Digitale Transformation ist der falsche Begriff

Neue Herausforderungen im digitalen Bereich

von - 28.02.2019
Thermomix mit Cook-Key
Thermonix: Die Digitalisierung eines klassischen Küchengeräts erwies sich als sensationell erfolgreich.
(Quelle: Vorwerk)
Nach dem sehr erfolgreichen Start des Thermomix TM5 hatten wir im digitalen Bereich schnell neue Herausforderungen: Stabilität der Plattform, Bewertung der App und so weiter. Anfangs hatte die App eine User-Bewertung von zwei Sternen. Mittlerweile haben wir nur für die aktuelle Version Zehntausende Bewertungen und fünf Sterne. Auf diese Reise mussten wir aber gehen, um letztlich ein qualitativ hochwertiges Digitalprodukt zu erreichen und dann 2016 den Cook-Key nachzuliefern.
com! professional: Wie haben Sie Ihre Vorgesetzten und die Inhaberfamilie überzeugt, dass der Weg der richtige ist?
Ganns: Wir hatten stets große Rückendeckung in der Thermomix-Bereichsleitung wie dem Executive Board des Konzerns. Das primäre Ziel war nicht, mit dem System Geld zu verdienen. Die ursprüngliche Idee war: Die Lösung muss sich selbst tragen, sodass wir einen zusätzlichen Wettbewerbsvorteil aufbauen. Der Markt hat uns erst gezeigt, dass der Wert der digitalen Add-ons und Services so hoch ist, dass die Kunden dafür zahlen. Heute haben wir zwei Millionen Geräte online.
com! professional: Wann haben Sie erkannt, dass die Digitalfunktionen mehr Potenzial bergen? Und wie?
Ganns: Mit der Einführung des Cook-Keys veränderte sich das Verhalten der Kunden: Die Hardware und das Software-Update integrierte den TM5 mit dem digitalen Ökosystem, in dem der Thermomix selbstständig Rezepte synchronisieren, Einkaufslisten abgleichen und in einigen Ländern die Zutaten bestellen konnte. Die neuen Funktionen führten zu einer vermehrten Nutzung, die Kunden entdeckten immer mehr Details. Wir mussten uns dazu auch intern neu organisieren, denn unser Team bestand größtenteils aus externen Unterstützern.
com! professional: Sie sprechen von mehr als 100 Personen. Waren diese nur mit dem digitalen Thermomix beschäftigt?
Ganns: Hauptsächlich mit dem digitalen Ökosystem, beim Thermomix kommen noch mal mehr Leute hinzu. Die Kollegen waren zuständig für die Entwicklung der Apps und Webseiten, die Datensynchronisation, Cloud, Security, das Inte­grieren mit den ERP-Systemen der verschiedenen Länder, den Support und so weiter. Die meisten dieser Tätigkeiten sind notwendig für den Betrieb, aber für den Kunden überhaupt nicht sichtbar. An­gesichts der Tatsache, dass 80 Prozent unserer Kunden den TM5 direkt mit Cook-Key kaufen, war ein Set­up mit vielen Externen dauerhaft nicht nachhaltig.
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