Deutschland öffnet Arbeitsmarkt für ausländische Fachkräfte

Mangel an Anerkennung ausländischer Qualifikationen

von - 28.02.2020
OECD-Experte Liebig wünscht sich mehr Flexibilität. "Im deutschen System kann man nicht Schwächen in einem Bereich - etwa den Mangel an formal anerkannten Qualifikationen - zum Beispiel durch gute Sprachkenntnisse ausgleichen." Dabei seien gerade Sprachkenntnisse eine gute Messlatte für Motivation.
Der Spracherwerb schon im Herkunftsland spielt schon heute eine große Rolle bei Programmen, die die Deutsche Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ) zusammen mit der Bundesagentur für Arbeit für Fachkräfte durchführt. Seit sieben Jahren gibt es sie unter anderem für den Pflegebereich, wo nach Einschätzung von Experten bis 2025 rund 150.000 zusätzliche Kräfte benötigt werden.
Ein besonderer Fokus liegt dabei auf Bosnien und Herzegowina, Serbien, den Philippinen und Tunesien, von wo in den vergangenen Jahren nach Angaben der Arbeitsagentur 2.220 Menschen nach Deutschland kamen, um in Pflegeberufen zu arbeiten. Mehr als 1.000 weitere Personen befänden sich derzeit noch in der Vorbereitung.
Aber auch für die Gastronomie und die Baubranche laufen Pilotprojekte - vor allem in Nordafrika. In Kooperation mit dem Goethe-Institut in Marokko werden derzeit 100 Marokkaner für eine Ausbildung in Deutschland sprachlich und kulturell fortgebildet. In sechs Monaten sollen die jungen Menschen fit für den deutschen Arbeitsmarkt sein.

Anforderungen an Migranten ist enorm

Das Programm ist fordernd: "Was sich die Leute mit diesem intensiven Programm antun, ist enorm", sagte Institutsleiterin Susanne Baumgart. "Sie machen das nur, weil es hier in Marokko wirklich wenig Chancen für sie gibt." Die Jugendarbeitslosigkeit ist in den Maghreb-Staaten Tunesien, Algerien und Marokko hoch. Viele junge Menschen studieren, finden anschließend aber keine passende Stelle.
Neben der wichtigen sprachlichen Ausbildung gehe es vor allem auch darum, ein realistisches Bild von Deutschland und der Arbeit in der Gastronomie und dem Baugewerbe zu zeichnen. "Für manche ist das ein Traum, der zum Alptraum wird, wenn sie sich dann irgendwo alleine in der bayerischen Provinz wiederfinden", sagte Baumgart. Immerhin: Von den mehr als 100 Teilnehmern aus einer ersten Pilotphase, die 2017 begonnen hatte, sind nach GIZ-Angaben noch drei Viertel in Ausbildung und legen bald ihre Abschlussprüfungen ab.
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