Cloud-Angebote nach Maß statt von der Stange
Probleme der unkontrollierten IT-Beschaffung
von Thomas Hafen - 11.02.2016
Die unkontrollierte Art der IT-Beschaffung stellt die Verantwortlichen zunehmend vor Probleme. „Dieses Vorgehen befeuert die Schatten-IT, etabliert Subkulturen und schafft IT-Inseln“, warnt Jörg Mecke, Business Unit Manager Business Productivity bei Fritz & Macziol. Erich Vogel, Cloud Leader, Consulting Services bei Computacenter, hat dafür Verständnis: „Lange Zeit hatten die IT-Abteilungen keine Antwort auf die Forderungen nach Flexibilität, Agilität und Geschwindigkeit der Servicebereitstellung.“
Mittlerweile arbeiteten die IT-Abteilungen daran, die Schatten-IT einzufangen und die Kontrolle über die Verwendung von Cloud-Services zurückzuerlangen, so Vogel weiter: „Das bedeutet jedoch keinesfalls, dass Mitarbeiter die Services nicht mehr nutzen dürfen, sondern vielmehr, dass die IT-Abteilung wieder am Ruder sitzt und die Services steuern, verwalten und kontrollieren kann.“ „Die Fachabteilungen müssen in die Prozesse mit einbezogen werden, sie sind es schließlich, die dann damit arbeiten müssen“, pflichtet ihm Hotter bei. Cancom bietet dazu Workshops und Schulungen an, etwa zum sicheren Gebrauch mobiler Endgeräte.
Auch wenn die Fachabteilungen nach Ansicht von Computacenter-Manager Vogel die treibende Kraft hinter dem Wandel hin zur Cloud sind, arbeiten die Systemhäuser bei Cloud-Projekten in der Regel mit den zentralen IT-Abteilungen zusammen. „Noch kommt der größte Teil der Nachfrage von den IT-Organisationen“, sagt Mike Wagner, Mitglied der Geschäftsleitung bei Allgeier IT Solutions. Das hat zum einen sicher historische Gründe. Die IT-Abteilung war traditionell immer der Ansprechpartner für Systemhäuser. Zum anderen wenden sich eher die IT-Verantwortlichen als die Fachanwender an ein Systemhaus, weil sie oft nicht nur irgendeinen Cloud-Service buchen, sondern die interne IT strategisch mit Cloud-Angeboten erweitern und verbessern wollen.
„Wenn Unternehmen Cloud-Services beziehen, bedeutet es keineswegs, dass die IT einfacher wird – es werden nur Aufgaben und Verantwortungen verschoben“, gibt allerdings Erich Vogel von Computacenter zu bedenken. „Werden Dutzende Services von unterschiedlichen Service-Anbietern konsumiert, ist die technische, prozessuale und vertragliche Verwaltung sowie die Integration in die eigene IT eine enorme Aufgabe.“ Oft müssen Bestandsdaten migriert und lokale, zum Teil exotische Altsysteme integriert werden.
„Den Hyperscalers wie Google oder Amazon fehlt das Wissen über komplexe Zusammenhänge oft historisch gewachsener IT-Strukturen“, sagt Cancom-COO Hotter. Nicht nur den Anbietern, auch den Nutzern selbst mangelt es am Know-how. Die Experton Group schätzt die „Cloud Readiness“ auf Anwenderseite, also die Fähigkeit, Cloud-Services rechtlich, wirtschaftlich und technisch sinnvoll in die Unternehmens-IT einzubinden, in Deutschland auf maximal 15 Prozent. Jedes zweite Unternehmen nutze Cloud-Services, ohne dass diese wirklich integriert und an den unternehmensweiten Compliance- und Security-Vorschriften ausgerichtet seien.