Erfolgsgeschichten der Digitalisierung

Effiziente Müllentsorgung

von - 09.04.2018
Digitalisierung Schuler Service App
Bei Stillstand: Eine App ermöglicht den Experten des Maschinenbauers Schuler, rasch zu helfen.
(Quelle: Schuler Group)
Die Müllabfuhr hat auf den ersten Blick mit Digitalisierung wenig zu tun: Der Müllwagen, gesteuert von einem Menschen, fährt die einzelnen Straßen ab und die Mülltonnen werden geleert – wiederum von Menschen.
Der Hausner Logistik Service (HLS) aus Passau hat bereits vor einigen Jahren registriert, dass Müllentsorgungsbetriebe viel Zeit und Geld verlieren, weil neue Fahrer oft lange brauchen, um sich in ihre Touren und deren Besonderheiten einzufinden. Das gelte vor allem auf dem Land, wo ein Fahrer rund 10 bis 20 verschiedene Tagestouren übernimmt. Die Lösung ist eine von HLS entwickelte branchenspezifische Plattform. Damit lassen sich Tagestouren schneller planen und die Fahrer mit allen relevanten Informationen versorgen – wo genau die Mülltonnen stehen oder wie man am besten zu einer bestimmten Adresse kommt.
Die Plattform greift über die Telematics-Schnittstelle Webfleet von TomTom auf die Positionsdaten der Müllwagen zu. Die Daten werden teilweise im 10-Sekunden-Takt auf Basis einer als Referenzroute gespeicherten Tour erhoben und an die Plattform übertragen. Die Disponenten in den Müllentsorgungsbetrieben können jede Tour bearbeiten und an das Navigationsgerät im Müllwagen senden. Ein unerfahrener Mitarbeiter braucht die Tour dann nur noch abzufahren.

Digitale Pressen

Das Maschinenbauunternehmen Schuler ist nach eigenen Angaben Technologie- und Weltmarktführer in der Umformtechnik. Das Unternehmen bietet unter anderem Pressen und Automationslösungen für die metallverarbeitende Industrie und den automobilen Leichtbau an. Schuler hat vor zwei Jahren die Umsetzung einer Digitalstrategie in Angriff genommen. „Ziel ist das vernetzte, intelligente Presswerk, in dem Big Data und das Industrial Internet of Things klug eingesetzt werden, um die Fertigung bei den Kunden besonders produktiv und stabil zu machen“, so das Unternehmen. Dazu gehören integrierte Webfunktionen und Apps, die stationär oder via Smart-Device nutzbar sind, genauso wie Standardschnittstellen für die ERP- und SAP-Systeme des Kunden, um die Produktion auf der Betriebsebene durchsichtiger und konsequent steuerbar zu machen. Wie viele Unternehmen setzt Schuler bei der strategischen Umsetzung der Digitalisierung auf einen externen Partner, in diesem Fall auf den Dienstleister Freudenberg IT.
Ein Beispiel für die Digitalisierung bei Schuler ist das Konzept des Smart Press Shops. Dreh- und Angelpunkt dieses digitalen Werkzeugkoffers ist ein Maschine-Monitoring-System. Es verfügt über mehrere Module, die die Betriebszustände der vernetzten Geräte erfassen, analysieren, speichern und auswerten. Das System soll sich sowohl für Neu- als auch für Altanlagen eignen. Die Kunden des Maschinenbauunternehmens erhalten Zugang zu einer Reihe von digital gestützten Analyse- und Optimierungs-Tools. Im Schulterschluss mit Schuler-Experten soll mittels gezielter Datenanalysen die Effektivität der eingesetzten Anlagen analysiert und gesteigert werden. Die Basis dafür bilden Kennwerte, die entlang der Prozesskette sowie durch Sensoren in der Anlage erhoben werden. Sie geben etwa Auskunft über Energieverbrauch, Belastungszyklen, Stillstände, Performance- oder Qualitätszustände beziehungsweise -verluste oder auch mögliche Bedienerfehler. „Künftig lassen sich zudem verlässliche Voraussagen machen, wann welches Bauteil repariert oder ausgewechselt werden muss, bevor es zu Unregelmäßigkeiten im Betrieb kommt“, so Schuler.
Ein Teil des Smart Press Shops ist die Schuler-Service-App. Kunden erhalten über die Smartphone-App Hilfe bei der Lösung eines Problems mit ihren Maschinen, indem Experten bei Schuler etwa Videos auswerten, die über die App eingeschickt wurden. Wenn eine Komponente ausgetauscht werden muss, dann kann sie der Anwender mit der Kamera seines Smartphones erfassen und mit Hilfe der Teilenummer gleich eine Anfrage an den Service senden.
Die Digitalisierung führt aber nicht nur zur Veränderungen bei den Kunden – sie hat auch Auswirkungen auf die internen Abläufe bei Schuler. So bildet der Machinenbauer zum Beispiel seinen jährlichen strategischen Planungsprozess mittlerweile vollständig auf einer zentralen IT-Plattform ab, „sie unterstützt die einzelnen Prozessschritte, sammelt alle relevanten Daten und stellt sie den beteiligten Akteuren im Unternehmen zur Verfügung.“
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