Was Redmond von Start-ups lernen kann

Türöffner für Start-ups

von - 20.02.2017
com! professional: Welche Unterschiede gibt es zwischen Ihrer früheren Rolle bei Qualcomm und der heutigen bei Microsoft?
Kashyap: Ein Hauptunterschied ist: Im Gegensatz zu Qualcomm besitzt Microsoft eine riesige Verkaufsmannschaft für das Firmenkundengeschäft. Die Kollegen bringen quasi täglich Hightech-Produkte bei Anwenderunternehmen an den Mann. Sie sind auch ein guter Türöffner für Start-ups.
Denn die Vermarktung ihrer Lösungen ist die größte Herausforderung für Start-ups. Um eine Firma zu gründen, benötigt heute niemand mehr großes Kapital. Rechenleistung, Speicher und die Datenübertragung kostet quasi nichts mehr. Wenn das Produkt einmal entwickelt ist, beginnt aber die Vermarktung. Sie ist noch immer teuer. Hier können die Verkäufer von Microsoft eine wertvolle Unterstützung sein.
com! professional: Ist künstliche Intelligenz (KI) ein Kriterium für Investments von Microsoft Ventures?
Kashyap: Nein, überhaupt nicht. Ehrlich gesagt nutzen die wenigsten von uns unterstützten Start-ups KI. Ein Beispiel ist CrowdFlower, eine von Menschen unterstützte KI. Auf der Plattform helfen Benutzer dabei, zum Beispiel die Bewertungen von Uber-Fahrern zu kategorisieren. Wenn sich ein Fahrgast beschwert, er sei beschimpft worden, ist das etwas anderes als eine Klage über einen Wagenlenker, der seinen Fahrgast entführen wollte. Die User von CrowdFlower stufen ein, wie schlimm das Fehlverhalten des Fahrers nun wirklich war. Anhand der Abstufungen lernt das Bewertungssystem von Uber, den Schweregrad selbst zu bestimmen.
Element AI ist ein anderes Beispiel. Das Start-up aus Montréal kombiniert ebenfalls künstliche und menschliche Intelligenz. Das Angebot wendet sich an Großkonzerne wie zum Beispiel Telekommunikationsfirmen oder Versicherungen: Für sie kann Element AI riesige Datenmengen auswerten. Dabei profitieren beide: Das Start-up kann seine KI mit Firmendaten trainieren, auf die es sonst nie Zugriff bekäme. Die Unternehmen bekommen Expertise, die sie sonst nicht bekämen, und ihr Problem mit der Datenauswertung wird gelöst.
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