5G ist das Mobilfunknetz der Digitalisierung

5G-Revolution?

von - 25.06.2017
5G-Dienste im Überblick: Der Telekommunikationsausrüster Huawei zeigt die möglichen Einsatzgebiete des neuen Mobilfunkstandards anhand eines Würfels.
(Quelle: Huawei)
Wenn es nach den Telekommunikationsunternehmen dieser Welt geht, dann könnte 5G der nächste große Schritt in der Digitalisierung sein.
Ob es sich bei 5G allerdings lediglich um eine Fortentwicklung handelt, oder wie Günther Oettinger in seiner Zeit als EU-Kommissar für Digitales und Wirtschaft sagte, um eine „Revolution“ – darüber gehen die Ansichten auseinander.
Die Analysten der englischen Großbank HSBC etwa äußern sich zurückhaltend. Wie die „Wirtschaftswoche“ berichtet, halten die Experten 5G zwar für „technologisch sehr beeindruckend“, die Fortschritte der neuen Technik seien jedoch eher „evolutionär“ als „revolutionär“. Laut HSBC seien viele der zitierten Nutzerszenarien im Internet der Dinge bereits mit dem aktuellen LTE/4G-Standard umsetzbar.
Michael Lemke von Huawei denkt etwas anders: „Es gibt einige Bereiche, in denen die Technologie durchaus revolutionäre Sprünge macht.“ So sind laut Lemke bei 5G Leistungen zu erwarten, die bisher allenfalls im Bereich von Glasfasernetzen als möglich galten. Allerdings seien mit LTE/4G tatsächlich viele Anwendungsfälle schon vor Einführung von 5G nutzbar. Insbesondere der neue IoT-Funkstandard Narrowband-IoT (NB-IoT) ermögliche die massenhafte Vernetzung von Dingen, die bisher nicht verbunden werden konnten: „NB-IoT verbessert die Reichweite der bisherigen Mobilfunknetze um ein Vielfaches und erlaubt bei geringem Datenbedarf Batterielaufzeiten von bis zu zehn Jahren.“
Dr. Michael Lemke
Senior Technology Expert bei Huawei Deutschland
www.huawei.com/de/
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Foto: Huawei
„Die Slicing-Technologie ist die eigentliche Revolution bei der Einführung von Mobilfunknetzen der 5. Generation.“
Laut Eric Kuisch von Vodafone werden zwar bereits heute mit LTE/4G zahlreiche Maschinen und Gegenstände mitei­nander vernetzt – es gebe aber Prozesse und Anwendungen, bei denen LTE/4G nicht ausreiche. Als Beispiel nennt Kuisch unter anderem die direkte Kommunikation zwischen Autos: „Schon minimale Verzögerungen würden hier zu dramatischen Folgen führen. In der Industrie zu Produktionsfehlern, im Straßenverkehr zu Unfällen.“
Ähnlich sieht es Helge Erik Lüders von Telefónica: „Es ist richtig, dass viele IoT-Szenarien bereits heute mit LTE umsetzbar sind, denn Narrowband-IoT und LTE-M bilden die erste Basis, die dann durch 5G sukzessive weiterentwickelt werden wird.“ Seiner Meinung nach wird der neue Mobilfunkstandard eine Mischung aus beidem sein – „er ist sowohl evolutionär als auch revolutionär. Die Evolution findet bei der Weiterentwicklung der Funktechnik statt. Hier erwarte ich deutliche Verbesserungen gegenüber den Vorgängern, aber keine ,revolutionären‘ Sprünge.“
Lüders zufolge werden die verschiedenen Funktionalitäten von 5G zwangsläufig nicht überall verfügbar sein. „5G wird sich durch einen hohen Grad an Virtualisierung auszeichnen, der effiziente Konzepte wie das Network-Slicing ermöglicht. Es wird aber nicht die eine 5G-Basisstation geben, die alle Dienstgruppen gleichzeitig überall anbietet.“ Vielmehr handele es sich um eine Form von Smart Cells, die stattdessen hochleistungsfähige Hardware für die verschiedenen Anwendungen bedarfsgerecht zur Verfügung stellen.
Hinzu kommt: Bei 5G gibt es gegenwärtig noch viele schwer einschätzbare technische Risiken. So nutzt 5G höhere Frequenzbänder als bisherige Mobilfunkstandards. Das ist notwendig, um die Kapazitäten und höheren Geschwindigkeiten zu ermöglichen. In der Folge müssten die Mobilfunkmasten in deutlich geringeren Abständen als bisher aufgestellt werden. Und selbst dann ist nicht garantiert, dass die Funkabdeckung auch im Inneren von Gebäuden funktioniert.
Je mehr Software zum Einsatz kommt, desto gefährdeter sind auch die Systeme. Der verstärkte Einsatz von SDN-Technologie (Software-defined Network) bei 5G stellt die Netzbetreiber vor dieselben Herausforderungen wie die IT-Branche: Die Infrastruktur muss vor Cyber­attacken geschützt werden.
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