Big-Data-Studie wertet Daten von 10.000 New Yorkern aus

Hochsicherheitstrakt für Daten

von - 12.07.2017
Der Mikro-Kosmos New York mit seiner Vielfalt an Lebensformen, Hautfarben und ökonomischen Lebensbedingungen erscheint als idealer Standort für ein ähnliches Projekt an Menschen - mit dem Smartphone als "Teleskop". Da in den USA zudem meist selbst Kaugummis mit der Kreditkarte bezahlt werden, bekommen die Forscher einen genauen Einblick in das Konsumverhalten der Teilnehmer: Welche Lebensmittel werden wo gekauft? Fast-Food-Restaurants oder Salatbars bevorzugt? Wird in der Freizeit Geld für Kinokarten oder für Besuche im Fitnessstudio ausgegeben?

Aber auch soziale Kontake, online verbrachte Zeit, Umzüge, Schulkarrieren, berufliche Entwicklungen sollen aus den Daten nachvollzogen werden - über mindestens zwei Dekaden hinweg. Zugleich sammelt "The Human Project" genetische Daten und Infos zur Darmbakterien-Kultur der Teilnehmer. Diese große Diversität biologischer, ökonomischer und soziologischer Informationen durchkämmen Computerprogramme dann nach individuellen Mustern und lesen - bestenfalls - allgemeine Algorithmen heraus. "Unsere Antworten werden deutlich reicher, multivariabler sein als nur 'Zucker verursacht Diabetes'" sagt Glimcher.

Um die wertvollen Daten und die Identität der Teilnehmer zu schützen, entsteht an der New York University in Brooklyn derzeit ein Hochsicherheitstrakt. Ins Innerste, den "roten Würfel", darf nur eine Handvoll Datenwärter, nach aufwendigem Sicherheitscheck und durch eine Schleuse. Akkreditierte Forscher erhalten Zutritt in den "gelben Bereich" zum Sichten bestimmter aktueller Daten - allerdings ohne eigenen Laptop oder Datenstick. Für den Zugriff von Außen können Wissenschaftler jeweils nur Mini-Datensets beantragen, aus denen sich keine Identitäten rekonstruieren lassen.

Erste nuancierte Antworten ab 2020

Im besten Fall, so hoffen die Forscher, wird das Projekt ab 2020 erste nuancierte Antworten geben können. Etwa darauf, wie Armut sich auf die Hirnentwicklung kleiner Kinder auswirkt oder welche Umwelteinflüsse zur Entstehung von Alzheimer und Krebs beitragen.

"Wir erstellen eine Landkarte. Und diese Landkarte wird für die Gesellschaft hilfreich sein - wobei jeder Einzelne entscheiden muss, ob er wissen möchte, wo er auf dieser Karte steht." Das Projekt werde sich mit fortschreitender Technologie und den sich daran anpassenden Menschen noch weiterentwickeln. "Die Wahrscheinlichkeit, dass ich sein Ende noch erlebe, ist ziemlich gering", sagt der 55-jährige Glimcher.
Verwandte Themen