Business Intelligence im Mittelstand angekommen

Business Intelligence as a Service aus der Cloud

von - 28.09.2015
Stefan Kuhlmann, Geschäftsführer inovatus Systemhaus
Stefan Kuhlmann, Geschäftsführer inovatus Systemhaus: „Nicht integrierte Softwaresysteme sind eine große Herausforderung bei der Einführung von BI.“
Gerade für Mittelständler sind BI-Werkzeuge aus der Cloud eigentlich das Mittel der Wahl. „Cloudbasierte BI-Anwendungen sind für Mittelständler so interessant, da der BI-Anbieter die IT-Ressourcen als Dienstleistung für sie bereitstellt und somit keine teure eigene Infrastruktur angeschafft werden muss“, sagt Qlik-Manager Wolfgang Kobek.
Unternehmen sollten sich ohnehin besser auf ihre Kernkompetenzen konzentrieren, statt sich mit dem Aufbau und Betrieb von IT-Systemen zu beschäftigen, führt Alexander Beck von Insight Dimensions aus: „Man betreibt ja in der Regel auch keine eigene LKW-Flotte mehr.“
Vor allem für Tests, aber auch, um Lastspitzen abzufangen, kommen Services infrage, sagt Hans Wieser von Microsoft: „Ich habe die Möglichkeit, in die Cloud hineinzuatmen.“ Wieser empfiehlt, schon bei der Auswahl des Anbieters auf eine Exit-Strategie zu achten: „Sonst springe ich in ein Loch, aus dem ich nicht wieder herauskomme.“ Geradezu prädestiniert für eine Cloud-Analyse seien Daten, die sich ohnehin schon in der Wolke befinden, etwa Bevölkerungsentwicklungen, Wettertrends oder Social-Media-Aktivitäten. „Es hat keinen Sinn, mit dem Datenimport und der Datenhaltung solcher Informationen Zeit und Energie zu verschwenden.“
Davy Nys, VP EMEA & APAC bei Pentaho
Davy Nys, VP EMEA & APAC bei Pentaho: „Viele SMBs sind stark verunsichert.“
Die Angebote an BI aus der Cloud sind fast so zahlreich wie die an Softwarelösungen und Plattformen. Neben Herstellern, die sowohl Kaufversionen als auch Serviceangebote im Portfolio haben wie SAP oder Oracle, gibt es auch reine Cloud-Provider. Dazu gehören etwa Adaptive Insights, We are Cloud mit BIME oder Zoho mit Zoho Reports.
Trotz der Vorteile cloudbasierter Lösungen scheinen deutsche Unternehmen noch zurückhaltend zu sein, was die Auslagerung von BI-Analysen an Dritte betrifft. So gaben nur 6 Prozent der vom Branchenverband Bitkom und KPMG für den „Cloud Monitor 2015“ Befragten an, BI als Cloud-Anwendung im Einsatz zu haben. Ein Hauptgrund für die Zurückhaltung ist nach Ansicht von Microsoft-Manager Wieser der hohe Stellenwert, den Unternehmen der BI einräumen: „Gerade Mittelständler möchten Systeme, die in geschäftskritische Prozesse eingreifen, im eigenen Rechenzentrum behalten.“ „Anders als bei CRM oder Marketinglösungen, die schon etabliert in der Cloud verfügbar sind, ist zurzeit noch eine Zurückhaltung bei den Kunden zu spüren, die extrahierten Daten in eine Cloud zu geben“, pflichtet ihm Kuhlmann vom inovatus Systemhaus zu. Ein Cloud-Service nutze auch nur dann etwas, wenn er sich nahtlos in die Kernanwendungen integrieren lasse, so Wieser weiter: „Mit einem isolierten Service irgendwo in der Cloud habe ich nichts gewonnen.“

Cloudbasierte Business-Intelligence-Angebote (Auswahl)

Anbieter

Service

Adaptive Insight

Adaptive Suite

We are Cloud

BIME

Birst

Birst

GoodData

GoodData

IBM

Watson Analytics

Jedox

Jedox Cloud

Microsoft

Power BI for Office 365

MicroStrategy

MicroStrategy Secure Cloud

Oracle

Oracle Cloud Business Intelligence

SAP

Lumira Cloud

Salesforce.com

Analytics Cloud

Tableau

Tableau Public

Tibco Software

Tibco Spotfire Cloud

Zoho

Zoho Reports

BI as a Service als Alternative oder Ergänzung zur selbst implementierten Business-Intelligence-Lösung.

Fazit

Frank Wenzel, Sales Director bei Tibco Analytics
Frank Wenzel, Sales Director bei Tibco Analytics: „Eine Lösung, die in der Implementation Unmengen an Beratertagen verschlingt, passt nicht für SMBs.“
Business Intelligence ist im Mittelstand angekommen. Für alle Unternehmensgrößen gibt es passende Werkzeuge. Der Trend zu Self-Service BI hilft gerade kleinen und mittelständischen Firmen, denen es an Fachwissen und Personal mangelt. Die größte Hürde auf dem Weg zu einem besseren Datenverständnis ist eher der Mensch, der sie bedienen soll. Tradition ist ein wichtiger Faktor im deutschen Mittelstand und traditionelle Methoden der Entscheidungsfindung werden nur ungern aufgegeben. Gegen Argumente wie „Das haben wir schon immer so gemacht“ helfen womöglich nur Gue­rilla-Methoden. Wer zeigen kann, welche Datenschätze im Unternehmen schlummern und wie sich plötzlich die Sicht auf scheinbar Offensichtliches verändert, bekommt eher die Chance, dass ernsthaft über die Einführung von BI nach­gedacht wird. Für solche Demonstrationen reichen oft die kostenlosen Trial-Versionen der Anbieter, die dank des Self-Service-Gedankens auch von Nicht-IT-Kräften genutzt werden können.

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