Digitale Transformation ist der falsche Begriff

Vorwerke Digital

von - 28.02.2019
Mit Dienstantritt unseres neuen, sehr digitalen CMOs Markus Dobbelfeld haben wir begonnen, eine interne Organisation aufzubauen. Unser Ziel war, das Wissen über alle Kernprozesse in die Firma zu ver­lagern, um so die Digitalstrategie weiterentwickeln zu können.
Ende 2016 bekamen wir das Mandat, Vorwerk Digital auf­zubauen. Dabei handelt es sich nicht etwa um einen ausgegründeten Geschäftsbereich, sondern vielmehr um eine virtuelle Organisation. Sie besteht aus mehreren Sub-Teams, die innerhalb der bestehenden Firmenstruktur agieren. Die Kollegen bleiben in ihrer angestammten Abteilung und sind gleichzeitig Mitarbeiter von Vorwerk Digital. So können wir alle besser mitnehmen auf die digitale Reise. Die leitende Einheit hier in Zürich wurde vor dem Hintergrund geschaffen, dass wir uns international aufstellen. Dazu gibt es noch weitere, kleinere Standorte.
com! professional: Das klingt mysteriös. Geht es um geheime Labors in China oder Indien?
Ganns: Nein, nein (lacht). Es handelt sich um Orte in Europa. Während wir sonst großen Wert darauf legen, dass alle Teams in ihrem eigenen Umfeld arbeiten, ziehen wir sie in den heißen Phasen alle zwei Wochen für jeweils drei Tage zusammen. Das ist die „Sprint Colocation“.
In diesem Modus entwickeln bis zu 80 Personen fokussiert zum Beispiel ein großes Update. Zu diesen Anlässen sind auch viele Externe und Zulieferer dabei. Aber wir achten darauf, dass die Führung bei Vorwerk liegt. Intern angesiedelt sind die Architektur, die Customer Experience, das Programm-Management, die Qualitätssicherung und natürlich die Strategieentwicklung. Weiter haben wir Kompetenzen aufgebaut, um Externe zu steuern, technisch wie auch in der Entwicklung.
Ein größerer Anteil digitaler Lösungen kommt in vielen Bereichen besser aus dem Zulieferermarkt: Eine App, ein Embedded-Modul für ein IoT-Gerät oder der Wi-Fi-Adapter können durchaus extern entwickelt werden. Die Lieferanten sind spezialisiert, haben die Ressourcen und Qualifi­kationen. Vorwerk selbst muss kein neues Wi-Fi-Modul entwickeln. Wir bauen nur interne Entwickler an den Stellen auf, an denen wir langfristig einen Wettbewerbsvorteil sehen.
com! professional: Wie entwickelt Vorwerk Digital neue Funktionen für die Haushaltsgeräte?
Ganns: Vorwerk Digital ist nicht mehr nach Komponenten organisiert, sondern nach Produkt- und Querschnittsfunktionen. Früher hatten wir ein iOS-Team, heute sind die iOS-Entwickler Mitglieder von „vertikalen“ Teams. Diese Teams haben eine Ende-zu-Ende-Verantwortung für eine bestimmte Funktion, etwa die digitale Einkaufsliste. Hier arbeitet ein iOS-Entwickler mit einem Android- und einem Web-Entwickler, zwei Embedded-Programmierern, zwei Cloud-Architekten und einem Tester zusammen. Sie sollen „self-contained“ arbeiten, also ihre Neuentwicklung selbstständig und unabhängig in unsere Microservices-Landschaft bringen.
com! professional: Aus welchen Ländern sind Zulieferer an der Produktentwicklung beteiligt?
Ganns: Wir arbeiten in vielen Bereichen mit Partnern in der Schweiz zusammen. Zum Beispiel gab es Beratung in den Bereichen Design Thinking und Produkt-Prototyping. Weiter sind einige Teile unserer Datenhaltung in der Schweiz angesiedelt. Jenseits der Grenzen ist etwa unser Operations-Team in Indien angesiedelt, da wir Support rund um die Uhr anbieten. Auch das Testing läuft teils in Indien und zusätzlich in Mexiko, damit wir eine Software am Abend einchecken, über Nacht testen und am Morgen daran weiterarbeiten können.
com! professional: Wie ist die IT-Infrastruktur hinter dem digitalen Thermomix aufgestellt?
Ganns: Wir sind 2012 zunächst ohne die interne IT-Abteilung von Vorwerk gestartet, haben also bis 2016 alles separat aufgebaut - das hat Vor- und Nachteile, aber es war damals der bessere Weg und ich bin dankbar, dass wir diese Möglichkeit hatten. Mit dem Mandat für Vorwerk Digital haben wir begonnen, ein gemeinsames agiles Team für den technologischen Bereich aufzubauen.
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