Open-Source-Cloud OpenStack kommt groß raus
OpenStack ist eine Option auf die Zukunft
von Hartmut Wiehr - 17.03.2015
Jonathan Bryce von der OpenStack Foundation sieht vor allem zwei Gründe, warum OpenStack bislang so erfolgreich war: „Als Erstes möchte ich das Timing nennen. Als sich herausstellte, dass die Lösungen von Amazon und anderen trotz ihrer Erfolge nicht für alle Unternehmen geeignet sind, die die Service-und Abrechnungsmöglichkeiten des Cloud-Modells nutzen wollen, konnten wir eine Alternative für ihre Rechenzentren anbieten. Viele Unternehmen möchten gern diese Art Technologie in ihrem Rechenzentrum einsetzen. Und um eine solche Option aktiv weiterzuentwickeln, beteiligen sie sich an der OpenStack Foundation. Zweitens bieten wir für Unternehmen etwas Neues an, nämlich Cloud-Software zum Nulltarif, ohne die üblichen Lizenzkosten und ohne Vendor-Lockin.“
Sehr viele APIs: Das Schaubild zeigt, wie komplex die hinter OpenStack stehende Architektur ist.
Starker Zulauf bei OpenStack
Das Interesse der IT-Industrie an der Entwicklung von OpenStack ist offensichtlich und zeigt nicht nur den Willen, bei zukünftigen Cloud-Geschäften mit dabei zu sein. Während Amazon mit AWS und Microsoft mit Azure bereits die Plätze im Massenumsatz besetzt halten – sie haben sehr viele kleine bis mittelgroße, bisher aber nur wenige große Unternehmen als Kunden –, ist die Konkurrenz um private und hybride Cloud-Services noch unentschieden. Eigentlich alle großen IT-Hersteller, in vorderster Reihe Dell, HP, Huawei, IBM oder NetApp, wollen bei diesem Zukunftsgeschäft mitmischen. Teilweise haben sie bereits eigene Cloud-Angebote entwickelt, ohne dass jedoch schon jemand einen Durchbruch erreicht hätte.
Eine Board-Mitgliedschaft bei OpenStack ist schon deshalb attraktiv, weil man nahe am Geschehen ist. Man ist auf dem Laufenden darüber, was die technische Entwicklung von privaten Cloud-Lösungen betrifft, aber auch darüber, was die Konkurrenz so vorhat.
Die Gefahr, dass die Platinum- und Gold-Sponsoren einen zu großen Einfluss auf die freie Entwicklung der OpenStack-Module nehmen oder versuchen würden, die Open-Source-Idee in ihrem eigenen Interesse zu beherrschen, sieht Jonathan Bryce nicht. Er spricht von einem gesunden Gleichgewicht zwischen den verschiedenen Geldgebern, von denen keiner die Richtung allein bestimmen könne. Man sei sich jedoch durchaus bewusst, dass man es letztlich mit konkurrierenden Interessen zu tun habe, gegenwärtig aber überwiege bei allen der Wunsch nach funktionsfähigen Lösungen auf der Basis von Open Source.
OpenStack und sein Open-Source-Ansatz schaffen Bryce zufolge für die Unternehmen mehr Auswahlmöglichkeiten, je nachdem was die Foundation-Mitglieder oder andere interessierte Hersteller auf der Grundlage des Open-Source-Codes an Produkten und Lösungen herausbringen werden, von Cloud-Software bis hin zu Appliances mit integrierten OpenStack-Elementen oder weiteren Komponenten – so wie es auch bei Linux heutzutage eine große Bandbreite an Produkten und Lösungen gebe.
Eine wichtige Rolle im OpenStack-Umfeld spielt Gold-Mitglied Mirantis, da man sich dort voll auf die Unterstützung und Ausbildung für die neue Technologie konzentriert. Dazu bietet Mirantis Kurse und Unterlagen für die komplexen OpenStack-Module an, die sich alle noch im Entwicklungsstadium befinden. Gerade in der derzeitigen Übergangsphase kommt Mirantis damit eine besondere Bedeutung zu.
Zum Testen und Evaluieren: HP bietet im Rahmen seines Cloud-Portfolios Helion eine Community-Edition von OpenStack als kostenlosen Download an.
Ein starkes Zeichen für den Erfolg von OpenStack ist auch das Engagement der chinesischen Firma Huawei, einem der größten IT-Hersteller der Welt, der seine Aktivitäten immer mehr in Richtung USA und Europa ausweitet. Huawei war auf dem jüngsten OpenStack Summit im November in Paris prominent vertreten. Der Gold-Sponsor beabsichtigt, seine Professional Services stark auszubauen und auch beim Zusammenspiel der OpenStack-Komponenten aktiv zu sein. Mit seiner Plattform Fusion Cloud will Huawei sowohl die Installation als auch den Betrieb von Cloud-Lösungen unterstützen. Fusion Sphere stellt in diesem Umfeld ein OpenStack-kompatibles Betriebssystem für Cloud-Lösungen dar.
Auch im Bereich der Speichertechnologie, die mit Software-defined Storage und Flash-Storage zurzeit einen großen Entwicklungssprung macht, engagieren sich viele Hersteller bei OpenStack. Neben Marktführern wie IBM oder EMC sind das jüngere Unternehmen wie SolidFire, Nimble Storage, Pure Storage oder Scality.
Bei OpenStack werden drei Speicheransätze verfolgt, die unterschiedliche Unternehmensanforderungen erfüllen: Object Storage mit Swift, Block Storage mit Cinder sowie File Storage mit Manila. Bei Cloud-Lösungen hat sich besonders Object Storage als wichtige Komponente herausgestellt, weil man damit sehr viele unterschiedliche Datentypen einschließlich unstrukturierter Daten erfassen kann.