Smarte Plattformen für IoT-Projekte

SAP Leonardo

von - 03.08.2018
Zu den Unternehmen aus Deutschland, die im Bereich IoT-Plattformen aktiv sind, zählt auch der Software-Riese SAP. Leonardo IoT nennen die Walldorfer ihre cloudbasierte IoT-Plattform. SAP positioniert Leonardo aber verstärkt als „Innovations-Plattform“, die für Digitalisierungsprojekte aller Art dient, nicht nur für das Internet der Dinge. „SAP Leonardo stattet unsere Kunden auf ihrem Weg zur Digitalisierung mit Fähigkeiten aus wie IoT, Analytics, Blockchain oder Machine Learning und Artificial Intelligence – auch in bereits vorhandenen Szenarien“, betont Nils Herzberg, Senior Vice President und Global Head of Discrete Industries bei SAP.
Leonardo wird als Cloud-Service über SAP-eigene Rechenzentren angeboten, steht jedoch auch über die Clouds von AWS, Microsoft und Google zur Verfügung. Hinzu kommt eine Version, die Unternehmen im eigenen Datacenter implementieren können. Die Basis bildet in diesem Fall SAP HANA. Der Schwerpunkt liegt allerdings auf der Cloud-Variante.
SAPs IoT-Plattform spricht sowohl Industriekunden an als auch Nutzer in anderen Branchen wie Handel und Logistik. Nach Einschätzung von Gartner ist sie besonders für Nutzer von Vorteil, die auch die Geschäftsanwendungen und Middleware vom Walldorfer Software-Unternehmen beziehen. Zwar ist die IoT-Komponente von SAP auch separat erhältlich, doch wie bei den IoT-Plattformen anderer Anbieter ergibt es Sinn, die Informationen von IoT-Endgeräten aufzubereiten und über Business-Anwendungen an Fachleute in Vertrieb, Marketing, Finanzabteilung oder Entwicklung weiterzugeben.
Mit Leonardo Bridge hat SAP eine Art Kommandozentrale für seine IoT-Plattform entwickelt. Bei ihr laufen die Daten der IoT-Endgeräte zusammen und werden Geschäftsprozessen zur Verfügung gestellt. Um dies für Nutzer einfacher zu gestalten, stehen Lösungspakete für spezielle Einsatzfelder und Branchen zur Verfügung. So ermöglicht es SAP Connected Goods, Geräte aller Art in eine IoT-Infrastruktur zu integrieren. Beispiele sind Getränkekühler und Gefriertruhen im Einzelhandel, Kaffee- und Verkaufsautomaten, Container in der Lebensmittelindustrie und elektrische Werkzeuge auf Baustellen. Mit Vehicle Insights wiederum lassen sich Daten über Fahrzeuge erfassen und analysieren. Einsatzfelder sind Fahrzeugflotten im Logistikbereich oder im öffentlichen Nahverkehr.
Nils Herzberg
Nils Herzberg
SVP und Global Head of
Discrete Industries bei SAP
www.sap.com
Foto: SAP
„In der Software-Branche lebt man immer im Bereich von ‚Coopetition‘. So ist SAP im IoT-Bereich Partner­schaften mit der Deutschen Telekom und Vodafone eingegangen.“
Solche „Blaupausen“ haben für Nutzer den Vorteil, dass sie den Aufwand für die Entwicklung und Implementierung von IoT-Lösungen reduzieren. Allerdings gilt auch in diesem Fall, dass vor allem Unternehmen davon profitieren, die bereits Erfahrung mit Produkten von SAP gesammelt haben.
Mit Leonardo for Edge Computing bietet SAP, wie die Mehrzahl der Konkurrenten, ein IoT-Gateway an. Es stellt nahe an den „Dingen“ Services bereit. Dies entlastet die IT-Systeme in den Rechenzentren und reduziert den Datenverkehr zwischen IoT-Endgeräten und Datacenter. Ein Beispiel dafür ist Streaming Lite, eine schlanke Version des Smart-Data-Streaming-Servers, der bei SAP HANA zum Einsatz kommt. Die Aufgabe von Streaming Lite besteht darin, Daten von IoT-Systemen auf Basis von ARM- und Intel-Prozessoren vor Ort zu erfassen und vorab zu verarbeiten. Weitere Dienste, die SAP am Rand einer IoT-Infrastruktur bereitstellt, sind SQL Anywhere für IoT-Anwendungen, die eine Datenbank benötigen, sowie Device Management for IoT by Telit für die Verwaltung von Systemen und Sensoren.
Dennoch sieht Gartner bei SAP noch Optimierungsbedarf. Ein Kritikpunkt ist, dass zen­trale Services wie die Verwaltung von Endgeräten nur über Lösungen von Partnern wie Telit bereitgestellt werden. Das gilt zwar nur für die Device-Management-Software, die Nutzer im eigenen Rechenzentrum implementieren, nicht für die Cloud-Lösung, optimal ist dieser Ansatz aber nicht.
Beim Angebot für das Industrial Internet of Things wiederum kritisieren die Analysten die starke Verzahnung von IoT-Software-Produkten mit anderen Angeboten von SAP. Dies könne auf Unternehmen abschreckend wirken, deren Enterprise Resource Planning (ERP) oder CRM-Software (Customer Relationship Management) nicht auf SAP basiert.
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