Virtual Reality in der Touristik

Premium-Economy-Upgrade

von - 08.09.2017
Erfahrungen mit VR-Brillen
Quelle: Bitkom
Die Deutsche Lufthansa setzt bei der Kundengewinnung ebenfalls auf Virtual Reality. In der App Lufthansa VR für Android und iOS können sich Passagiere ein Bild vom Innenraum eines Airbus A380 machen oder einen Blick ins Cockpit werfen.
Hinzu kommen virtuelle Reisen zu Lufthansa-Destinationen wie Hongkong, Miami und Tokio. So können sich Betrachter virtuell auf die bekannte Kreuzung im To­kio­ter Stadtteil Shibuya stellen und das Treiben beobachten.
Selbstverständlich sollen die Apps die Vorzüge der teureren Buchungsklassen an Bord der Kranich-Maschinen ins rechte Licht rücken. So fehlen keine Touren durch die höherpreisigen Klassen – inklusive einer freundlich lächelnden Stewardess. „Die Apps kommen sehr gut an, weil sie einen ein­fachen Einstieg in die Thematik Virtual Reality bieten“, so Torsten Wingenter, Senior Director Digital Innovations bei Lufthansa.
Dr. Torsten Wingenter
Dr. Torsten Wingenter
Senior Director Digital Innovations Lufthansa Group
www.lufthansagroup.com
Foto: Deutsche Lufthansa
„Im Rahmen der Gate-Promotion konnten wir eine Steigerung der Upgrades von bis zu 50 Prozent erzielen.“
Die Fluggesellschaft geht sogar schon einen Schritt weiter. An den Flughäfen in Frankfurt und New York setzte Lufthansa vor Kurzem bei einer Aktion VR-Brillen ein, um Langstrecken-Passagiere der Economy Class zu einem Upgrade auf die geräumigere Premium Economy Class zu bewegen. So konnten sich die Gäste virtuell ansehen, wie viel Platz sie bei einem Upgrade erwarten würde. Das virtuelle Hineinschnuppern in die Premium Economy Class hat den Fluggästen offenbar gut gefallen: „Im Rahmen der Gate-Promotion konnten wir eine Steigerung der Upgrades von bis zu 50 Prozent erzielen“, resümiert Wingenter. Inzwischen setzt Lufthansa weltweit bereits 300 VR-Brillen im Vertrieb ein.

Virtuelle Alpen

Marie aus dem Ammergau zieht für das Studium weg – und hat schon Heimweh. Und was macht Maries moderner bayerischer Papa? Er bastelt seiner Tochter eine VR-Brille und dreht einen VR-Film aus der Heimat.
Mit dieser Geschichte präsentierte die Ammergauer Alpen GmbH im letzten Jahr einen VR-Werbefilm für die Region. Potenzielle Urlauber schweben darin per Gondel zur Almhütte, dirigieren die örtliche Blaskapelle oder bewundern die Rokoko-Klosterbasilika in Ettal. Damit zeigen die Ammergauer, wie man VR geschickt für das Marketing nutzt.

Ausblick

In Sachen Virtual Reality in der Touristik ist in absehbarer Zeit noch einiges zu erwarten, vor allem was die virtuellen Touren im Reisebüro angeht.  So werden künftig bei einer virtuellen Besichtigung einer Kreuzfahrtschiffkabine gleich die tagesaktuellen Preise miteingeblendet. Und wenn sich der Kunde für eine Kreuzfahrt nach Norwegen interessiert, dann erscheint beim Gang auf den Balkon passend dazu der Geirangerfjord.
Derzeit ist VR noch Mittel zum Zweck: Man bekommt einen Vorgeschmack auf das, was einen erwartet. Doch viel fehlt nicht mehr und man kann auf Gepäck,  Flug und Hotel verzichten und gleich die ganze Reise virtuell unternehmen. Bei VR ist mit zahlreichen Weiterentwicklungen zu rechnen, die zu völlig neuen Geschäftsmodellen führen.
Auch die Berater von KPMG sehen im virtuellen Reisen viel Potenzial. So könne damit jeder unabhängig von Zielort, Transportmittel oder anderen Umständen eine Reise antreten – auch mit körperlichen Einschränkungen. Ein Beispiel: Ein älteres Ehepaar unternimmt eine Kreuzfahrt. Während sich die noch rüstige Frau keinen Landausflug entgehen lässt, ist ihr Gatte nicht mehr so fit und bleibt an Bord. Die Frau nimmt ihren Mann virtuell mit an Land, indem sie den Ausflug im Video festhält. Ihr Mann ist mit einer VR-Brille an Bord live dabei und hat so in Echtzeit an den Eindrücken teil.
Auch beim Fliegen werden sich die VR-Fortschritte zeigen: Die Lufthansa stellte auf der Touristik-Messe ITB die Konzeptstudie Moving Map vor. „Vereinfacht gesagt macht diese App den Flugzeugboden gläsern“, so Lufthansa-Manager Wingenter. Wenn Passagiere über Berge oder Städte fliegen, können sie nachts oder aufgrund von Wolken nichts sehen. „Mit der Moving Map sehen sie mit Hilfe einer VR-Brille die Landschaft unter ihnen.“
VR in der Toursitik Australian Airlines 360-Grad-Video
360-Grad-Videos als Brückentechnologie: Virtual Reality light bieten viele Reiseunternehmen mit Rundum-Videos an.
Foto: Austrian Airlines
Virtual Reality (VR)
Virtual Reality wird in der Touristik-Branche auf zweierlei Weise genutzt.
Bei Virtual Reality unterscheidet man zwischen 360-Grad-Videos und „echten“ VR-Welten. Beides wird häufig in einem Atemzug genannt – genau genommen sind es aber unterschiedliche Dinge.
Während 360-Grad-Videos auf die Perspektive und Kamera­bewegungen des Videomachers begrenzt sind, kann man sich in VR-Welten frei bewegen. Ein weiterer Unterschied: 360-Grad-Videos laufen auf gängigen Endgeräten wie Smartphones und Desktop-Rechnern, für VR benötigt man eine Spezialbrille. 360-Grad-Videos sind also so etwas wie eine Brückentechnologie auf dem Weg zu VR.
Virtual-Reality-Brillen haben statt Gläsern einen kleinen Bildschirm. Die eingespielten Filme und Panoramen ermöglichen einen 360-Grad-Rundumblick am Reiseziel. Da die Brille die Kopfbewegungen des Trägers registriert, kann man sich auf der virtuellen Reise drehen und umschauen – und taucht so viel intensiver in ein Reiseziel ein, als wenn man sich einfach nur ein Video anschaut. Auf diese Weise präsentiert sich die virtuelle Welt als ziemlich real und spricht die emotionale Ebene an.
Augmented Reality (AR), also erweiterte Realität, ist eine Kombination aus wahrgenommener und vom Computer erzeugter Realität. Anders als bei VR geht es bei AR darum, die realen Wahrnehmungen mit Zusatzinformationen zu er­gänzen.
Vor allem im Marketing erwartet man viel von den virtuellen Welten: Laut dem Beratungsunternehmen KPMG zählen für 34 Prozent der Marketing-Manager in Deutschland neue Technologien wie VR und AR zu den wichtigsten Veränderungsfak­toren der Marketingindustrie bis zum Jahr 2020.
Verwandte Themen