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United Internet drückt beim 5G-Netz aufs Tempo

Bei United Internet ist zweifellos das Mega-Projekt dieses und der vergangenen beiden Jahre der Aufbau eines eigenen cloudbasierten 5G-Netzes, des „modernste 5G-Netz Deutschlands – vollständig virtualisiert und mit neuester OpenRAN-Technologie“, wie es stolz vom TK-Konzern heißt. 2019 hatte sich Konzernchef Ralph Dommermuth mit der Mobilfunktochter 1&1 Drillisch an der Ausschreibung beteiligt und für 1,07 Milliarden Euro die nötigen Lizenz-Blöcke erworben. Erste Stufe wurde im Dezember 2022 in Betrieb genommen, doch im Januar 2023 waren statt der vorgeschriebenen 1000 5G-Stationen nur eine Handvoll Antennen vorhanden.
Aufbau nimmt Fahrt auf: United Internet errichtet das vierte 5G-Netz in Deutschland – mit moderner OpenRAN-Technologie.
(Quelle: United Internet )
Nun will man aber aufs Tempo drücken. Der neue Rollout-Plan sieht konkret die Bereitstellung von 1207 Antenennstandorten bis Ende 2023 vor. Ab 2024 sollen jährlich weitere 3.000 Antennenstandorte hinzukommen. Ralph Dommermuth, CEO der 1&1 AG. „Unsere Ziele, zum Ende des Jahres 2025 ein Viertel und bis Ende 2030 die Hälfte der deutschen Haushalte zu versorgen, behalten wir fest im Blick.“ Nach dem Produktstart mit 5G Fixed Wireless Access im Dezember 2022 sollen im dritten Quartal 2023 mobile Smartphone-Dienste folgen.

Was lange währt, wird endlich 5G

Ende Juli überraschte 1&1 dann mit der Öffentlichkeit und die Experten mit einer gravierenden Entscheidung: Es verkündete die Trennung von seinem alten Partner Telefonica und den Abschluss eines Vertrages über nationales Roaming mit Vodafone. Die 1&1-Kunden dürfen ab 2024 in noch nicht vom neuen Mobilfunknetz von 1&1 versorgten das Netz von Vodafone nutzen, und das inklusive des schnellen 5G-Netzes. Kurios: Gegen den Vodanfone-Infrastrukturableger Vantage Tower hatte 1&1 sogar eine Beschwerde beim Bundeskartellamt eingereicht, weil es seinen Netzausbau behindern würde.
Für die massiven Verzögerungen macht Ralph Dommermuth einerseits „Enttäuschungen durch den Hauptlieferanten“, andererseits aber auch und gerade die Taktik der Konkurrenz bei Roaming-Abkommen und der Mitnutzung von Mobilfunkstandorten verantwortlich. Erst jüngst versuchte die Telekom die Vermarktung des 1&1-Angebots als „modernstes Europas 5G-Netz Europas“ gerichtlich untersagen zu lassen, wurde das vom Landgericht Koblenz im März zurückgewiesen. 1&1 schreibt dazu: „Der Versuch der Deutschen Telekom, den Markteinstieg von 1&1 gerichtlich verbieten zu lassen, reiht sich in vielzählige Bestrebungen der etablierten Mobilfunknetzbetreiber ein, den Start eines wettbewerbsfähigen vierten Mobilfunknetzes zu behindern und ihr Oligopol zu schützen“.
Während die Mobilfunk-Ambitionen von 1&1 allmählich Gestalt annehmen, gab es von der United-Internet-Tochter Ionos weniger gute Nachrichten. Der Webhoster hat Anfang Februar in Frankfurt einen eher enttäuschenden Börsenstart hingelegt.
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