Online-Shop in der Cloud eröffnen

Die Auslagerung eines Online-Shops in die Cloud

von - 12.05.2015
Die Auslagerung der IT und die flexible Ressourcennutzung bieten erhebliche Einsparpotenziale, kalkuliert Lars Schmoldt, Audience Marketing Manager bei Microsoft Deutschland: „Verglichen mit einer On-Premise-Installation lassen sich durch eine cloudbasierte Lösung zirka 40 Prozent der Betriebskosten einsparen.“ Durch die Flexibilität bei den Ressourcen, die in handelsarmen Zeiten einfach heruntergefahren werden können, ergäben sich weitere Kostenreduzierungen von 25 bis 30 Prozent.
Ingmar Böckmann, E-Commerce-Experte beim Bundesverband E-Commerce und Versandhandel Deutschland
Ingmar Böckmann, E-Commerce-Experte beim Bundesverband E-Commerce und Versandhandel Deutschland: „Der Ort der Datenhaltung und -verarbeitung, Ausfallsicherheit, Aufwände für Anpassungen und Betriebskosten sind die wesentlichen Kriterien für die Auswahl einer E-Commerce-Plattform.“
Bedenken gegen eine Cloud-Lösung bestehen häufig, wenn es um die Datenhaltung geht. Bei der Verarbeitung personenbezogener Daten, wie sie in einem Webshop anfallen, sind die Bestimmungen des Bundesdatenschutzgesetzes (BDSG) sowie der europäischen Datenschutzrichtlinie einzuhalten. Laut § 11 (1) des BDSG ist der Auftraggeber für die Einhaltung der Vorschriften verantwortlich, wenn er durch andere – etwa einen Cloud-Provider – personenbezogene Daten erhebt, verarbeitet oder nutzt.
Ein heikles Thema, vor allem wenn die Daten bei US-amerikanischen Providern lagern. Diese können nämlich prinzipiell dazu gezwungen werden, auch die Daten europäischer Kunden an US-Behörden herauszugeben. Ein solches Vorgehen wäre ein Verstoß gegen deutsches und EU-Recht, für den der Auftraggeber und nicht der Cloud-Betreiber verantwortlich gemacht würde (siehe dazu auch „Bieten deutsche Clouds wirklich mehr Schutz?“). Nicht umsonst nennt E-Commerce-Experte Böckmann vom bevh den Ort der Datenhaltung und -verarbeitung, neben Ausfallsicherheit, Aufwänden für Anpassungen und Betriebskosten als eines der wesentlichen Kriterien für die Auswahl einer E-Commerce-Plattform.
Carsten Schütte, Software Architect .NET bei team neusta
Carsten Schütte, Software Architect .NET bei team neusta: „Bei Cloud-Lösungen kann es durch die Skalierung von IT-Ressourcen zum Verlust von Session-Daten kommen.“
Einen technischen Nachteil kann die bereits erwähnte Flexibilität mit sich bringen. „Bei automatischer, also einer der Nachfrage entsprechenden Skalierung der IT-Ressourcen kann es zum Verlust von Session-Daten kommen“, so Carsten Schütte, Software Architect .NET bei der team-neusta-Unternehmensgruppe, einem IT-Dienstleister, der unter anderem das Design und die Integration von Webshops anbietet. So könnte etwa ein laufender Checkout-Prozess vorzeitig abgebrochen werden, wenn der Kunde sich bis zum Abschluss einer Bestellung zu lange Zeit lasse. Für dieses Problem gibt es Lösungen wie den Session-Load-Balancer von team neusta, der dafür sorgt, dass eine Instanz erst dann heruntergefahren wird, wenn alle Kunden-Sessions abgeschlossen sind.
Auch einer der wesentlichen Vorteile der Cloud – die kontinuierlichen Updates und Upgrades – kann sich in seltenen Fällen in einen Nachteil verwandeln, warnt Felix Kaiser, Senior Principal Consultant beim E-Commerce-Dienstleister Namics: „Genau wie ein Anwender von der Weiterentwicklung des Produkts profitiert, ist er auch zu einem gewissen Grad von dieser abhängig.“ Das könne problematisch werden, wenn man vergeblich auf eine dringend benötigte Funktion warten müsse oder sich das Produkt in eine Richtung entwickle, die eher schade als nütze, so Kaiser.
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