Drohnen erobern neue Geschäftsfelder

Paketboten und Schwerlastesel

von - 24.08.2018
Drohnenbringdienst EmQopter
Bringdienst: Die autonome Drohne von EmQopter soll bei Autozulieferer Jopp das Kantinenessen von der Zentrale ins Zweigwerk bringen.
(Quelle: EmQopter)
Nicht nur Menschen, auch Lasten sollen von unbemannten Flugsystemen transportiert werden. Bereits seit 2013 forscht DHL an Drohnen als Paketboten. Der Logistiker will damit vor allem die Zustellung in schwer zu erreichenden Gebieten, etwa auf Inseln oder im Gebirge, effizienter, schneller und günstiger machen. In drei Feldversuchen kamen unterschiedliche Drohnenversionen zum Einsatz. Der Paketkopter 1.0, ein Quadrokopter, wurde noch manuell gesteuert und absolvierte gerade einmal eine Flugroute von einem Kilometer. Die weitgehend baugleiche Version 2.0 agierte bereits autonom und schaffte es, zwölf Kilometer weit über das offene Meer bis zur Insel Juist zu fliegen. Der Paketkopter 3.0 ist als Kippflügler dagegen völlig anders kon­struiert. Er kann vollautomatisch Pakete laden und in einer Packstation hinterlegen. Bei Testflügen zwischen Reit im Winkl und der Winkl­moosalm transportierte er Nutzlasten von bis zu zwei Kilogramm über mehr als acht Kilometer und 500 Meter Höhendifferenz. Derzeit ist allerdings unklar, wie es mit dem Drohneneinsatz bei DHL weitergeht. „Obwohl unsere Erfahrungen und die Rückmeldungen bisher durchweg positiv waren, sind wir nach wie vor in der Testphase“, erklärt Stefan Heß, Pressesprecher Deutsche Post DHL Group. „Aktuell ist kein Einsatz im Regelbetrieb geplant.“
Deutlich weiter ist da die Kooperation von EmQopter und Jopp. Der Würzburger Drohnenhersteller hat für den Automobilzulieferer eine autonome Lieferdrohne entwickelt. Der Oktokopter mit redundant ausgelegten Motoren ist noch ein Prototyp und kann bis zu zwei Kilogramm aufnehmen. In einem ersten Schritt soll er zwischen der Jopp-Zentrale in Bad Neustadt an der Saale und einem einige hundert Meter entfernten Zweigwerk pendeln und Kantinenessen, Hauspost, Klein- und Ersatzteile sowie Werkzeug transportieren. Die Flugzeit hin und zurück dauert fünf bis sechs Minuten. „Wir rechnen innerhalb der nächsten vier Wochen mit dem Beginn des Regelbetriebs“, erklärte Marvin Bihl, Kunden- und Produktbetreuung bei der EmQopter GmbH, Ende Juni 2018 gegenüber com! professional.
Ganz andere Lasten hat das norwegische Unternehmen GRIFF Aviation im Visier. Der Quadrokopter GRIFF 350 kann bis zu 200 Kilogramm schwere Lasten anheben und bis zu 150 Kilogramm Ladung transportieren. Die Flugzeit beträgt maximal 20 Minuten. Die doppelt ausgelegte Batterie ist laut Hersteller in einer Stunde aufgeladen. Über ein optionales Battery Pack lässt sich die Flugzeit verdoppeln. Die GRIFF-Drohne Roughneck soll sogar bis zu 500 Kilogramm heben können, der Drohnenhersteller arbeitet außerdem an einem Flugsystem mit einer Tragfähigkeit von bis zu einer Tonne.
Eine Schwerlastdrohne will auch das litauische Unternehmen Aerones auf den Markt bringen. Sie soll mit 28 Motoren und 16 Batterien ausgestattet sein und bis zu 200 Kilogramm tragen können. Boeing arbeitet ebenfalls an solchen Brummern: Der 340 Kilogramm schwere, rund viereinhalb Meter lange CAV-Prototyp (Cargo Air Vehicle) absolvierte im Januar erste Testflüge. Er soll 220 Kilogramm transportieren können.
Drohnen-Typen
Nach Bauart unterscheidet man zwei Typen von Drohnen:
Multikopter: Diese sind meist mit drei bis acht Rotoren ausge­stattet. Unterschieden werden nach der Zahl der Triebwerke:
Trikopter – drei Rotoren, meist in Y-Form angeordnet
Quadrokopter – vier Rotoren, in + - oder X-Form angeordnet
Hexakopter – dank sechs Rotoren auch bei Ausfall eines Antriebs noch sicher zu landen
Oktokopter – vier doppelt ausgelegte Rotoren bieten hohe Ausfallsicherheit
Kippflügler (Tilted-Wing Drone): Sie haben Tragflächen wie ein Flugzeug, können diese allerdings zum Starten und Landen senkrecht stellen und so auf der Stelle abheben beziehungs­weise landen. Darüber hinaus werden auch Helikopter, Zeppe­line oder Flugzeuge als Drohnen bezeichnet, wenn sie unbemannt fern­gesteuert oder autonom fliegen.
Nach Größe und Gewicht unterscheidet man drei Typen:
Nano-Drohnen: Sie wiegen weniger als 100 Gramm, haben bis zu einem Kilometer Reichweite und bleiben maximal 20 Minuten in der Luft. Mit ihren geringen Abmessungen und ihrer Wendigkeit eignen sie sich gut für den Einsatz in Gebäuden.
Mikro-Drohnen: Die Micro Air Vehicles (MAV) wiegen meist unter fünf Kilogramm, haben eine Reichweite von bis zu zehn Kilometern, fliegen bis zu 250 Meter hoch und sind bis zu einer Stunde unterwegs. In diese Klasse fallen die allermeisten Drohnen für kommerzielle Zwecke wie Vermessung, Wartung und Inspektion.
Mini-Drohnen: Mini Unmanned Air Vehicles (MUAV) sind zwischen fünf und 150 Kilogramm schwer. Ihre Reichweite beträgt bis zu zehn Kilometer, die Flughöhe bis zu 300 Meter und die Betriebsdauer bis zu zwei Stunden.
Quelle: Maximilian Beck: Drohnen Guide,  R. Eisenschmidt GmbH, (ergänzt und verändert)
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