So gelangt Cloud-IT in bestehende Rechenzentren

Die Rolle von Open-Source-Technologie

von - 27.11.2018
com! professional: Welche Rolle spielen Open-Source-Technolo­gien bei Datera?
Fleischmann: Natürlich eine große. Wir als Datera haben zum Beispiel das gesamte Speichersubsystem zu Linux beigetragen (Linux IO). Viele Anbieter wie Dell EMC oder Pure Storage, aber auch Google haben daraus großen Nutzen gezogen, um ihre proprietären durch weniger proprietäre Systeme mit unserer (und anderer) Software zu ersetzen - und nannten diese Systeme dann Software-defined. Allerdings genügt es nicht, die Architekturen der Vergangenheit einfach in Software abzubilden, um den dynamischen Echtzeit-Anforderungen zu entsprechen. Viele dieser Firmen haben deshalb den grundlegenden Wandel weg von den Hardware-definierten Systemen der Vergangenheit hin zu den Service-definierten Systemen der Zukunft verpasst.
Wir verfolgen dagegen konsequent unsere Vision einer Service-definierten Cloud-Architektur, die sich selbstständig rekonfigurieren und die Daten jeder Applikation individuell optimiert verwalten kann, auch über die Grenzen von einzelnen Rechenzentren und Clouds hinweg.
com! professional: Welche Finanziers unterstützen Datera?
Fleischmann: Unsere A-Runde haben wir mit Khosla Ventures, dem legendären Andy Bechtolsheim (Gründer von Sun und Arista) und Pradeep Sindhu (Gründer von Juniper) abgeschlossen, die zusammen 10 Millionen Dollar investiert haben. In unserer B-Runde kam Samsung Ventures hinzu, die zusammen mit den bestehenden Investoren insgesamt nochmals fast 50 Millionen Dollar investiert haben.
com! professional: Wie aktiv mischen Ihre Geldgeber in der Firmenpolitik mit?
Fleischmann: Erstklassische Investoren helfen in der Regel insbesondere mit ihren hervorragenden, weitverzweigten Netzwerken. Unsere Investoren haben uns dahingehend aktiv unterstützt und damit viele Türen zu Kunden und Ideen geöffnet. Aus dem operativen Tagesgeschäft halten sie sich aber weitgehend heraus.
com! professional: Welche Partnerschaften ist Datera mit anderen Unternehmen eingegangen?
Fleischmann: Die Cloud ist kein Ort oder eine Firma, sondern eine neue Art, IT zu betreiben, deren Flexibilität ab einer bestimmten Dynamik viel besser funktioniert als traditionelle Systeme. Wir arbeiten deshalb heute mit führenden Systemherstellern wie Hewlett Packard Enterprise, Fujitsu und Lenovo an OEM-Partnerschaften, da diese Hersteller unsere intelligente Cloud-Software zur Erweiterung ihres eigenen Produktportfolios nutzen wollen. Darüber hinaus haben wir Partnerschaften mit anderen Cloud-Software- oder Software-defined-Anbietern wie VMware, Docker und Mesosphere, um deren Applikationsplattformen mit unserem intelligenten Datenmanagement zu untermauern.
com! professional: Wie gehen Sie den Markt in Europa an?
Fleischmann: In Deutschland haben wir bereits eine Niederlassung in München und arbeiten dort auch direkt mit Fujitsu FTS zusammen. Zudem erweitern wir in Europa unser Partnernetzwerk ständig, momentan in England zum Beispiel mit Boston Limited, in Deutschland mit der Boston GmbH, der itiso GmbH und der Losstech GmbH sowie in Italien mit Computer Gross S.p.A.
com! professional: Welche Innovationen planen Sie derzeit?
Fleischmann: Unser wichtigstes Ziel ist es aktuell, die Intelligenz unserer Systeme drastisch auszubauen. Wir können heute schon viele Anomalien und Fehler erkennen und im laufenden Betrieb automatisch korrigieren – zum Beispiel defekte Speichermedien, Auslastungs-, Temperatur- oder Sicherheitsprobleme.
Um auf diesem Fundament ein vollständig autonomes System zu entwickeln, erweitern wir jetzt unser Team mit Experten für Künstliche Intelligenz, von denen es im Silicon Valley inzwischen recht viele gibt.
com! professional: Was versprechen Sie sich davon?
Fleischmann: Was passiert zum Beispiel, wenn das ganze Rechenzentrum intelligent wird? Wir könnten dann sogar durch globales Machine Learning immer besser Probleme vorhersagen, bevor sie tatsächlich auftreten und den Betrieb unserer Systeme beeinflussen.
Diese Predictive Operations werden es uns erlauben, den Rechenzentrumsbetrieb nochmals drastisch zu vereinfachen. Was fällt denn bei Fotos von Google-Rechenzentren immer besonders auf? Dass sie menschenleer sind. Das wollen wir mit unserer Technologie auch für „normale“ Rechenzentren mög­-
lich machen.
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