Die Cloud ist die perfekte Starthilfe für Start-ups

„Gewinn von Agilität und Flexibilität“

von - 14.04.2016
Niels Ophey
Niels Ophey
Cloud-Spezialist beim IT-Systemhaus Bechtle
www.bechtle.com
Foto: Bechtle

Interview

Niels Ophey, Cloud-Spezialist sowie Competence-Center-Leiter beim IT-Systemhaus Bechtle, spricht mit com! professional da­rüber, ob sich Cloud-Dienste für Start-ups eignen, und was neu gegründete Unternehmen bei der Nutzung der Cloud beachten sollten.
com! professional: Auch Start-ups müssen sich mit dem Aufbau einer IT-Infrastruktur befassen. Weshalb sollten Start-ups für ihre Datenspeicher, ihre Buchhaltung und so weiter auf die Cloud setzen – außer um eventuell Geld zu sparen?
Niels Ophey: Dass das Grundkonzept Cloud zu einem Start-up-Unternehmen passt und in vielen Bereichen klare Vorteile liefert, liegt aus meiner Sicht nicht darin, dass hier möglicherweise Geld zu sparen ist, sondern vielmehr in dem Gewinn von Agilität und Flexibilität. Der Erfolg von Geschäftsmodellen ist nicht immer kalkulierbar und der Bedarf an IT-Infrastruktur kann durch die Nutzung von Cloud on Demand schnell bedient werden – ohne langfristige Kapitalbindung.
Kurzum, Cloud passt von seinem Geschäftsmodell (Pay as you go/grow) deutlich besser zu einem agilen Geschäftsmodell als die klassische Investition und Abschreibung über mehrere Geschäftsjahre.
com! professional: Die Sicherheit der Daten und der Datenschutz sind Themen, die viele Unternehmen von der Cloud ab­halten. Wie sehen Sie diese Problematik?
Ophey: Zeigt sich, dass es für das Geschäftsmodell des Unternehmens vorteilhaft ist, Cloud-Lösungen zu nutzen, dann ergibt sich ein valides alternatives Betriebsmodell der IT. Wichtig ist, dass ich meinem Anbieter vertraue. Zu klären ist, ob der Provider alle notwendigen gesetzlichen Auflagen ein- und alle Zerti­fizierungen vorhält, die für mein Unternehmen entscheidend sind. Wir bei Bechtle verbinden beispielsweise technische Sicherheit mit Informationssicherheit und bieten so einen ganzheitlichen Schutz.
com! professional: Ist es sinnvoll, mit vielen Cloud-Anbietern zu arbeiten, sodass immer nur wenige Daten bei einem Anbieter „in fremden Händen liegen“ – oder sollte man möglichst alle Dienste bei einem Dienstleister mieten?
Ophey: Wenn ein umfassendes und konsistentes Sicherheitskonzept zu allen Providern aufgebaut und betrieben werden kann, spricht nichts gegen eine Diversifizierung, solange es für den Nutzer der verschiedenen Services nicht zu einem Mangel an Usability führt. Ich sehe die Herausforderung im Identitätsmanagement und in der Datenmobilität zwischen den Providern. Solange sich noch kein durchgängiger Standard für das Management von Cloud-Services etabliert hat, sollte man es mit den eigenen Standards vergleichen und anschließend die passenden Provider auswählen.
com! professional: Gibt es Daten, die auf keinen Fall in die Cloud gehören?
Ophey: All jene Daten, die das Unternehmen als „äußerst schützenswert“ beziehungsweise „kritisch“ einstuft oder einstufen muss. Eine pauschale Antwort kann hier allerdings nicht gegeben werden. Wir führen mit unseren Kunden regelmäßig Datenklassifizierungen durch, um zu entscheiden, welche Daten in die Cloud gehen können und welche einem erhöhten Schutz unterliegen oder das Unternehmen nicht verlassen dürfen. Bei einer solchen Beratung beachten wir neben der internen Einschätzung auch den gesetzlichen Kontext, in dem sich das Unternehmen bewegt.
com! professional: Was halten Sie davon, nicht komplett auf die kostengünstige Cloud zu setzen, sondern zu mixen: eine Kombination aus herkömmlichem Offline-Speicher und On-Premise-Software sowie Cloud-Speicher und SaaS-Diensten?
Ophey: In Ihrer Frage steckt die Grundidee, dass hybride Szenarien in der Cloud-Nutzung die IT-Architektur der Zukunft sind. Hybride Architekturen verstehe ich als Brücken zwischen der On-Premise-Welt und der vollständigen Cloud-Nutzung. Derzeit ist es noch Konsens, hybride Architekturen zu empfehlen.
Im Hinblick auf Start-ups sehe ich eher einen Start in der Cloud und einen weiteren Aufbau einer On-Premise-Infrastruktur sowie einer intelligenten Verbindung zwischen beiden Welten. Dies steht im Gegensatz zu Unternehmen mit einer etablierten On-Premise-Infrastruktur, die Cloud-Dienste als Ergänzung nutzen.
com! professional: Bevor Start-ups in die Falle tappen: Was sind Ihrer Erfahrung nach die größten Einsteigerfehler, wenn man auf die Cloud setzt?
Ophey: Ein Start-up sollte bei der Wahl seines Providers immer darauf achten, einen etablierten und zertifizierten Anbieter zu wählen. Auch wenn diese Entscheidung nicht immer die preislich interessanteste ist, liegt hier deutlich weniger Risiko – sowohl im Bereich Verfügbarkeit als auch in der Kontinuität des Angebots.
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