Partnerschaften für digitale Ökosysteme

Herausforderungen und Risiken

von - 08.09.2020
Bei digitalen Technologien wie Künstliche Intelligenz, 5G oder Blockchain liegt Deutschland international eher im Mittelfeld. Daher sind hier auch die Digital Hubs als Ökosysteme für Innovationen gefragt. „Es ist elementar, dort jetzt die erfolgreichen Hidden Champions aus dem Mittelstand einzubinden und bei der digitalen Transformation zu begleiten. Das funktioniert am besten über Kooperationen. Die Firmen müssen dazu offen sein, ihr Wissen teilen und auch den Mut zu neuen Wegen haben“, fordert Christopher Meinecke vom Bitkom. Es gilt, folgende Fragen zu beantworten: Was bringt mir eine Kooperation? Welcher Aufwand ist notwendig? Was kann ich anbieten, wie will ich konkret profitieren?
Cloudflight-Berater Maximilian Hille sieht das ähnlich, zumal sich Ökosysteme durch ihre Eigendynamik immer weiter entwickeln: „Firmen müssen klären, wie weit sie sich öffnen und welches Risiko sie eingehen wollen. In manchen Fällen kann es sogar sein, dass das eigene Geschäftsmodell durch das Ökosystem bedroht wird. Transparenz im Ökosystem ist daher wichtig.“

Ökosystem - ja oder nein?

Vielen Unternehmen fällt es daher nicht so leicht, zu entscheiden, welche Strategie sie wählen. Prinzipiell gibt es drei Möglichkeiten: der Welt der Ökosysteme fernbleiben - eher die schlechte Alternative -, sich einem bestehenden Ökosystem anschließen oder ein eigenes Ökosystem begründen. „Die Integration in ein bestehendes System bedeutet natürlich, dass man die strategische Vorherrschaft aufgibt und sich automatisch einem ‚Platzhirsch‘ unterwirft. Für viele Mittelständler wird dies aber wahrscheinlich nötig sein“, vermutet Deloitte-Private-Director Markus S. Seiz.
Ökosysteme erschließen sich laut Seiz oft entweder durch persönliche Kontakte, weil die eigene Lösung gut in das bestehende Ökosystem passt oder durch Zufall. Unternehmen könnten aber auch den Weg gehen, eigene technische Lösungen gezielt auf die Teilnahme an bestimmten Ökosystemen vorzubereiten. Der Rest der Unternehmen versuche dann, eigene Ökosysteme und Plattformen aufzubauen. Markus S. Seiz gibt zu bedenken, dass im Bereich der Ökosysteme häufig eine „Winner takes it all“-Mentalität entstehe: „Am Anfang gibt es noch mehrere Ökosysteme parallel, am Ende setzt sich jedoch meist eine Lösung durch, wie das bei den großen internationalen Tech-Konzernen passiert ist. Es entsteht also ein Dilemma: Man muss mitmachen, es gibt aber ein hohes Risiko für irreversible Kosten.“
Patrick Ulrich
Dr. Patrick Ulrich
Professor für Unternehmensführung an der Hochschule Aalen und Privatdozent an der Universität Bamberg
www.hs-aalen.de
Foto: Hochschule Aalen
„Ökosysteme können prinzipiell auch ohne Plattform leben, eine technologische Plattform ist aber ohne den Content wertlos, der erst durch die Stakeholder im Ökosystem entsteht.“
Patrick Ulrich nennt als weitere große Gefahr zumindest aus Unternehmenssicht noch Datenschutz, Datensicherheit sowie Cyberkriminalität. „Je mehr vom Unternehmen im Internet und mit anderen Unternehmen vernetzt ist, desto mehr Angriffsfläche bietet man. Hier kann man sich natürlich absichern, aber vielen Unternehmen fehlt das IT-Know-how. Deshalb werden manchmal Potenziale der Digitalisierung aus Angst vor den Negativfolgen verschenkt.“
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