Das steckt hinter dem Start-up-Boom Bike Sharing

Im Mittelpunkt stehen die Daten

von - 28.05.2018
Im Mittelpunkt der Aufmerksamkeit steht dabei das Thema Daten. Nur kurz nach dem Start von Obike in München deckte eine Recherche des Bayerischen Rundfunks auf, dass über die Social-Media-Funktion der Obike-App Nutzerdaten frei zugänglich gewesen seien. Und ein Mitarbeiter des Münchner Wirtschafts­referats berichtete, dass ihm von Obike Bewegungsdaten zur Nutzung angeboten worden seien und spekulierte über ein ­dahinterstehendes Datenhandelsmodell der asiatischen Fahrradverleiher. "Wir speichern nur die Daten, die wir brauchen, um die Transaktionen mit unseren Nutzern abzuwickeln", wehrt sich Jimmy Cliff, Deutschland-Chef des Obike-Konkurrenten Mobike, gegen den Verdacht. "Wir ­erstellen keine nutzerbezogenen Bewegungsprofile und speichern die Fahrraddaten getrennt von den Nutzerdaten."
In Einklang mit den AGB von Mobike wäre ein Angebot von Location Based Advertising zwar möglich, doch habe das Unternehmen dafür in Deutschland derzeit ­keine Pläne. "Wir stellen beim Thema ­Datenschutz fest, dass die Reaktionen auf uns als chinesisches Unternehmen anders sind, als das bei einem deutschen Unternehmen der Fall wäre", erklärt Cliff. "Aus meiner Sicht steckt dahinter manchmal ein bisschen Paranoia."
In der Tat setzen auch die etablierten deutschen Anbieter auf Werbekooperationen, wie in Berlin derzeit Nextbike mit Deezer und Call-a-Bike mit Lidl. Doch geht es dabei nur um Werbung am Rad. Location Based Services fände man - im Rahmen deutscher Datenschutzbestimmungen und mit der nötigen Sensibilität - zwar grundsätzlich interessant, erklärt Nextbike-Sprecherin Rauchhaus, doch fehle es dafür an den Ressourcen. Nextbike sei nun einmal primär Fahrradvermieter und kein Tech-Unternehmen.

Die Stärke der Start-ups liegt in der Technologie

In der Tat spielen die asiatischen Wettbewerber ihre Stärken vor allem im technologischen Bereich aus: Die Apps von Obike und Mobike überzeugen durch ihre Usability, und die Entsperrung des Fahrrads per Bluetooth ist eine willkommene Innovation. Auch mit dem Verzicht auf ein stationsgebundenes Verleihmodell bringen die Bike-Sharing-Start-ups frischen Wind in die Branche. "Wir sehen, dass stationsgebundene Systeme in den Städten maximal ein bis fünf Prozent der Einwohner erreichen", erklärt Mobike-Chef Cliff. "Mit unserem stationslosen Geschäftsmodell sind wir überzeugt, die Mehrheit der Stadtbewohner zur Nutzung unserer ­Mobike-Fahrräder zu bringen, wie wir es auch schon in anderen Märkten erreicht haben."
Bis Ende des Jahres wolle Mobike, das bisher nur in Berlin sowie im Test­betrieb in Düsseldorf verfügbar ist, in den größten deutschen Städten am Start sein. Zudem wolle das Unternehmen mittelfristig weltweit zu den Top-5-Mobilitätslösungen gehören. Ohne sich an der von Nextbike und Call-a-Bike gebotenen Rad- und Servicequalität zu orientieren, dürfte das hierzulande aber kaum möglich sein.

Googles "GBikes"

Überhaupt stellt sich die Frage, inwiefern der Start-up-Boom beim Bike Sharing nicht primär ein asiatisches Phänomen ist. Google backt in dem Bereich jedenfalls deutlich kleinere Brötchen: Seine "GBikes" stehen nur Mitarbeitern auf dem Campus in Mountain View zur Verfügung. Erst als sich das Unternehmen mit einem immer größeren Schwund konfrontiert sah, ­begann Google Ende 2017 die Leihräder mit GPS auszustatten.
Ein kommerzielles ­Angebot in dem Bereich ist weiterhin nicht geplant. Stellt man dem das massive Engagement von Google im Bereich Autonomes Fahren gegenüber, gewinnt man ­einen guten Eindruck von der Marktrelevanz, die der weltgrößte Tech-Konzern dem Thema Bike Sharing zumisst.
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