Die größten Fehlprognosen der Technikgeschichte

Das Unding Heimcomputer

von - 03.01.2019
DEC-Chef Kenneth Olsen sah keine Zukunft für Heim-PC.
(Quelle: DEC )
Andre bekundeten dagegen Mühe die Miniaturisierung, die zukünftige Verbreitung von Computern und deren Rechenleistung und -hunger für die Nahe Zukunft richtig einzuschätzen. Zu den wohl bekanntesten Fehleinschätzung gilt der Ausspruch von Kenneth Olsen, Präsident, Vorstandvorsitzender und Gründer der Firma Digital Equipment Corporation (DEC), der 1977 während einer Rede sinnigerweise am Treffen der World Future Society in Boston sagte:"Es gibt keinen Grund, warum irgend jemand einen Computer zuhause haben möchte". Die Fehlinterpretation von Olsen wiegt umso schwerer, da zu jener Zeit bereits die ersten PCs erhältlich waren, darunter der Apple I, der 1976 erschien. Schon im Folgejahr begann mit dem Apple II und dem PET von Commodore, dem Vorläufer des C64, die Individualisierung des Computing in allem Ernst. Nur schon der Apple II wurde sechs Millionen Mal verkauft, vom C64 sogar 22 Millionen Stück.
Kann man bei Olsen auch davon ausgehen, dass er als Hersteller von größeren, zentralen Firmenrechnern keine PC-Konkurrenz haben wollte, führen andere Vorhersagen aus der Frühzeit des aufkeimenden PC-Zeitalters zu mehr Stirnrunzeln. Sehr berühmt ist eine Aussage, die dem Microsoft-Mitgründer und damaligen CEO Bill Gates zugeschrieben wird. Er soll nämlich behauptet haben, dass "niemand mehr als 640 Kilobyte RAM in seinem PC benötigt". Nur schon das aktuelle Betriebssystem von Microsoft, Windows 10, benötigt mindestens 2 GByte Zwischenspeicher. Für ein komfortables Arbeiten sollte der eigene PC wohl eher mit einem Vielfachen dessen ausgestattet sein.
Auch wenn Gates dementiert, die 640-K-Aussage je gemacht zu haben ("Ich habe viele dumme Dinge in meinem Leben behauptet, aber nicht das"), dürfte der Microsoft-Boss dennoch in die Annalen eingehen, als Orakel, das mehr als einmal danebengehauen hat. "Wir werden nie ein 32-Bit-Betriebssystem bauen", sagte er während der Veröffentlichung des 8-Bit-Heimcomputers MSX im Jahre 1983. Zehn Jahre später, 1993, brachte Microsoft Windows NT auf den Markt, das - wir ahnen es schon - eine Wortbreite von 32 Bit unterstützte. Übrigens heute sind 64-Bit-Betriebssysteme Usus und die 32-Bit-Vorgänger auf dem Weg zum Software-Friedhof.
Ebenfalls belegt ist die Aussage von Gates aus dem Jahre 1980, dass er niemanden kenne, der durch das Schreiben von Software reich geworden wäre. Nun ja, er kannte wohl seine eigene Karriere als künftig reichster Mann der Welt noch nicht, als er sich zu dieser Aussage hinreißen ließ. Wobei: Ganz so falsch ist die Aussage gar nicht. Das reine Schreiben von Software ist noch keine Garantie für Reichtum, wohl eher die geschickte Vermarktung und Vereinnahmung von Entwicklungen.

Supernova Internet

Lag öfters mal mit seinen Prognosen daneben: Bill Gates, Mitgründer und langjähriger CEO von Microsoft.
(Quelle: WEF )
Auch die Entwicklung des Internets und damit einhergehenden Trends gehört nicht zu den Gebieten, in denen Gates mit Augurenkünsten zu glänzen wusste. So behauptete er am 15. Januar 2004 während des World Economic Forums (WEF) in Davos, dass das "Spam-Problem in zwei Jahren gelöst" sei. Der Anteil an Spam-Mails in Unternehmen weltweit beträgt laut Statista nach wie vor zwischen 55 und 60 Prozent. Spam ist somit alles andere als gelöst.
Sogar ausgewiesene Netzwerk-Gurus lagen gelegentlich daneben, was die Entwicklung des Internet selbst betrifft. So prognostizierte der Ethernet-Erfinder und 3Com-Gründer Bob Metcalfe im April 1995 in einer Kolumne der US-Fachzeitschrift Infoworld das baldige Ende des Netz der Netze. "Das Internet wird bald eine Supernova bilden und 1996 katastrophal kollabieren", schrieb er. Zum Glück hatte er unrecht, genauso wie unser bereits bekannter Fehlprognostiker Gates, der schon 1993 behauptet hatte: "Das Internet ist nur ein Hype". Nicht nur Gates konnte sich irren, auch der was Trends anbelangt als besonders findig geltende Apple-Mitgründer Steve Jobs postulierte Ende 2003: "Das Abo-Modell für den Kauf von Musik ist gescheitert". Eine kleine schwedische Firma namens Spotify sollte den als Technologie-Guru gefeierten Jobs eines besseren belehren.
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