Drohnen erobern neue Geschäftsfelder

Drohnenalltag in Unternehmen

von - 24.08.2018
Windrad-Inspektion-mit-Drohne
Inspektion aus der Luft: Drohnen (wie hier von DJI) lassen sich auch für die Wartung von Windkraftanlagen einsetzen.
(Quelle: DJI)
Auch wenn Personenbeförderung und Schwerlasttransport zu den spannendsten Szenarien der Drohnennutzung gehören, so sind sie doch noch ganz am Anfang ihrer Entwicklung. In anderen Bereichen gehören Drohnen jedoch längst zum professionellen Alltag. „Überall, wo die Vogelperspektive in Kombination mit der Datenerfassung über Kameras und andere Sensoren Vorteile bringt, ist der Einsatz von Drohnen sinnvoll“, erklärt Benjamin Federmann, CEO und Mitgründer des Start-ups doks. innovation, das sich auf Drohnen- und Sensortechnologie für Logistik, Fertigungs- und Automobilindustrie spezialisiert hat.
Vermessungsingenieure etwa nutzen unbemannte Fluggeräte im Straßenbau, bei der Planung von Wohn- und Gewerbegebieten, dem Erfassen von Gebäuden, Landschaftselementen und Verkehrswegen und bei der Exploration von Abbaugebieten. „Drohnen sind ein häufig eingesetztes Mittel, um den Vermessungsaufwand am Boden zu reduzieren“, weiß Benjamin Federmann. Zum Einsatz kommt meist das Photogrammetrie-Verfahren: Aus den Aufnahmen einer Drohne wird eine Punktwolke der fotografierten Strukturen und Objekte erstellt, die eine 3D-Darstellung des Geländes in einer CAD- oder Planungssoftware ermöglicht.
Benjamin Federmann
Benjamin Federmann
CEO von doks. innovation
www.doks-innovation.com
Foto: doks. innovation
„Überall, wo die Vogel­perspektive in Kombi­nation mit der Daten­erfassung über Kameras und andere Sensoren Vorteile bringt, ist der Einsatz von Drohnen sinnvoll.“
Kosten- und Zeitersparnis können beachtlich sein: Die in Kanada und den USA tätige PCL Construction konnte durch unbemannte Fluggeräte Erdarbeiten viermal schneller durchführen und die Vermessungszeit bei Großbaustellen von fünf auf eineinhalb Tage reduzieren. Choate Construction, ein Bauunternehmen aus dem Südosten der USA, sparte bei der Baufortschrittsüberwachung auf einer Baustelle mit über 50.000 Quadratmetern durch den Drohneneinsatz rund 85 Prozent der Kosten ein. Der Teal Group zufolge, einem auf Luft- und Raumfahrt spezialisierten Marktforschungsunternehmen, setzen die zehn weltweit größten Bauunternehmen bereits unbemannte Flugsysteme ein oder experimentieren damit.
Auch Baumaschinenlieferanten kooperieren mit Drohnenherstellern. So hat DJI, der mit rund 500 Millionen Dollar Umsatz größte Hersteller ziviler Drohnen, mit der Skycatch Explore1 eigens für den Baumaschinenproduzenten Komatsu ein Modell entwickelt, das Baustellen autonom abfliegen kann und keine Referenzpunkte am Boden benötigt. Zusammen mit der Basisstation Edge1 RTK des Datenspezialisten Skycatch lassen sich sofort Standortkarten und -modelle erstellen. Komatsu nutzt die Daten für seinen „Smart Con­struction“-Service, mit dessen Hilfe autonome Baumaschinenroboter selbstständig Erdarbeiten ausführen.

Wartung aus der Luft

Auch in der Inspektion und Wartung von Industrieanlagen, Ölplattformen oder Verkehrswegen haben sich Drohnen bewährt. „Drohnen können visuelle Inspektionen von Maschinen, Anlagen und Installationen ohne Gefährdung von Menschen durchführen und aktiv zur Schadensprävention beitragen“, erläutert Alexander Skorna, Business Development Manager des Versicherungsmaklers Funk Gruppe, der unter anderem Kunden zu Fragen der Drohnenversicherung berät.
Neben Bild- und Videoaufnahmen kommen vermehrt Wärmebildkameras zur Anwendung. Mit ihrer Hilfe lassen sich Kälte- oder Wärmebrücken erkennen, Stromwege identifizieren oder defekte Weichenheizungen entdecken. Die Deutsche Bahn etwa setzt Multikopter bereits seit 2015 für die Strecken- und Gebäudeinspektion ein. Allein bei der Überprüfung von Bahnhofsgebäuden sollen Drohnen Einsparungen von 40 Millionen Euro im Jahr bringen.
Siemens Gamesa wiederum lässt Geräte des britischen Drohnenspezialisten Cyberhawk seine Windkraftanlagen inspizieren. Der Hersteller, der 2017 aus der Fusion des spanischen Windenergieanlagenanbieters Gamesa mit der Windkraftsparte von Siemens entstand, konnte so Ausfallzeiten deutlich reduzieren und das Unfallrisiko für die Mitarbeiter senken, die nicht mehr so oft auf die hohen Masten klettern müssen.

Säen, düngen, spritzen

Auch in der Landwirtschaft spielen Drohnen zunehmend eine Rolle. Laut Teal Group könnte sie nach dem Baugewerbe in den kommenden zehn Jahren der zweitwichtigste Markt für kommerzielle Drohnen werden. Unbemannte Flugsysteme werden etwa eingesetzt, um Unkraut zu entdecken und zu bekämpfen, das Wachstum von Getreide zu überwachen, zu säen oder Pflanzen gezielt zu düngen.
Auch Versicherungen werden künftig wohl Drohnen losschicken, etwa um Risiken für eine Gebäudeversicherung aus der Luft zu evaluieren oder nach einem Schadensereignis den Schadensumfang abzuschätzen. Und natürlich sind auch Regierungen und Sicherheitsbehörden an den Fluggeräten interessiert. Aus der Luft koordinieren sie den Einsatz von Rettungskräften, jagen Kriminelle oder suchen nach Vermissten. Laut DJI konnten 2017 mindestens 65 Personen mit Drohnenhilfe gerettet werden.
Ein weiteres Einsatzgebiet für Drohnen sind die Medien „Die Film- und Fernsehindustrie ist ein ganz wichtiger Bereich“, unterstreicht Martin Brandenburg, Managing Director bei DJI EMEA. So wurden bei der Amazon-Prime-Serie „You are wanted“ viele Szenen mit Drohnen aus der Luft aufge­nommen.
Und auch Wissenschaft und Forschung sowie Natur- und Umweltschutz profitieren von den Fluggeräten. So lassen sich Biotope und Wildtierherden oder Nester bedrohter Vogel­arten kartieren oder Rehkitze aus der Luft finden, um sie vor einem Ende im Mähdrescher zu bewahren.
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