Vorwerk Digital

Digitale Transformation ist der falsche Begriff

von - 28.02.2019
Vorwerk
Foto: ricochet64 / shutterstock.com
Das Familienunternehmen Vorwerk verdient inzwischen auch mit digitalen Services Geld. Allem voran ist die Cashcow des Unternehmens auch hier der Thermomix.
Julius Ganns
Julius Ganns: Vice President Digital bei Vorwerk
(Quelle: Vorwerk )
Der Traditionskonzern Vorwerk ist bekannt für Küchengeräte und Staubsauger. Seit Ende 2005 wird Vorwerk nicht mehr von einem Mitglied der Eigentümerfamilie geführt, sondern von Managern. Stammsitz ist Wuppertal. Die Produkte des Konzerns wurden lange Jahre exklusiv über Handelsvertreter vertrieben. Das Geschäft wurde zwar elektronisch unterstützt, einen digitalen Geschäftsprozess gab es aber nicht. Das änderte sich mit Gründung des in Zürich angesiedelten Unternehmensbereichs Vorwerk Digital. Die Digitalisierung machte die Küchenmaschine Thermomix zu einem Millionengeschäft.
Wie es dazu kam, erzählt der Vice President Digital, Julius Ganns, im Interview mit com! professional.
com! professional: Wann ging es los mit der Digitalisierung des Thermomix und welche Rolle haben Sie dabei gespielt?
Julius Ganns: Ich ging 2012 zu Vorwerk in die Schweiz. Mein damaliger Chef, Kai Schäffner, hatte eine Vision: Er wollte einen digitalen Thermomix bauen. Zudem schwebte ihm vor, dem schon sehr populären Küchengerät eine Art iTunes-Bi­bliothek für Rezepte an die Seite zu stellen.
com! professional: Gab es zu diesem Zeitpunkt bereits digitale Funktionen für den Thermomix?
Ganns: Nein. Die damals vierte Generation des Thermomix, TM31, hatte noch keine digitale Funktion. Unter der Regie von Kai Schäffner und unserem Leiter Produktentwicklung, Stefan Hilgers, ist erstmals überhaupt eine digitale Variante des Küchengeräts entstanden. In den allerersten Prototypen waren auch schon digitale Funktionen geplant, sie hatten aber etwa noch keinen Touchscreen. In der Marktforschung stellte sich heraus, dass die Kunden als Erstes probieren, auf das Display zu drücken, wenn sie eine Option auswählen sollen. Und so hat sich die aktuelle Generation des Thermomix entwickelt, die mittlerweile seit 2014 im Markt ist.
com! professional: Waren Sie damals schon bei der Entwicklung dabei?
Ganns: Ich kam später hinzu. Viele Grundlagen in der Hardware und erste Schritte in der Software waren schon gemacht. Die Software auf dem Gerät steckte aber noch in den Kinderschuhen. Auch hatte sich Vorwerk damals noch nicht für die digitale Welt aufgestellt. Das waren damals die ersten Schritte in Richtung agiler Software-Entwicklung, in Richtung digitaler Architektur, Product Ownership, Service Design und digitaler Customer Experience für Vorwerk.
com! professional: Wann kam das Ökosystem hinzu?
Ganns: Parallel zum Thermomix kam die erste Version - das war 2014. Zum Start hatten wir noch keine Konnektivität für den Thermomix - die kam 2016 im Upgrade mit dem Cook-Key. Da liefen die ersten Prototypen aber auch schon Jahre zuvor, sodass die Entwicklungsrichtung klar war.
com! professional: Mit welchen Digitalfunktionen ist das Gerät damals lanciert worden?
Ganns: Vor der Einführung des Cook-Keys - mit dem auch ein großes Software-Update kam - nutzte das Gerät seine Schnittstelle für Rezept-Chips, die mit Koch­büchern verkauft wurden. Wenn der Kunde die Chips mit dem Thermomix verbunden hat, wurden die Rezepte an­gezeigt. Parallel ließ sich der Chip auf einer Webplattform registrieren, sodass die Rezepte auch für die Einkaufsliste zur Verfügung standen.
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