Agile Kultur im Unternehmen
DevOps ist der Weg und nicht das Ziel
von
Konstantin
Pfliegl - 28.08.2019

Foto: Ashalatha / shutterstock.com
Das Kunstwort DevOps beschreibt keinen Prozess und keine Methode. Es ist eher ein Mindset. Michael Kaufmann beschreibt, wie sich Unternehmen agil aufstellen und davon profitieren.

Michael Kaufmann: Director Development beim IT-Beratungsunternehmen Devoteam Alegri und Microsoft MVP (Most Valuable Professional) für Development Technologies
(Quelle: Devoteam Alegri )
Michael Kaufmann ist Director Development beim IT-Beratungsunternehmen Devoteam Alegri und Microsoft MVP (Most Valuable Professional) für Development Technologies. Der Entwickler und IT-Berater unterstützt Unternehmen bei der Transformation zur agilen DevOps-Organisation. Im Interview erklärt er, was DevOps ist, für wen es sich überhaupt eignet und wie Unternehmen vorgehen sollten, wenn sie agil werden möchten.
com! professional: Herr Kaufmann, der Begriff DevOps ist nicht eindeutig bestimmt. Was verstehen Sie darunter?
Michael Kaufmann: DevOps ist ein Kunstwort aus Development und IT-Operations. Es gibt jedoch keine einheitliche Definition und kein Manifest, das beschreibt, was Dev-Ops beinhaltet. Microsoft verwendet diese Definition: „DevOps ist die Verbindung von Personen, Prozessen und Produkten, um eine stetige Bereitstellung von Nutzen für die Endbenutzer zu ermöglichen.“
com! professional: Es handelt es sich also nicht um einen Prozess oder eine Methode …
Kaufmann: Nein, DevOps wird oft als Mentalität (Mindset) oder Kultur bezeichnet. Wichtig sind folgende Betrachtungen: Im Mittelpunkt steht der Mensch! Sowohl auf der Seite der Bereitstellung als auch auf der Seite der Kunden oder Endbenutzer. Dem Nutzen, der geliefert wird, muss eine Nachfrage gegenüberstehen. Nur der Kunde bestimmt, was für ihn einen Mehrwert hat und was nicht. Die Betrachtung ähnelt hier sehr der des User Experience (UX) Designs. Und: In einer Kultur des Lernens wird diese Zusammenarbeit durch Personen, Prozesse und Produkte kontinuierlich verbessert.
com! professional: Die engere Verzahnung von IT-Betrieb und Entwicklung war ja schon immer ein Thema. Woher kommt es, dass DevOps plötzlich so stark an Bedeutung gewonnen hat?
Kaufmann: Die großen Software-Firmen hatten schon vor vielen Jahren große Schmerzen, da ihnen die Komplexität der Produkte über den Kopf gewachsen ist. Der Markt war hart und mit einem Release pro Jahr war es sehr schwer, sich zu behaupten, da man nicht schnell auf Änderungen reagieren konnte. Dazu kamen Qualitätsprobleme.
Deshalb haben diese Unternehmen schon sehr früh mit ihrer agilen Transformation begonnen. Dies hat zu einem neuen Stau geführt: dem Betrieb der Software. Jetzt kamen neue Releases nicht mehr einmal im Jahr, sondern alle paar Wochen. Dies zog quasi zwangsläufig eine stärkere Verzahnung nach sich.
Klassische Unternehmen haben den Druck lange nicht gespürt. Rein manuelle Produkte waren zum Großteil auch noch auf klassische Weise planbar. Erst jetzt mit der Digitalisierung der Produkte steigt der Druck. Die Unternehmen beginnen, sich mit DevOps zu beschäftigen - sie sind aber meist mit ihrer agilen Transformation noch gar nicht weit genug.