgeführt werden.

Gemeinsamer Datenzugriff

Virtuelle PCs sind so ausgelegt, dass die damit erstellten Dateien innerhalb der virtuellen Umgebung bleiben. Möchte man diese Daten in einer anderen virtuellen Maschine nutzen, dann muss man die virtuelle Umgebung durchbrechen. Das geht oft nur mit Netzwerkfreigaben oder gemeinsamen Ordnern, mit deren Hilfe man die Dateien austauscht. Dabei treten nicht selten Versionskonflikte auf.
Ist die virtuelle Maschine aber zentral auf dem NAS gespeichert, dann sind gemeinsame Ordner hinfällig. Denn die Dateien bleiben einfach auf der virtuellen Festplatte der virtuellen Maschine. Zudem bleibt die Schutzfunktion der virtuellen Maschine erhalten.

Von überall aus arbeiten

Die auf dem NAS-Server gespeicherten virtuellen PCs sind prinzipiell von jedem Gerät im Netzwerk aus erreichbar. Sogar über das Internet wäre ein Zugriff möglich, wenn auch, wegen der oft zu langsamen Verbindung, nicht ratsam.
So lässt sich die virtuelle Maschine auf dem Laptop starten und einsetzen, nach der Arbeit beenden und dann auf dem lokalen PC weiterverwenden. Das Ergebnis wäre eine mobile Arbeitsumgebung.
Beispiel Buchhaltungssystem: In der virtuellen Maschine installiert man sein Buchhaltungsprogramm, die Bankingsoftware und alle Tools und Programme, die für die Steuererklärung notwendig sind. Die Daten werden auf der virtuellen Festplatte des virtuellen PCs gespeichert. Programme, die Sie nicht so oft benötigen, schließen Sie also einfach in einer virtuellen Maschine weg und legen sie auf dem NAS ab. Erst bei Bedarf greifen Sie dann auf die virtuelle Maschine zu, egal ob vom PC oder Laptop aus, und haben die Daten sofort im Zugriff. Damit erspart man sich sogar den Kauf mehrerer Lizenzen.

Geschwindigkeit

Wer virtuelle PCs übers Netzwerk starten möchte, der braucht ein Gigabit-Netzwerk. Das bedeutet, dass Ihr Netzwerk mindestens 1000 MBit pro Sekunde schaffen muss. Damit ergibt sich ein praktischer Datendurchsatz von rund 50 MByte/s. Diese Datenrate sollte es für virtuelle Maschinen, die vom NAS-Server gestartet werden, mindestens sein.
Denn die virtuelle Maschine und alle Daten werden komplett auf dem NAS-Server gespeichert. Bei jedem Start der virtuellen Maschine müssen die Daten über das Netzwerk auf Ihren Rechner übertragen werden.
Und die Veränderungen an den Dateien, die auf der virtuellen Festplatte gespeichert sind, müssen wiederum auf dem NAS gespeichert werden. Bei langsameren Netzwerkverbindungen, etwa per WLAN, lassen sich die Maschinen nicht flüssig einsetzen.

Kein paralleler Zugriff

Auch wenn die virtuelle Maschine auf einem NAS liegt und somit prinzipiell jedem im Netzwerk zugänglich ist, kann immer nur eine Instanz der virtuellen Maschine gestartet werden. Der Zugriff auf eine virtuelle Maschine ist also exklusiv und nicht für den Parallelbetrieb geeignet.
Es lassen sich aber Snapshots und Kopien der virtuellen Maschinen anlegen. Dadurch entstehen mehrere voneinander getrennte virtuelle Maschinen. Mit jeder Kopie kann dann eine weitere Person arbeiten.
Verwandte Themen