Hybrid Clouds vereinen das Beste aus zwei Welten

Die Hybrid Cloud als Lösung für „Data Gravity“

von - 24.02.2016
Cloud-Modelle im Überblick: Das US-amerikanische Standardisierungsbehörde National Institute of Standards and Technology (NIST) hat diese wesentlichen Merkmale für Cloud-Modelle festgelegt.
Cloud-Modelle im Überblick: Das US-amerikanische Standardisierungsbehörde National Institute of Standards and Technology (NIST) hat diese wesentlichen Merkmale für Cloud-Modelle festgelegt.
Unternehmensdaten weisen eine gewisse Trägheit auf, das heißt, bestimmte Daten sind unterschiedlich beweglich. Gründe für diese Unbeweglichkeit – die sogenannte Data Gravity – können die Größe der Daten, eine notwendige kurze Latenz beim Zugriff oder rechtliche Voraussetzungen bezüglich des Speicherorts sein. Solche Daten lassen sich daher nicht ohne Weiteres in einer Public Cloud ablegen.
Ein Hybrid-Cloud-Modell kann hier die Lösung sein. Damit lassen sich die Ressourcen dynamisch erweitern – ohne dass es erforderlich wäre, die trägen Daten in einer Public Cloud abzulegen. Sie bleiben im eigenen Rechenzentrum oder in der gehosteten Private Cloud. Stattdessen greifen Public-Cloud-Dienste nur zur Laufzeit auf diese Daten zu.

Einsatzszenarien

Ein Szenario für den Einsatz einer Hybrid Cloud könnte so aussehen: In einer sicheren Private Cloud hinter der Firewall laufen datenschutzkritische Anwendungen zum Beispiel für das Enterprise Resource Planning (ERP). Weniger kritische Daten, die etwa auch von mobilen Mitarbeitern genutzt werden, laufen dagegen in einer kostengünstigeren Public Cloud.
Management der Hybrid Cloud: Tools wie die Cloudforms Management Engine von Red Hat sorgen dafür, dass der Administartor alle Cloud-Module zentral im Griff hat.
Management der Hybrid Cloud: Tools wie die Cloudforms Management Engine von Red Hat sorgen dafür, dass der Administartor alle Cloud-Module zentral im Griff hat.
(Quelle: Red Hat, Cloud)
Bei der Hybrid Cloud liegt die Herausforderung vor allem darin, die Geschäftsprozesse zuverlässig in datenschutzkritische und unkritische Arbeitsabläufe zu trennen. Mit einer Hybrid Cloud könnte man die Kundendaten, die in einer Private Cloud liegen, zum Beispiel mit einem Anbieter wie Salesforce.com in der Public Cloud verknüpfen.
Ein weiteres Szenario für eine Hybrid Cloud: ein Online-Shop. Dieser läuft auf einer Private Cloud im eigenen Rechenzentrum oder bei einem Hoster. Saisonale Lastspitzen fängt der Shop-Betreiber mit einem zusätzlichen Public-Cloud-Dienst ab. Die Rechenleistung kann etwa zu Stoßzeiten innerhalb kürzester Zeit erweitert und bei sinkendem Bedarf ebenso schnell wieder zurückgegeben werden.
Auf diese Weise reagiert ein Unternehmen mit einer Hybrid Cloud flexibel auf etwaige Engpässe – ohne das Risiko, permanente Überkapazitäten bereitstellen und bezahlen zu müssen.
So vielseitig können Hybrid Clouds eingesetzt werden:
  • Umsetzung von Backup- und Notfallwiederherstellungsstrategien
  • Verteilung von Aufgaben zwischen den Clouds
  • Abfangen vorhergesehener und unvorhergesehener Lastspitzen („Cloud Bursting“)
  • Kurzfristige Bereitstellung von Diensten für einen begrenzten Zeitraum

Praxisbeispiele

Eine Hybrid Cloud nutzen zum Beispiel die Malteser Deutschland: Datenschutzrechtlich kritische Anwendungen wie die elektronische Patientenakte (EPA) werden in einer Private Cloud abgelegt. Kommunikations-Tools wie Office 365, SharePoint, Lync und Exchange kommen aus einer Public Cloud.
Ein weiteres Beispiel ist der IT-Dienstleister Lufthansa Systems: Die Lufthansa-Tochter setzt zur Erweiterung der eigenen Rechenzentrumskapazitäten und der internen Private Cloud auf die Azure-Plattform von Microsoft. So werden beispielsweise SQL-Datenbanken in den Rechenzentren von Microsoft gespiegelt. Im Fall eines Datenbankfehlers im Rechenzentrum der Lufthansa lässt sich unterbrechungsfrei mit den Datenbankkopien in den Microsoft-Rechenzentren weiterarbeiten.
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