Der Kampf um die IT im Fahrzeug-Cockpit

Google schmiedet Allianzen

von - 06.02.2019
Toyota hat dagegen offenbar den Widerstand gegen Google aufgegeben. Wie das US-Fachblog "Automotive News" unter Berufung auf Insider-Quellen meldet, will der größte Autobauer der Welt sein Infotainment-System in Kürze für Android Auto öffnen - für den Google-Mutterkonzern Alphabet wäre das ein schöner Erfolg, denn Toyota baut im Jahr rund zehn Millionen Autos. Hatten die Japaner die Zusammenarbeit mit Google über Jahre aus Bedenken um den Datenschutz abgelehnt, beugen sie sich inzwischen offenbar der normativen Kraft des Faktischen: Weltweit liegt der Marktanteil für Android-Smartphones bei rund 80 Prozent.
Allerdings unterscheidet sich das Vorgehen von Toyota in einem wichtigen Schritt von dem Deal, den Google gerade mit Renault/Nissan/Mitsubishi abgeschlossen hat. Toyota will lediglich die hauseigene Software-Plattform Smart Device Link für Android Auto öffnen - iPhones hatten schon vorher Zugang. Beim Pakt mit der französisch-japanischen Markenallianz ist die Rolle von Google eine ganz andere: Der Internetkonzern wird nicht an eine vorhandene Multimedia-Lösung andocken, sondern diese komplett für die Hersteller entwickeln. Es ist sogar geplant, ältere Autos nachträglich mit dem Google-System aufrüsten zu können. Allein daran merkt man das enorme Interesse des Suchmaschinenkonzerns, seine Software in möglichst viele Autos zu bringen - die meisten Autohersteller sind eher zögerlich, wenn es da­rum geht, die Entertainment-Technik in bereits verkauften Vehikeln durch Software-Aufrüstungen auf den neuesten Stand zu bringen.
Auch das Smart Device Link, das Toyota seinen Kunden anbietet, ist keine eigene Entwicklung der Japaner. Die Software-Plattform wurde von Ford initiiert und wird dort auch Ford Applink genannt. 2015 wurden rund 2,4 Millionen Autos mit einem entsprechenden Infotainment-Paket ausgeliefert, bis 2020 sollen es 6,5 Millionen im Jahr werden.
Plattformen im Überblick
Apple Car Play
Die Apple-Antwort auf Android Auto bindet iPhones in die Unterhaltungselektronik von entsprechend ausgestatteten Autos ein. Dabei muss sich sogar Apple manchmal den Marktgesetzen beugen: Neuerdings unterstützt auch Car Play Google Maps – statt des Apple-eigenen Navis.
Baidu Car Life
Als Konkurrenz zu Car Play und Android Auto gestartet, unterstützt Baidu Car Life nicht nur – über eine entsprechende App – iOS- und Android-Handys. Baidu öffnet das System auch für unabhängige App-Anbieter. Die Unterstützung der Industrie ist breit – allerdings nur in China. Die Website zum System ist nur auf Chinesisch verfügbar.
GM App Framework
Seit 2013 lädt General Motors Software-Entwickler ein, Applikationen für die In-Car-Entertainment-Systeme des Konzerns zu entwickeln. Dabei gewährt GM den Entwicklern über Schnittstellen Zugang zu bis zu 200 verschiedenen Parametern, die während der Fahrt erfasst werden.
Mirror Link
Ursprünglich ein Projekt von Nokia, sollte sich Mirror Link zum universellen Standard für die Vernetzung von Auto und Smartphone entwickeln. Das ist nur zum Teil Realität geworden: Es unterstützen zwar viele europäische und asiatische Autos und eine Reihe interessanter Apps, iPhones kommen in der Kompatibilitätsliste des Konsortiums allerdings nicht vor.
Smart Device Link
Die ursprünglich von Ford initiierte Software-Umgebung soll einen einheitlichen Standard für die Zusammenarbeit zwischen Smartphones und Auto-Entertainment-Systemen bieten. Das Smart Device Link Consortium wird außer von der Autoindustrie auch von Firmen wie Amazon unterstützt.
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