Themen, Trends und Technologien

Cloud als Zugpferd Nummer eins

von - 20.10.2021
Rein auf die Technologie bezogen, ist und bleibt alles rund um die Cloud ein Top-Thema und das Zugpferd schlechthin für die IT in Deutschland. Interessant sei dabei, so Marco Burk von CGI, dass man in diesem Bereich nicht mehr nur von Pilotprojekten und initialen Cloud-Native-Lösungen spreche, sondern dass „mittlerweile zunehmend die Mi­gration der gesamten Legacy-Applikationslandschaft auf flexiblere und skalierbarere Cloud-Plattformen in den Fokus rückt.“ Die gesamte Branche verlasse gerade die erste Phase, in der gern öffentlichkeitswirksame Apps, Piloten, Start-up-Kollaborationen und insbesondere sogenannte Quick Wins umgesetzt wurden. Die Unternehmen landeten nun im herausfordernden Bereich der Migration, wo seit Jahrzehnten gewachsene Legacy-Landschaften warten. „Und diese lassen sich eben nicht mehr mit einer Stand-alone-Low-Code-Lösung aus dem App-Store effektiv ersetzen.“ Deshalb seien nun vielmehr Betriebsstabilität und insbesondere auch Gegenfinanzierungsmodelle die wichtigsten und spannendsten Diskussionspunkte, ergänzt Burk.
Neben der Cloud stehen zudem vor allem neue Technologien rund um Intelligent Automation, Smart Data und Künstliche Intelligenz im Fokus. Die meisten Unternehmen haben festgestellt, dass sie viele ihrer Prozesse automatisieren müssen, um die erhöhte Geschwindigkeit, die in allen Geschäftsbereichen erforderlich ist, überhaupt mitgehen zu können.
Den anhaltenden Trend zur Künstlichen Intelligenz als Zugpferd für die IT bestätigt auch Andreas Gentner: „Neben Cloud-Technologien sehen wir eine ex­trem hohe Relevanz von Künstlicher Intelligenz – und das in allen Spielarten.“ In diesem Kontext werden laut Gentner, europaweiter Leiter des Industriebereichs Technology, Media und Telecommunications bei Deloitte, jene Daten immer wichtiger, die aus den immer zahlreicheren IoT-Anwendungen generiert werden.
Volker Gruhn, Aufsichtsratsvorsitzender des IT-Dienstleisters Adesso, meldet in Sachen KI eine höhere Nachfrage vor allem im Bereich des maschinellen Lernens – und unterstreicht, dass die spannendste Phase bei KI noch vor uns liege: „Erste Erfolge in Unternehmen sorgen für Lust auf mehr. Und die gewonnenen Erfahrungen helfen den Fachleuten dabei, die nächsten KI-Anwendungen sicherer und schneller zu entwickeln.“
Künstliche Intelligenz und damit einhergehende Technologien wie Predictive Analytics und Machine Learning sind aber nur ein paar der Faktoren, die dazu beitragen werden, dass die Abläufe in den 2020er-Jahren produktiver und nachhaltiger werden. Die Technologien sind mittlerweile ausgereift und mit der Cloud sind auch die Ressourcen und die notwendige weltweite Verfügbarkeit von Applikationen und Lösungen gewährleistet. Jörn Messner von Lufthansa Industry Solutions ist der festen Überzeugung, „dass Unternehmen zukünftig immer stärker nach Lösungen oder Teillösungen fragen, um sie in bestehende Architekturen zu integrieren“. Seine Kunden forderten zunehmend KI-Expertise ein, um diese Technologien in ihre Projekte einzubinden.
„In Sachen KI verlagert sich gerade die Perspektive: Viele Unternehmen haben bereits erste Erfahrungen mit KI-Lösungen gesammelt. Jetzt ist es an der Zeit, diese deutlich enger an das eigene Kerngeschäft anzubinden und den langfristigen Nutzen in den Blick zu nehmen“, bestätigt Marcus Metzner von Arvato Systems.

Ohne Chips läuft nichts

IT-Projekte mit oder ohne Cloud und KI – ohne die entsprechende Hardware kommt man nicht weit. In den Medien war in den vergangenen Monaten vermehrt von einem Chip-Mangel die Rede. Meist hört man in diesem Zusammenhang von großen Industrieunternehmen wie Automobilherstellern, dass sie darunter leiden. Der weltweite Engpass wirkt sich aber auch auf die großen Tech-Konzerne aus: Wenn diese Server, Smartphones & Co. nicht wie geplant produzieren können, dann betrifft das letztlich alle Unternehmen, unabhängig von der Branche.
„Deswegen“, so Jörn Messner, „mussten wir einige geplante Neuanschaffungen bereits verschieben.“ Als IT-Dienstleister sei man zwar weniger von den Engpässen betroffen – „allerdings stehen auch wir im Moment vor der Herausforderung, unsere Mitarbeitenden mit neuesten Notebooks und Smartphones auszustatten.“
Elisabeth Denison
Chief People Officer im Executive Committee bei Deloitte
Foto: Deloitte
„Für die Einschätzung von Leistung ist der Output entscheidend und nicht mehr der Input in Form von Stunden oder Anwesenheit.“
Die aktuelle Belastung der Lieferketten habe eine hohe Relevanz für seine Kunden, erklärt Andreas Gentner von Deloitte. Wie gewichtig die Folgen sein können, zeigten die stillstehenden Bänder in der Automobilindustrie. Er gibt zu bedenken, dass neben solchen Engpässen das Thema Lieferketten eine weitere Facette habe, die zuletzt erheblich an Bedeutung gewonnen hat: „Immer mehr Unternehmen hinterfragen globale Handelsströme unter Nachhaltigkeitsaspekten. Veränderungen im Bereich Supply Chain sind jedoch komplex, erfordern eine gezielte Planung und nehmen Zeit in Anspruch.“

Nachhaltige IT

Generationengerechtes und nachhaltiges Leben spielt eine immer wichtigere Rolle – auch in den Unternehmen und speziell in der IT wird der von Gentner ins Spiel gebrachte Nachhaltigkeitsaspekt also immer wichtiger.
Auch laut Martin Wibbe muss das Thema Nachhaltigkeit stärker in den Fokus der Unternehmen rücken. Dafür bedürfe es, so der CEO des Dienstleisters Materna, natürlich Investitionen: „Es geht darum, und da sind wir alle gefragt, den CO2-Footprint nachhaltig und organisationsweit zu reduzieren.“ Dazu gehörten etwa Projekte zum Einsatz einer modernen Maschinensteuerung über das Internet of Things (IoT). Damit werde es möglich, Produktionsprozesse und den Verbrauch an Rohstoffen zu optimieren sowie Schadstoffe zu reduzieren. „Dies geschieht zum Beispiel dadurch, dass sich Maschinen über das IoT gegenseitig steuern und in Echtzeit über den Verbrauch von Rohstoffen informieren.“
Einen Trend zur nachhaltigen IT sieht auch Florian Dreifus, COO bei SAP SuccessFactors in der Region Mittel- und Osteuropa: „Nachhaltigkeit gewinnt weiterhin an Bedeutung – und somit sämtliche Technologien, Lösungen und Services, die zur Entwicklung einer nachhaltigen Belegschaft, einer Sustainable Workforce, und Unternehmens­ausrichtung beitragen.“ Auch das Thema Umweltschutz spiele eine zentrale Rolle, „schließlich ist Klimaschutz für Unternehmen längst nicht mehr Kür, sondern Pflicht.“ Das habe zuletzt die Flutkatastrophe im Sommer eindrücklich gezeigt.„Wirtschaft und Industrie haben hier bereits die Weichen gestellt: Laut ,FutureScape‘-Studie des Beratungsunternehmens IDC werden 90 Prozent der Global-2000-Unternehmen bis 2025 recycelbare Ressourcen nutzen und sich neben CO2- auch Energieverbrauchsziele setzen“, fügt Dreifus hinzu.
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