Auf dem Weg zur richtigen Blockchain-Strategie
Lückenlose Lieferketten
von Thomas Hafen - 17.08.2020
Woher kommt der Salat? Diese Frage will Walmart künftig dank einer Blockchain-basierten Lieferketten-Nachverfolgung in wenigen Sekunden beantworten können.
(Quelle: Walmart)
Der Einzelhandelskonzern Walmart experimentiert beispielsweise schon seit 2016 mit einer solchen Repräsentation von Lieferketten auf Basis des Food Trust Networks, einer Blockchain-Implementierung von IBM. Ziel war es, bei kontaminierten oder verdorbenen Lebensmitteln schnell den Erzeuger identifizieren und die betroffenen Waren gezielt entfernen zu können. Die Zeit für den Herkunftsnachweis für ein Produkt soll sich dank Blockchain von sieben Tagen auf 2,2 Sekunden reduzieren lassen. „Künftig könnte ein Kunde mit der Technologie eine Tüte Salat scannen und mit Sicherheit wissen, woher sie stammt“, erklärt Frank Yiannas, VP of Food Safety bei Walmart.
Auch in Deutschland beschäftigen sich Unternehmen mit dem Einsatz von Blockchain-Technologen in der Logistik, etwa in dem Projekt Palettenschein. In ihm erprobten Unternehmen aus Handel, Industrie, Logistik und IT gemeinsam mit Start-ups, Verbänden und Wissenschaftlern unter der Führung des Projektdienstleisters GS1 Germany, ob sich das papierlastige, ineffiziente und teure Pfandsystem für Europaletten auf einer Blockchain abbilden ließe. Ein Prototyp wurde 2018 eingeführt und unter realen Bedingungen getestet. Das System bewährte sich in der Praxis. „Der Palettenschein lässt sich mit Blockchain digitalisieren und in einer App abbilden. Der Tauschprozess wird an mehreren Stellen effizienter. Sowohl an den Laderampen als auch in der Belegabwicklung ist der Effekt spürbar geworden“, erklärt Projektteilnehmer Christian Grotowsky, Managing Director bei Lekkerland Information Systems, der IT-Tochter des Lebensmittel-Großhändlers Lekkerland.
Anfang dieses Jahres wurde ein Folgeprojekt gestartet, das in zwei Jahren eine Blockchain-basierte Lösung für verschiedene Ladungsträger zur Marktreife bringen soll. Neben Paletten sollen dabei auch Gitterboxen und Container berücksichtigt werden. „Die Ergebnisse unseres vergangenen Pilotprojekts haben die Teilnehmer und uns darin bestätigt, eine Open- Source-Lösung zu entwickeln, die alle Marktteilnehmer gewinnbringend für den Ladungsträgertausch nutzen können“, sagt Projektleiterin Regina Haas-Hamannt, Lead Innovation bei GS1 Germany. Das erste Jahr dient dabei rein der konzeptionellen Vorarbeit. Das Pilotprojekt habe gezeigt, dass die konzeptionellen Schritte vor der Entwicklung und dem Test der eigentlichen Blockchain-Lösung sehr komplex und elementar für den späteren Erfolg sind. „Ohne einen klaren Anwendungsfall und funktionierende Governance-Strukturen kann die beste Blockchain keinen Mehrwert liefern“, heißt es in der Projektankündigung. „Wir schätzen, dass wir nach rund einem Jahr so weit sein werden, auf Grundlage unserer konzeptionellen Vorarbeit die Lösung in der nächsten Projektphase implementieren zu können“, so Haas-Hamannt. „Gelingt uns dieser Riesenschritt, wird sich zeigen, ob der Markt bereit für Blockchain und damit auch für mehr Transparenz ist.“