Mensch und KI sind ein Dream-Team

Die Künstliche Intelligenz

von - 15.04.2019
FachlicheBreite oder fachliche Tiefe bei-KI-Anwendungen
Spezialisten: KI-Anwendungen verfügen typischerweise über fachliche Breite oder fachliche Tiefe.
(Quelle: adesso )
Für diesen Beitrag soll KI definiert werden als Systeme, die automatisch beziehungsweise selbstständig Entscheidungen treffen und auf Input wie beispielsweise Bild, Text oder Sprache reagieren können. Von der Routenplanung über automatische Übersetzungen bis zum Social-Media-Nachrichtenstrom: Im Hintergrund werkeln, oftmals unbemerkt vom Anwender, KI-Technologien. Bei allen Unterschieden im Detail lassen sich die Lösungen unter anderem anhand von zwei Dimensionen unterteilen, die im Zen­trum der Fragestellung „Fähigkeiten von Mensch und KI“ stehen: fachliche Tiefe und fachliche Breite.
Zwei Beispiele verdeutlichen die unterschiedlichen Dimensionen. Auf der einen Seite die Suchmaschine. Künstliche Intelligenz liefert Ergebnisse für jede denkbare Anfrage: ob Hollywood-Blockbuster oder klassische Oper, ob Fast-Food-Restaurant oder Gourmet-Tempel - jeder Suchende wird fündig. Sie findet relevante Texte, die zu einer zuvor definierten Menge von Schlüsselwörtern passen. Die Funktionsweise ist übertragbar auf alle Arten von Texten, unabhängig von speziellen fachlichen Inhalten. Aber: Eine Suchmaschine kann eine Antwort nicht aus der Kombination von Informationen verschiedener Webseiten herleiten. Die Auskunft auf die einfache Frage, wie viele Artikel zum Thema KI eines bestimmten Autors im Jahr 2018 veröffentlicht wurden, bleibt sie schuldig. Eigentlich müsste sie nur die KI-Artikel des Autors finden und zählen. (Exkurs: Die Suchmaschinenanbieter arbeiten daran, mehr und mehr solcher Funktionen als Add-on einzubauen. Heute nutzen Anwender KI für einfache Rechenaufgaben, Konvertierungen, Übersetzungen und andere Funktionen.)
Entsprechend gehören Suchmaschinen in die Kategorie der fachlich breiten, aber inhaltlich oberflächlichen KI-Anwendungen.
Auf der anderen Seite gibt es das KI-System, das zum Beispiel in einer Versicherung die Eingangskorrespondenz prüft. Die KI findet in unstrukturierten Informationen die relevanten Angaben zum Bearbeiten eines Kfz-Versicherungsfalls. Wo in dem Schreiben des Anwalts steht die Adresse des Versicherten, die Vertragsnummer und die Schadenssumme? Welche sind die schadensrelevanten Informationen, die im Fließtext gegebenenfalls verklausuliert genannt sind?
Experten trainieren das System, indem sie ihm anhand von zahlreichen Datensätzen zeigen, welche Informationen relevant sind und wo diese in Texten zu finden sind. Die KI interpretiert und ordnet Schreiben zu Schadensfällen hinsichtlich fachlich spezifischer Merkmale. Das leistet sie ausschließlich für die Sparte Kfz. Für den Bereich Hausrat müsste die Versicherung ein neues System aufsetzen und trainieren. Die KI-Anwendung für Kfz-Versicherungen ist also spitz hinsichtlich der fachlichen Breite. Sie ist jedoch tief hinsichtlich der Fachlichkeit, zu der sie Entscheidungen treffen kann.
Existierende KI-Anwendungen lassen sich in dieses Schema einordnen. Fachliche Tiefe UND Breite ist außer Schlagweite der aktuellen technischen Möglichkeiten. Die Kombinationen von fachlicher Tiefe und Breite werden heute - wie am Beispiel der Suchmaschinen angedeutet - höchstens durch die Kombination mehrerer unterschiedlicher KI-Systeme erreicht. Eine KI, die verschiedene KI-Systeme sinnvoll und gegebenenfalls kontextspezifisch miteinander kombinieren kann, ist nicht bekannt.
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