Banking-Software für ­Firmenkunden

Der EBICS-Standard

von - 29.12.2017
Multicash
Multicash: Seit der Markteinführung vor mehr als 30 Jahren wurde das Programm kontinuierlich weiterentwickelt.
Während sich private Anwender um das Übertragungsprotokoll ihrer Software keine Gedanken machen dürften, sollten Firmenkunden bei der Anschaffung eines Programms oder  der Buchung eines Dienstes unbedingt darauf achten, dass die gewählte Lösung das EBICS-Verfahren unterstützt. Der Electronic Banking Internet Communication Standard (gelegentlich wird statt „Electronic“ auch „European“ verwendet) ermöglicht den sicheren Transport von Zahlungsverkehrsdaten über das Internet. Außerdem erlaubt er unterschiedliche Berechtigungskonzepte.
Zu EBICS gehören gleich drei verschiedene Konzepte, die in Unternehmen eine Rolle spielen können. Das ist zunächst einmal die elektronische Einzelunterschrift. Sie entspricht dem auch beim Privatnutzer üblichen Rollenverständnis. Die Übertragung an das Institut wird von einer berechtigen Person initiiert und die Aufträge werden mit seiner elektronischen Unterschrift versehen. Bankseitig wird die Unterschrift verifiziert und der Auftrag ausgeführt.
Anspruchsvoller ist die geteilte elektronische Unterschrift. Hier unterzeichnen Erfassungskräfte die Aufträge mit einer sogenannten Transportunterschrift. Es ist somit nachvollziehbar, wer den Auftrag erteilt hat. Dieser wird mit einer solchen Unterschrift allein aber noch nicht ausgeführt. Das ist nützlich, wenn im Unternehmen der Zahlungsverkehr von Personen vorbereitet werden soll, die im Außenverhältnis keine Zeichnungsberechtigung für die Transaktion haben. Dazu bedarf es dann der Unterschrift eines Prokuristen oder Geschäftsführers. Die geteilte Unterschrift ermöglicht also die gemeinschaftliche Unterschrift durch berechtigte Nutzer – zum Beispiel für den Fall, dass zwei oder mehrere Personen nur gemeinsam verfügungsberechtigt sind.
Eine Variante davon ist die verteilte elek­tronische Unterschrift. Sie erlaubt die ortsunabhängige Nutzung. Vereinfacht gesagt leisten die Verfügungsberechtigten ihre Unterschriften zu einem bereits per Transportunterschrift übertragenen Auftrag so lange, bis alle erforderlichen Signaturen vorliegen. Dann erst führt die Bank den Auftrag aus.
Wie bei allen anderen Banking-Standards gilt indes auch für EBICS, dass die Unterstützung durch einen Client nicht automatisch bedeutet, dass das Verfahren auch genutzt werden kann. Denn dazu muss das Kreditinstitut das Konto auch entsprechend aktivieren.

Was für eine Lösung passt zu wem?

Welche Lösung kleinere Unternehmen oder Selbstständige einsetzen ist eng mit der Frage verknüpft, wie bei ihnen die Finanzbuchhaltung abgewickelt wird. Bei Weitergabe an den Steuerberater kann bereits eine klassische Homebanking-Software und der Export der Buchungen in das CSV-Format genügen. Wer seinem Steuerberater die Arbeit erleichtern will, greift zu einem Programm, das die Aufbereitung in das DATEV-Format unterstützt.
Lexoffice: Für kleinere Unternehmen und Selbstständige kann bereits das Banking-Modul einer Buchhaltungslösung genügen.
Banking und Kontenüberwachung können auch den umgekehrten Weg gehen. Das cloudbasierte Buchhaltungsprogramm Lexoffice beispielsweise enthält auch ein Modul für das Banking. Direkt aus der Buchhaltung heraus können damit Überweisungen angestoßen und Eingangszahlungen mit offenen Rechnungen abgeglichen werden, Schnittstelle zu DATEV und Zugang für den Steuerberater inklusive.
Großunternehmen dagegen haben in der Regel eigene Systeme für Betriebssteuerung und Buchhaltung im Einsatz. Hier ist das Banking in einen umfangreicheren Prozess eingebettet. Über die Cloud können die Bankschnittstellen bedient und das Banking in eigene Applikationen integriert werden. Das ist allerdings immer auch Projektarbeit und kommt zudem nur für Firmen mit entsprechend großen Transaktionszahlen infrage.
Unternehmen zwischen diesen beiden Extremen gehören zur Zielgruppe von Firmenkunden-Software, die fest auf Einzelplätzen oder im Netzwerk installiert wird und teilweise auch durch Apps ergänzt werden kann, um etwa die verteilte Unterschrift umzusetzen.
Erwartungsgemäß ist die Anzahl an Anbietern auf einem so hochgradig spezialisierten Markt relativ überschaubar. Die meisten angebotenen Programme können von den Seiten der Hersteller in einer Testversion heruntergeladen und ausprobiert werden.
Vor einem Kauf lohnt sich im Zweifel auch eine Nachfrage bei der Hausbank. Gerade die Programme der Hamburger Star Finanz werden auch von vielen Kreditinstituten an ihre Kunden ausgegeben und das nicht selten zu Sonderkonditionen.
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