Germania telefoniert nur noch über die Cloud

„Verschaffen Sie sich erst einen Marktüberblick“

von - 06.04.2016
Jürgen Städing
Jürgen Städing
Chief Product Officer der NFON AG
www.nfon.com

Interview

Der TK-Experte Jürgen Städing gibt im Gespräch mit com! professional Tipps für den Umstieg auf Cloud-Telefonie.
com! professional: Worauf muss ein Unternehmen vor dem Umstieg achten, wenn es mit der Telefonanlage in die Cloud wechselt?
Jürgen Städing: Verschaffen Sie sich zunächst einen Marktüberblick. Nicht jeder Anbieter verfügt über eine wirklich reine Cloud-Lösung. Grundsätzlich ist der Umstieg nur von Vorteilen begleitet, Sie sollten sich aber darüber im Klaren sein, dass Sie ein bestehendes bis dato funktionierendes Kommunikationssystem ersetzen. Gehen Sie routiniert vor – alle Änderungen sind zu Beginn gleich: Anbieter suchen, Rufnummern portieren und den Wegfall der klassischen ISDN-Funktionen beachten.
Erstellen Sie eine Liste mit Funktionen, auf die Ihr Unternehmen keinesfalls verzichten kann, und mit Funktionen, die noch hinzukommen sollen. Falls Sie besonderen Wert auf Datenschutz legen, schauen Sie sich unbedingt nach rein deutschen Anbietern um.
Klären Sie folgende Basics: Wie ist meine Anbindung an das Internet dimensioniert und für was benutze ich sie? Was sind meine wichtigsten Anforderungen, zum Beispiel Voicemail, eFax, Zeitsteuerung oder Gruppenruf? Klären Sie mit Ihrem potenziellen Anbieter, ob er diese Funktionen bietet und ob die Bandbreite Ihrer aktuellen Internetanbindung ausreichend ist.
com! professional: Was passiert mit der alten Telefonanlage?
Städing: Wenn Sie sich für den Umstieg auf eine reine Cloud-Lösung entschieden haben, benötigen Sie die alte Telefonanlage nicht mehr. Konzentrieren Sie sich auf die Verwendung der Cloud-Lösung und probieren Sie aus, was Ihnen die Cloud neben den vielen Funktionen noch alles an Vorteilen bringt. Zum Beispiel das einfache Einbinden von Heimarbeitsplätzen oder anderen Standorten in dieselbe Telefonanlage. Aber: Sie könnten trotzdem, sofern dies die alte Anlage unterstützt, diese bei einem SIP-Trunk-Anbieter anschalten. Sie nutzen so die alte Anlage weiter, allerdings fallen aus ISDN-Zeiten gewohnte Funktionen weg, zum Beispiel Makeln, Transfer oder Vermitteln. Ihre neue Cloud-Anlage kann das alles und noch viel mehr.
com! professional: An die bisherige alte Telefonanlage sind zum Beispiel Türgegensprechanlagen gekoppelt. Kann das eine Cloud-TK auch?
Städing: Sicher, die Einbindung von Türgegensprechanlagen, Klingeln und Anderem ist möglich. Dies hängt aber auch vom Cloud-Anbieter ab, für den Sie sich entscheiden.
com! professional: Bei vielen Unternehmen läuft noch ein Großteil der Kommunikation via Fax. Welche Möglichkeiten hat hier das Cloud-Modell?
Städing: Eine Fax-Funktion bietet auch die Cloud-Telefonan­lage. Sie können Ihre alten analogen Faxgeräte über einen Adapter betreiben oder aber, wenn es der Cloud-Provider anbietet, eFax verwenden. Das heißt, das Versenden von Faxen passiert vom Computer aus, empfangen werden die Faxe einfach per
E-Mail. Außerdem haben einige Anbieter auch die Möglichkeit, vorhandene Fax-Server in die Cloud-Telefonanlage einzubinden.
com! professional: Was passiert, wenn beispielsweise ein Aufzug im Firmengebäude via ISDN ferngewartet wird?
Städing: Die neue Technik weiß sehr wohl die Vielfalt von Anwenderszenarien zu integrieren. Dies gilt etwa auch für die Fernwartung von Aufzügen oder Heizungen. Was der Anbieter Ihrer Wahl hier leisten kann, müssen Sie erfragen. Aber viele Hersteller von Überwachungssensorik haben ihre Dienstleistungen auf IP beziehungsweise VoIP umgestellt und somit kann eine Meldung auch per IP mit Integration in die Cloud-TK erfolgen.
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