5G ist das Mobilfunknetz der Digitalisierung

5G-Ausbau

von - 25.06.2017
Bis der neue Mobilfunkstandard einsatzbereit ist, haben die Netzbetreiber also noch einen weiten Weg vor sich, die Herausforderungen sind riesig. So wird 5G für sie vor allem eines: teuer.
Timotheus Höttges, Vorstandsvorsitzender der Deutschen Telekom, rechnet allein in Europa mit Investitionskosten von rund 300 bis 500 Milliarden Euro. Diese Investitionen lassen sich keinesfalls von heute auf morgen stemmen. Daher ist davon auszugehen, dass die Mobilfunkanbieter – wie von der Bundesregierung geplant – erst einmal die Großstädte und Hauptverkehrswege mit der neuen Technik versorgen. Kleinere Ballungsgebiete und ländliche Regionen dürften – wie bei den Mobilfunkstandards UMTS/3G und LTE/4G – erst einmal jahrelang auf den schnellen Funk verzichten müssen. Das könnte dann zum Problem werden, wenn neue Technologien wie das vernetzte Auto auf flotten 5G-Datenfunk zum Beispiel für die Echtzeit-Steuerung angewiesen sind.
Dr. Helge Erik Lüders
Manager Radio
Network Strategy bei
Telefónica Germany
www.telefonica.de
Foto: Telefónica Germany
„Meiner Meinung nach wird der neue Mobilfunkstandard eine Mischung aus beidem sein – er ist sowohl evolutionär als auch revolutionär.“
Laut Kuisch von Vodafone ist eine flächendeckende 5G-Mobilfunkversorgung in Deutschland unverzichtbar: „Das ist eine ganz wichtige Voraussetzung. Denn autonome Autos müssen in viel befahrenen Metropolen genauso miteinander kommunizieren, wie auf der abgelegenen Landstraße.“ Voda­fone strebt daher mit 5G auch ein flächendeckendes Mobilfunknetz an.
Doch ist das Ziel von Bundesverkehrsminister Dobrindt, bis 2025 alle Hauptverkehrswege und mindestens die 20 größten Städte in Deutschland mit 5G zu versorgen, überhaupt realistisch? Eric Kuisch ist zuversichtlich: „Wir rechnen damit, dass 5G schon im Jahr 2020 standardisiert und marktreif sein wird.“ Um diese Ziele zu erreichen, müssten aber Politik und Telekommunikationsunternehmen Hand in Hand arbeiten.
Ericsson
Quelle: Ericsson
Auch andere Länder wollen von 5G profitieren und ganz vorn mitspielen. So plant Südkorea die Einführung von 5G mit den Olympischen Winterspielen 2018, Japan vor dem Hintergrund der Sommerspiele 2020. „Die Bereitschaft der Bevölkerung, die Möglichkeiten neuer Mobilfunktechnologien zu nutzen, ist in Korea traditionell sehr hoch. Daher werden die Olympischen Winterspiele zum Beispiel die Vorteile von hochauflösendem Video demonstrieren und die koreanische Bevölkerung wird sie wahrscheinlich sehr aktiv nutzen“, so die Einschätzung von Michael Lemke von
Huawei.
Ob der Ausbau so zügig voranschreitet, wie von Alexander Dobrindt in Aussicht gestellt, hängt Lemke zufolge nicht zuletzt vom Markt­erfolg der neuen Technologie ab. Produkte für den Netzaufbau und die Endgeräte werden zur Verfügung stehen, da sei die Indus­trie bereits auf dem besten Wege. Zudem ergebe sich der Bedarf einer neuen Mobilfunkgeneration allein schon aus Kapazitätsgründen. Lemke: „Jede Mobilfunkgeneration ist gekennzeichnet durch die effizientere Nutzung des Spektrums, allgemein erfolgt ein Technologiesprung ungefähr alle zehn Jahre.“ Aus dieser Sicht wäre bereits im Jahr 2020 Zeit für die Einführung eines neuen Mobilfunkstandards.
Nach Meinung von Helge Erik Lüders von Telefónica ist derzeit schwer zu beurteilen, wie realistisch die Pläne der Bundesregierung sind: „Weder sind zum jetzigen Zeitpunkt alle 5G-Funktionalitäten eindeutig definiert noch gibt es kommerzielle Systeme. Auch kommt es später auf die jeweilige Anwendung an, die eine Versorgung mit 5G zwingend voraussetzt.“ Zudem setze die Einführung anspruchsvoller mobiler Dienste zunächst einmal eine grundlegende Infrastrukturvorleistung voraus – „nämlich die flächendeckende Verfügbarkeit von Glasfaser­anbindungen oder hochperformante Richtfunkverbindungen“.
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