Freies WLAN - Das Drahtlos-Dilemma

LTE und Nutzer-Tracking

von - 26.07.2016
Als Alternative zur WLAN-Technik bietet sich Mobilfunk an - aber nur auf den ersten Blick. Zwar lockt der Funkstandard LTE mit einer sicheren, verschlüsselten Übertragung und mit Bandbreiten von bis zu 50 Mbit pro Sekunde - schneller als die meisten DSL-Anschlüsse der Telekom -, doch die Provider treten bei LTE auf die Bremse, denn ihre Mobilfunknetze operieren an der Kapazitätsgrenze. Dazu kommt, dass der LTE-Netzausbau, verglichen mit der Installation eines WLAN-Hotspots, eine teure Angelegenheit ist: Ein WLAN Access Point in wetterfester Outdoor-Ausführung kostet nur ein paar Hundert Euro, die Preise für Mobilfunk-Basisstationen beginnen dagegen im fünfstelligen Bereich. Wenn es also darum geht, zum Beispiel Einkaufszentren, Messe­gelände oder andere große Gebäudekomplexe mit drahtlosem Internet-Zugang auszustatten, ist WLAN immer noch die Technik der Wahl. Sogar der LTE-Nachfolgestandard LTE-LAA setzt auf WLAN: Stellt die Funkzelle fest, dass ein Wireless Network zur Verfügung steht, wird die Datenübertragung zwischen Smartphone und Internet darüber abgewickelt.
Für den stationären Handel könnte ein freies WLAN auch in Deutschland bald genauso selbstverständlich sein wie eine Kundentoilette. Nach Erkenntnissen des Bitkom nutzt bislang nur eine Minderheit der Smartphone-Besitzer WLAN außerhalb der eigenen vier Wände, die GfK hat in einer Befragung jedoch herausgefunden, dass 65 Prozent aller Internet-Nutzer gern häufiger davon Gebrauch machen würden.

Den Kunden auf Schritt und Tritt verfolgen

Zudem bietet WLAN dem Betreiber ­etwas, was ihm keine andere Funktechnik bieten kann: die Kontrolle über die Nutzer. So arbeitet Lancom zusammen mit dem Location-Based-Service-Spezialisten 42Reports an Lösungen, mit denen sich Benutzerströme in Echtzeit visualisieren lassen. Dazu werden die Areale mit Beacons ausgestattet, kleinen Funksendern, die drahtlos ihre Kennung an das Handy übertragen. Die empfangenen Daten überträgt das Telefon dann per WLAN an die Analysesoftware von 42Reports. Mit den so gewonnenen Informationen lassen sich Brennpunkte des Kundeninteresses ebenso leicht erkennen wie zum Beispiel Engstellen und gefährliche Menschenansammlungen auf Großveranstaltungen.
Grenzenlos werden die Möglichkeiten, wenn der einzelne Nutzer persönlich ­angesprochen werden kann. Wenn das Tracking ergeben hat, dass er sich im Schuhgeschäft eine ganze Weile vor dem Regal mit den Laufschuhen aufgehalten hat, dann wird er anschließend für Werbung auf seinem Smartphone empfänglich sein, die ihm zum Beispiel einen Rabatt auf ein bestimmtes Schuhmodell anbietet.
Die Technik dahinter setzt auf Beacons - und eine App, die die Bewegungsdaten sammelt und per WLAN weitergibt. Dazu arbeitet 42Reports beispielsweise mit der Musikerkennungs-App Shazam zusammen. Und das völlig legal: Die Nutzer, die die populäre App installiert und aktiviert haben, stimmen damit automatisch einer Nutzung ihres Bewegungsprofils zu.
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